„Bäckersterben"?
Harte Zeiten für kleine Bäckereien
REGION (milo). Konkurrenz durch große Supermarktketten, Bürokratie und gesetzliche Bestimmungen erschweren kleinen Bäckereien das „Überleben". Hinzu kommt der hohe Stressfaktor, den ein kleiner Betrieb mit sich bringt. „Seit einigen Jahren ist das Bäckersterben schon Thema", meint Kathrin Aichberger, die bis vor kurzem als Bäckerin in Enns tätig war. Die kleine Bäckerei Aichberger hatte bereits 350 Jahre Tradition. Doch gerade in der heutigen Zeit, in der besonders im Bereich Lebensmittel ein Überangebot besteht, ist es schwierig konkurrenzfähig zu bleiben. „Einen familiär geführten Traditionsbetrieb zu übernehmen, ist nicht so schön, wie es sich vielleicht für viele anhört. Man bürdet sich eine große Verantwortung auf und dann wird natürlich erwartet, dass man sie auch genau so erfüllt wie bisher", so die Bäckermeisterin. „Der Wert des Brotes ist leider immer mehr in Vergessenheit geraten. Wir haben uns leider zu einer Wegwerfgesellschaft entwickelt. Auch dass für Fleisch, das im Mülleimer landet, ein Tier sterben musste, ist keinem mehr bewusst. Brot und Tiere werden, so gesehen, nur noch industriell produziert", sagt Bäckerin Aichberger.
Überleben durch Spezialitäten
Laut dem Altenhofener Bäcker Karl Schneller ist die Konkurrenz durch Supermarktketten eine Herausforderung: In St. Valentin befinden sich zwei Billa-, zwei Eurospar-, eine Hofer- und eine Penny-Filiale, die ebenfalls über eine große Auswahl an Gebäck verfügen. „Auch Großbäcker mit zehn und mehr Filialen spürt der kleine Bäcker", sagt der Nahversorger. „Heute ist es noch schwieriger, da man sich nur durch die Qualität, nicht durch die Sortimentsvielfalt, von den Großen abheben kann." Darum wird es wichtig, Wege zu finden, sich von der Konkurrenz zu unterscheiden. Der Bäcker versucht, sich so oft als möglich neu zu erfinden und nimmt an vielen Kursen teil – zum Beispiel in Frankreich. Schneller klagt nicht über Kundenmangel: „Die Leute kommen, weil wir auf unsere Qualität achten." Vor fünf Jahren begann die Bäckerei die Produktion umzustellen: Weg von Fertigmehlen, die in den 70er- und 80er-Jahren die Bäckerbranche eingenommen haben. Besonders wichtig sei die Langzeitführung. Der Teig soll mindestens 24 Stunden rasten. Außerdem verzichtet Schneller auf Backhilfsmittel und verwendet stattdessen Malz. „Das Alles trägt dazu bei, dass die Backwaren auch am Abend oder am nächsten Tag noch wie frisch gebacken schmecken, bekömmlich sind und sich gut einfrieren und neu aufbacken lassen", erklärt der Bäckermeister. In den letzten Jahren hat Schneller Top-plätze bei Wahlen zum beliebtesten Nahversorger Niederösterreichs eingenommen. Doch was macht einen guten Nahversorger aus? „Es ist ein Treffpunkt, wo soziale Kontakte gepflegt werden. Wir sind Ansprechpartner und Freunde für Kunden", so Schneller. Ein weiterer Service, den er anbietet, sind die sogenannten „Geifahrer". Diese beliefern Kunden, denen es nicht mehr möglich ist direkt zum Bäcker zu kommen oder einfach als Extra: Der Lieferservice vom Nahversorger.
Bäckereien in der Region
Bäckerei Kandur
Wo:
• Asten, Wienerstraße 20
Bäckerei Honeder
Wo:
• Asten, Wienerstraße 13
Bäckerei Winkler
Wo:
• Enns, Alter Schmidberg 10
• St. Valentin, Hauptstraße 32
• St. Florian, Marktplatz 10
Bäckerei Schneller
Wo:
• Altenhofen, Dorfstraße 15
• St. Valentin, Josef-Stöckler-Straße 2 und Hauptstraße 29
Bäckerei Kleestorfer
Wo:
• Enns, Hauptplatz 8
• St. Valentin, Werkstraße 13, Langenharterstraße 13 und Hauptplatz 8
Bäckerei Stockinger
Wo:
• St. Pantaleon-Erla, Erla 11 und Mauthausener Straße 66
Kardelen Bäckerei
Wo: Enns, Linzer Straße 1
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