Deprimierte Stimmung wegen Corona
„Lächeln sorgt für mehr Leichtigkeit“

- Das Thema Corona sorgt bei fast jedem von uns für eine gedrückte Stimmung, Gereiztheit und Überforderung.
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Das Thema Corona drückt uns auf das Gemüt, mit teils drastischen Folgen: Rund ein Fünftel der Österreicher leidet unter depressiven Verstimmungen. Eine Psychotherapeutin und eine Mentaltrainerin aus Enns geben Tipps, wie wir dem „Coronablues“ den Kampf ansagen.
REGION ENNS. Bereits seit mehr als einem halben Jahr hält uns die Corona-Pandemie in Atem. Mit teils drastischen Folgen: Rund ein Fünftel der Österreicher leidet unter depressiven Verstimmungen, bei 8 von 100 Menschen findet sich sogar eine schwere depressive Symptomatik. Besonders der zweite Lockdown hat es für Psychotherapeutin Irene Gratzer aus Enns in sich: „Unsere Psyche wirkt verzögert, beim ersten Lockdown war alles noch ein erstmaliges Ereignis, jetzt können es die Leute nicht mehr hören und sind das Thema leid.“ Vor allem Unsicherheit, die Angst vor einer Ansteckung und die Einschränkung der Bewegungsfreiheit verursachen bei vielen eine gedrückte Stimmung und Gereiztheit.
Zuversichtlich bleiben und dankbar sein, für jeden noch so kleinen Erfolg im Alltag.“ Irene Gratzer, Psychotherapeutin aus Enns
Auch das fehlende soziale Umfeld spielt dabei eine Rolle. „Das trifft besonders junge Menschen hart, da sie auf physische Kontakte und Hobbys wie Sport verzichten müssen. Zusätzlich hängt auch die Planung der Ferialjobs in der Luft, was für das soziale Lernen wichtig ist“, so Gratzer. Damit das deprimierte Gefühl nicht überhand nimmt, hilft es, darüber zu reden. „Bei der Krisenhilfe der pro mente Oberösterreich kann man rund um die Uhr ein Entlastungsgespräch führen. Ein Gespräch über Video ist ebenso möglich wie ein persönliches. Oft reicht aber ein Telefonat schon aus, um das Ganze aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten“, weiß die Psychotherapeutin, die seit 20 Jahren bei der Krisenhilfe tätig ist. „Auch wichtig: Zuversichtlich bleiben, sich einen konstruktiven Umgang mit Belastungen überlegen sowie auf Ausgleich achten. Und dankbar sein für jeden noch so kleinen Erfolg im Alltag.“
„Situation akzeptieren“
Gabrielle Ramskogler, diplomierte Mentaltrainerin aus Enns, nimmt in ihren Beratungen vor allem zunehmend Ängste bezüglich der finanziellen Sicherheit und eine Überforderung der Gesamtsituation wahr. „Was jetzt hilft, ist sich bewusst zu machen, dass wir selbst Gestalter unseres Lebens sind, selbst wenn riesige Hürden auf unserem Weg auftauchen. Indem wir die Situation akzeptieren und annehmen, wie sie ist, übernehmen wir das Ruder und können lösungsorientierte Maßnahmen setzen“, so Ramskogler. Hilfreich seien dabei Entspannung, Achtsamkeit sowie Bewegung und Erholung in der freien Naur.
„Gehen Sie rücksichtsvoll mit sich selbst und Ihren Gedanken um. Achten Sie nicht nur bei der Ernährung darauf, was Sie zu sich nehmen.“
Gabrielle Ramskogler, Mentaltrainerin aus Enns
„Eine der einfachsten Achtsamkeitsübungen ist bewusstes Atmen. Je größer die innere Unruhe ist, desto mehr sollte man sich für ein paar Minuten zurückziehen, die Aufmerksamkeit auf den Herzbereich lenken und tief ein- und ausatmen. Eine weitere wunderbare Übung: Konstant mindestens eine Minute ein Lächeln aufsetzen – hier schüttet der Körper Botenstoffe aus, die etwas mehr Leichtigkeit bringen“, rät die Mentaltrainerin, die ihre Klienten via Video, Telefon sowie persönlich begleitet. Ein letzter Tipps: „Gehen Sie rücksichtsvoll mit sich selbst und Ihren Gedanken um. Achten Sie nicht nur bei der Ernährung darauf, was Sie zu sich nehmen. Auch Gespräche sowie alles, was Sie sich ansehen und anhören, ist für Ihre mentale Gesundheit wichtig.“
Tipps für Umgang mit Ängsten & Sorgen
• Halten Sie eine Tagesstruktur ein. Das vermittelt Sicherheit und hilft gegen (innerliches) Chaos.
• Planen Sie genau: Mit Planung erlangen wir Kontrolle zurück.
•Achten Sie auf Ihre Gedanken: Fokussieren Sie Ihre Stärken. Richten Sie Ihren Blick auf das Positive.
• Bewegung – vor allem an der frischen Luft – hebt die Stimmung und hält Sie gesund.
• Entspannungsübungen reduzieren Ängste. Passende Übungen samt Anleitungen finden Sie im Internet.
• Verbundenheit mit Familie oder Freundeskreis gibt Halt. Nutzen Sie dazu auch Telefon und Videochats.
• Dosis Glück: Ein tägliches Ritual finden, das einem gut tut oder etwas Neues ausprobieren.
• Ernährung: möglichst vollwertiges, saisonales Essen bevorzugen: Buntes Gemüse steigert die Freude am Teller. Den Zuckerkonsum sollte man zudem reduzieren.
• Fröhlichkeit zulassen: Reflektieren, was einem heute gut gelungen ist oder sich mit lustigen oder schönen Dingen beschäftigen.
• Kommunikation: Probleme versuchen anzusprechen und bei Bedarf auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Erste Hilfe
• pro mente OÖ
Informationen zu den Beratungsstellen online: pmooe.at/unser-angebot/psychosoziale-beratungsstellen
•Krisenhilfe OÖ
Erste Hilfe für die Seele, rund um die Uhr, unter 0732/2177
Onlinekrisenberatung und Hausbesuche
• TelefonSeelsorge OÖ
Rund um die Uhr, unter der Notrufnummer 142.
Chat- und Mailberatung: telefonseelsorge.at
•Rat auf Draht
Beratung für Kinder und Jugendliche, jederzeit und anonym unter der Nummer 147.
Chat- und Onlineberatung: rataufdraht.at/online-beratung
• Gabrielle Ramskogler
Mentaltrainerin; Mehr Informationen unter mentalfrei.at



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