AMS-Chefin
„Nicht jeder Wunschberuf ist im eigenen Bezirk möglich“
AMS-Landesgeschäftsführerin Helene Sengstbratl zur aktuellen Lehrlingssituation im Burgenland.
BURGENLAND. Viele Betriebe – zuletzt vor allem die Vertreter der Sparte Industrie im Burgenland – klagen darüber, dass sie keine geigneten Lehrlinge finden können.
Soziale Auffälligkeiten
Für AMS-Chefin Helene Sengstbratl keine Überraschung. „Wir haben zum Teil Jugendliche mit kognitiven Problemen oder sozialen Auffälligkeiten – und die haben es in einem Bewerbungsverfahren nicht leicht“, so Sengstbratl.
Ein weiterer Faktor für die Probleme am Lehrstellenmarkt: „Nicht jeder Wunschberuf ist im eigenen Bezirk möglich“, erklärt die AMS-Chefin. In einigen Bereichen ist es sogar burgenlandweit alles andere als leicht, den gewünschten Lehrberuf zu realisieren.
Jugendliche müssen mobiler werden
So interessieren sich etwa elf Jugendliche für die einen land- und forstwirtschaftlichen Beruf, allerdings gibt es im ganz Burgenland nur eine offene Lehrstelle. Ein anderes Beispiel: Im Bezirk Neusiedl gibt es einen Überhang an offenen Lehrstellen bei den Dienstleistungsberufen, aber lediglich zwei Lehrstellensuchende, die sich dafür interessieren. „Die Situation in den einzelnen Branchen ist in einigen Bezirken sehr unterschiedlich. Das kann man durch mehr Mobilität der Jugendlichen oder durch einen Wechsel der Berufsinteressen ausgleichen“, bringt es Sengstbratl auf den Punkt. Rein rechnerisch gab es mit Stand Ende August 215 offene Lehrstellen und 262 Lehrstellensuchende.
Überbetriebliche Ausbildung
„Das Angebot an Lehrstellen ist zu gering, deshalb haben wir gleichzeitig rund 300 Jugendliche in der überbetrieblichen Lehrausbildung mit einem flächendeckenden, breiten Angebot mit verschiedenden Schulungsträgern“, sagt die AMS-Chefin. Für das nächste Jahr ist eine Aufstockung auf insgesamt 500 Plätze in der überbetrieblichen Lehrausbildung geplant.
Unterstützung von Land
Lob kommt von Sengstbratl für die Landesregierung. „Wir finanzieren die überbetriebliche Lehrausbildung gemeinsam mit dem Land. In den anderen Bundesländern ist diese Unterstützung – nachdem es gesetzlich nicht mehr verpflichtend war – weggfefallen. Für Niessl und jetzt Doskozil ist jedoch die Jugendausbildung ein wichtiges Anliegen, sodass sie weiter mitfinanzieren wollen“, zeigt sich die AMS-Chefin erfreut.
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