Keine Einigung im Handel
Warnstreiks auch im Burgenland
Nachdem bei der gestrigen Verhandlung um den neuen Kollektivvertrag im Handel keine Einigung erzielt werden konnte, ist auch im Burgenland mit Warnstreiks vor Weihnachten zu rechnen. Die Arbeitgeber besserten ihr Angebot zwar deutlich nach, doch das war der Gewerkschaft zu wenig. Handelsobmann Trefelik fehlt das Verständnis dafür „dass man offenbar unbedingt streiken will.“
BURGENLAND/WIEN. Die Kollektivvertragsverhandlungen im Handel gingen gestern in die vierte Runde und wurden schließlich am Abend ohne einer Einigung abgebrochen. Kurz nach 21:00 Uhr meldete sich WKO-Handelsobmann Rainer Trefelik zu Wort: "Die heutige Runde hat gezeigt, dass die Streikbereitschaft der Gewerkschaft offenbar höher ist als ihre Verhandlungsbereitschaft. Das bedauern wir sehr, da wir einen großen Schritt auf die ArbeitnehmervertreterInnen zu gemacht haben."
Die Antwort der Gewerkschaft: "Nach wie vor sind die Arbeitgeber nicht bereit, ein Angebot vorzulegen, das über der Inflationsrate von 9,2 Prozent liegt." Zudem sei auf die geforderte Staffelung nicht eingegangen worden, die insbesondere schlechter Verdienenden eine stärkere Anhebung ermöglicht hätte.
Entgegenkommen abgelehnt
Boten die Arbeitgeber für die 430.000 Angestellten im Handel zu Beginn ein Gehaltsplus von fünf Prozent und eine Einmalzahlung von 800 Euro, so besserten sie auf sechs Prozent sowie eine einmalige Teuerungsprämie von 1.000 Euro nach. Das entspricht beim Einstiegsgehalt einem Plus von 12,02 Prozent und liegt damit sogar über der in der dritten Runde angehobenen Forderung der Gewerkschaft. „Mir fehlt daher jegliches Verständnis, warum man sich auf einen Justament-Standpunkt versteift und Prämienzahlungen, die einen klaren Nettovorteil für die Beschäftigten bringen, von vornherein ablehnt.“, so Trefelik. Bei einem Bruttogehalt von 2.500 Euro entspricht das Modell einer Bruttoerhöhung von 10,74 Prozent, bei einem Gehalt von 3.000 Euro sind es 10,05 Prozent.
Trefelik warnt vor Pyrrhussieg
Stattdessen hat die Gewerkschaft dem deutlich erhöhten Angebot mit einer Gegenforderung gekontert, die nur eine minimale Reduktion ihrer bisherigen Forderung darstellt. „Das ist für die Unternehmen in der aktuellen Lage nicht finanzierbar und weit weg von kreativen Lösungen, wie sie angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen notwendig sind.“ Trefelik warnt vor einem Pyrrhussieg, wenn die Gewerkschaft weiter versucht, ihre Forderung durchzuboxen: „Ein solcher Erfolg wäre teuer erkauft und die Freude darüber nur von kurzer Dauer. Denn längerfristig würde eine Erhöhung in einer Größenordnung, wie sie die Gewerkschaft fordert, bedeuten, dass Unternehmen sich die Angestellten nicht mehr leisten können." Schon jetzt gibt es einen enormen Anstieg von Insolvenzen und Schließungen im heimischen Handel. Auch von Streiks im Weihnachtsgeschäft profitiere niemand außer Drittstaatenhändler, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will am Dienstag in einer Stellungnahme gegenüber dem ORF.
Warnstreiks vor Weihnachten
Es gibt also bisher keine Einigung zum neuen Kollektivvertrag im Handel. Die Gewerkschaft kündigte deshalb Warnstreiks von 30. November bis 3. Dezember an - mitten im Weihnachtsgeschäft. Die dafür notwendige Freigabe wurde vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) schon am Wochenende erteilt, und auch die GPA kündigte bereits am Sonntag eine "erste Welle von Warnstreiks" an, sollte keine Einigung erzielt werden.
Auch im Burgenland mit Warnstreiks zu rechnen
Die Warnstreiks finden nun zwischen Donnerstag und Sonntag "in ganz Österreich in ausgewählten Standorten" statt. Auch im Burgenland ist in diesem Zeitraum mit Warnstreiks zu rechnen, so Moritz Wendelin, Regionalsekretär für Handel im Burgenland (GPA). Von 30. November bis zum 3. Dezember wurden Warnstreiks im Ausmaß von eine bis drei Stunden angekündigt. In dieser Zeit werden die Geschäfte geschlossen sein, im Anschluss wird der Betrieb wieder aufgenommen. Wo und wann genau wird nicht bekanntgegeben. Fix ist jedoch, dass nicht alle Geschäfte flächendeckend von dem Warnstreik betroffen sein werden, sondern nur punktuell. Die Gewerkschaft hofft damit auf eine gute Position im nächsten Verhandlungstermin, den man für 5. oder 6. Dezember angeboten habe.
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