Übermüdung: Unfallgefahr stark unterschätzt
Müdigkeit im Straßenverkehr ähnlich riskant wie Alkohol!

Die häufigsten Fahrfehler werden durch Müdigkeit ausgelöst. | Foto: djd/HDI
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  • Die häufigsten Fahrfehler werden durch Müdigkeit ausgelöst.
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Wer übermüdet am Straßenverkehr teilt nimmt, riskiert ebenso beeinträchtigt zu handeln, als ob er getrunken hätte. Die Risiken und Auswirkungen von übermüdetem Fahren, hier zusammengefasst. Außerdem: 7 Tipps für lange Strecken. 

BURGENLAND. Übermüdung am Steuer kann fatale Folgen haben. "Unfälle, die durch Übermüdung bzw. Sekundenschlaf verursacht werden, enden zumeist sehr schwer. Insbesondere die sogenannten 'Abkommensunfälle', bei denen das Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit von der Fahrbahn abkommt und meist ungebremst gegen ein Hindernis prallt oder einen Hang hinabstürzt, gehen oft katastrophal aus", so Marion Seidenberger, ÖAMTC-Verkehrspsychologin - und die Unfälle häufen sich. Während im Jahr 2020 fünf Menschen durch Übermüdungsunfälle auf Österreichs Straßen starben, waren es 2021 bereits neun und im vergangenen Jahr schon elf (Quelle: BMI).

Zu vergleichen mit Trunkenheit 

Das Hauptproblem ist, dass viele Lenker ihr eigenes 'Durchhaltevermögen' hinter dem Steuer überbewerten und infolgedessen die Müdigkeitswarnsignale des Körpers verdrängen, weiß Seidenberger: "Das Einschlafen am Steuer ist dabei lediglich die Spitze des Eisbergs – müdigkeitsbedingter Leistungsabfall während des Lenkens macht sich bereits lange vor dem tatsächlichen 'Wegnicken' bemerkbar." Dieser Leistungsabfall ist laut Deutscher Gesellschaft für Schlafforschung mit der Beeinträchtigung von einem Promille Alkohol vergleichbar: Die Konzentration und das Einschätzungsvermögen lassen nach, wir werden langsamer, unaufmerksamer, risikofreudiger und machen uns weniger Sorgen über negative Konsequenzen. Zudem werden wir reizbarer und ungeduldiger. 

Müdigkeit: Warnsignale des Körpers Ernst nehmen

Seidenberger warnt davor, die Müdigkeitswarnsignale des Körpers zu ignorieren. Die Folgen werden oft unterschätzt. "Wer die ersten Anzeichen von Müdigkeit verdrängt oder mit geöffneten Fenstern und lauter Musik zu vertreiben versucht, wird langfristig keine Verbesserung spüren. Auch Kaffee oder Energy Drinks nützen auf lange Sicht wenig, sie kaschieren die Müdigkeit bloß und täuschen gute Leistungsfähigkeit vor – bauen aber den Schlafdruck nicht ab."

Akute Warnzeichen sind häufiges Gähnen, plötzliches Frösteln, ein starkes Bewegungsbedürfnis, ständiges Verändern der Sitzposition, Verspanntheit im Nacken- und Schulterbereich, die Entwicklung eines starren Blickverhaltens sowie häufiges Blinzeln. Auch abnehmende Kommunikationsbereitschaft oder ein Stimmungstief können Warnsignale sein. "Wer bereits Schwierigkeiten hat, die Spur zu halten, grundlos ruppige Fahrmanöver durchführt, mit den Gedanken oft 'abdriftet' oder das Gefühl hat, die Straße würde sich verengen, sollte unbedingt die nächste Ausfahrt ansteuern!", warnt die ÖAMTC-Verkehrspsychologin.

Längere Fahrten auf der Autobahn können sehr anstrengend sein. Schon bei den ersten Anzeichen für Müdigkeit sollte eine Pause eingelegt werden. | Foto: APA
  • Längere Fahrten auf der Autobahn können sehr anstrengend sein. Schon bei den ersten Anzeichen für Müdigkeit sollte eine Pause eingelegt werden.
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Wenn man sich nicht mit einem Beifahrer abwechseln kann, sollten zumindest regelmäßige Pausen eingehalten werden. Wer Beeinträchtigungen wahr nimmt, soll umgehend für eine Pause anhalten, um zumindest kurz zu schlafen. Bereits ein Nickerchen von etwa 20 Minuten in Verbindung mit einem anschließenden Kaffee kann - zumindest kurzzeitig - helfen. Der Energieschub wirkt sich positiv auf Leistung und Stimmung aus und verbessert die Reaktionszeit, "trotzdem ist diese Methode keine Dauerlösung", ergänzt Seidenberger.

Urlaubsfahrten sind besondere Herausforderungen

Die Sommerreisezeit birgt besonders große Herausforderungen für Autofahrende: Lange Fahrten, oft zu ungewohnten Uhrzeiten, gepaart mit Stress und Hitze oder Starkregen, vielen Baustellenabschnitten und Staus sowie oft unbekannten Strecken. Die Gefahr, dabei am Steuer zu übermüden oder schlimmstenfalls in einen Sekundenschlaf zu verfallen, wird leider stark unterschätzt. "Je länger die Fahrtdauer, desto geringer die Aufmerksamkeit und umso höher das Unfallrisiko!" weiß die Expertin. 

7 Tipps für sichere Urlaubs- und Langstreckenfahrten:

  1. Ausreichend Schlaf vor der Abfahrt, insbesondere zu untypischen Uhrzeiten. 
    Lange Urlaubsfahrten entgegen der inneren Uhr sind riskant: "Sehr früh morgens und nachmittags gegen zwei Uhr befindet sich der Mensch in einem biologischen Tief. Fahrten in diesen Zeiträumen – vor allem auf monotonen Strecken – sind besonders unfallträchtig. 
  2. Routenplanung: Fixe Pausen einplanen, bei langen Fahrten die Zeit nicht zu knapp kalkulieren, gegebenenfalls eine Übernachtung planen um Fahrten über acht Stunden zu vermeiden
  3. Fahrerwechsel wo möglich durchführen
  4. Richtig Pause machen. Frische Luft und Bewegung beugt Müdigkeit vor und bringt den Kreislauf in Schwung.
  5. Verantwortung der Mitfahrer: Oft fällt ihnen früher auf, wenn Lenker müde werden. Ansprechen und gegebenenfalls eine Pause einfordern!
  6. Verpflegung: Genügend Wasser und ein leichter Snack, da Flüssigkeitsmangel die Konzentrationsfähigkeit massiv beeinträchtigt. Auf schwere Mahlzeiten verzichten, weil nach fettigem Essen oft Schläfrigkeit eintritt.
  7. Eigenes Können nicht überschätzen und erste Müdigkeitssignale ernst nehmen!
Die häufigsten Fahrfehler werden durch Müdigkeit ausgelöst. | Foto: djd/HDI
Längere Fahrten auf der Autobahn können sehr anstrengend sein. Schon bei den ersten Anzeichen für Müdigkeit sollte eine Pause eingelegt werden. | Foto: APA

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