Kaufkraftanalyse Burgenland 2022
Die Innenstädte verlieren weiter

- Präsentation der Kaufkraftanalyse Burgenland 2022: Studienleiter Georg Gumpinger und Spartenobfrau Andrea Gottweis
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Die Lage im burgenländischen Einzelhandel entwickelt sich dynamisch und zum Teil auch dramatisch. So gewinnt der Online-Handel weiter rasant an Bedeutung. Außerdem dominieren im Burgenland die Verkaufsflächen außerhalb der Innenstädte und Ortskerne.
BURGENLAND. Vorweg die gute Nachricht rund um die Kaufkraftanalyse: Das Kaufkraftvolumen – also die Geldmittel, die für den Konsum zur Verfügung stehen, ist seit 2009 um 39 Prozent auf 1,69 Milliarden Euro angestiegen.
Die schlechte Nachricht: Die sogenannte Kaufkraft-Eigenbindung – jener Anteil der Kaufkraft, die auch im eigenen Bundesland verbleibt, lag im Burgenland im Jahr 2022 nur noch bei 72,2 Prozent. Damit liegt das Burgenland an der untersten Skala aller österreichischen Bundesländer.
Online-Handel zieht Kaufkraft ab
Hauptverantwortlich für diese Einbußen sind vor allem die hohen Kaufkraft-Abflüsse in den Online-Handel. Mittlerweile hat sich seit 2009 der Anteil des Online-Handels an der burgenländischen Kaufkraft verfünftfacht und beträgt nun 14 Prozent des Kaufkraft-Volumens. Kaufkraft-Abflüsse gibt es außerdem in Richtung der nahen Einkaufszentren in Wien, Niederösterreich und der Steiermark.
Positive Kaufkraftbilanz
Es gibt aber auch noch gute Nachrichten – etwa, dass das Burgenland eine positive Kaufkraftbilanz und einen Einzelhandelsumsatz von über 2 Milliarden Euro aufweist. Verantwortlich dafür sind die hohen Kaufkraft-Zuflüsse aus den östlichen Nachbarländern.

- Durch die hohen Kaufkraft-Zuflüsse, vor allem aus Ungarn und der Slowakei, schafft das Burgenland eine positive Kaufkraftbilanz.
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Ungarische Gast als Umsatzträger
„Der ungarische Gast erweist sich als ein wichtiger Umsatzträger für die heimische Wirtschaft mit einem Kaufkraft-Zufluss von 168 Millionen Euro“, erklärt Studienleiter Georg Gumpinger. Aber auch aus der Slowakei kam 2022 ein hoher Kaufkraft-Zufluss von 111 Millionen Euro.
„Zu viel an Verkaufsfläche“
Eine Spitzenposition im Bundesländervergleich belegt das Burgenland mit einer Gesamt-Verkaufsfläche von etwa 590.000 m2. Das sind 2m2 pro Einwohner. Zum Vergleich: in Vorarlberg sind es 1,3m2/Einwohner.
Der Experte sieht diese Werte alles andere als positiv: „Das ist zu viel an Fläche, vor allem auch deshalb, weil gleichzeitig der Anteil der innerstädtischen Verkaufsflächen zurückgeht“, sagt Georg Gumpinger. 2022 lag dieser Anteil nur noch bei 12 Prozent.
Die Auswirkungen sind vor allem in den Bezirksvororten nicht zu übersehen: Die Innenstädte verlieren weiter, der Einzelhandel spielt kaum noch eine Rolle. Die Versorgungsqualität wird geschwächt.

- Mit nur mehr 12 Prozent Verkaufsflächenanteil in den Kernbereichen findet der Handel in vielen Standorten nicht mehr in den Innenstädten statt. 2009 waren es immerhin noch 20 Prozent.
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„Land hat zu spät reagiert“
Das Land Burgenland hat auf diese Entwicklung reagiert. So sollen Supermärkte und Einkaufszentren mit Lebensmitteln und anderen Waren des täglichen Bedarfs nur noch in Ortskernlagen errichtet werden. „Ich sehe das positiv, dass etwas passiert, aber es ist 20 Jahre zu spät“, meint dazu Gumpinger. Ähnlich sieht das Andrea Gottweis, Obfrau des burgenländischen Handels: „Die vom Land veröffentlichte Gesetzesnovelle kommt viele Jahre zu spät. Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass es Maßnahmen zur Stärkung der Ortszentren braucht.“
Potenzial in den Tourismusregionen
Gottweis verweist auf die von der Sparte Handel angebotene Standortmarketingberatung, die den Gemeinden und Stadtmarketingorganisationen nach wie vor zur Verfügung steht.
Georg Gumpinger sieht unter anderem viel Potenzial in Tourismusregionen – wie etwa im Südburgenland mit seiner gut ausgebauten Thermen- und Hotelinfrastruktur. „Hier müssten Einkaufsmöglichkeiten für den Tourist geschaffen werden. Man darf nicht vergessen, dass Thermengäste – nach den Kongressgästen – die zweithöchste Kaufkraft haben.“
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