Pattstellung: Damm oder Aussiedlung

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ENNS. "Wir laufen nicht davon. Solange wir das Hochwasser nicht im ersten Stock haben, bleiben wir hier." Die Dame, die diese klaren Worte spricht, spaziert mit ihrem kleinen Hund durch ihre Heimat Enghagen. Ob in der idyllisch zwischen Feldern und Auwald gelegenen Ortschaft in einigen Jahren noch Menschen wohnen werden, ist ungewiss. Neben dem Hochwasserschutz-Projekt steht seit Sommer auch die Variante im Raum, die Bewohner von Enghagen abzusiedeln. In den benachbarten Ortschaften Lorch und Erlengraben stimmten alle sieben betroffenen Haushalte einer Absiedlung zu. Für die Ortschaft Kronau laufen bereits erste Räumungsvorbereitungen. In Enghagen hingegen sprachen sich in einer ersten Befragung 16 Haushalte für die Absiedlung und 16 dagegen aus. Johann Scheiblehner und seine Familie, die eines der am tiefsten gelegenen Häuser der Ortschaft bewohnen, haben für die Absiedlung gestimmt. "Allerdings gibt es nur wenige freie Gründe in Enns, und die kosten so um die 140 Euro pro Quadratmeter", meint der Enghagner. "Da geht ja für den Grundkauf schon die halbe Ablöse drauf. Und den alten Grund dürfen wir uns behalten. Der ist dann aber weniger wert als ein Laminatboden." Familie Hammerl hat ihr Gasthaus nach dem Juni-Hochwasser neu eingerichtet. "Gerade ist alles fertig geworden. Deswegen sind wir jetzt schon sehr im Zwiespalt", sagt Besitzerin Martina Hammerl. "Wenn wir nur privat hier wohnen würden, wären wir schon längst weg", ergänzt Seniorchef Josef Hammerl. "Aber so ein Gasthaus baut man halt nicht von heute auf morgen auf."

Hochwasser trotz Damm
Im Fall einer Absiedlung würde das Land Oberösterreich den Eigentümern 80 Prozent des aus einer Detailschätzung ermittelten Gebäudewerts als Ablöse zahlen. Die Stadt Enns und alle Gemeinderatsfraktionen präferieren die Absiedlungsvariante gegenüber der Dammlösung. "Die Wartung der Schutzdämme und Pumpwerke würde die Stadt 250.000 Euro pro Jahr kosten", sagt Bürgermeister Franz Stefan Karlinger. "Wegen des stark wasserdurchlässigen Bodens würde sich bei einer Flut auch innerhalb des Dammes Wasser durch Grundwasserzustrom ansammeln", erklärt Stadtbaudirektor Werner Gurtner, warum die Enghagner auch trotz eines Dammes mit Wasserschäden (allerdings ohne Schlamm) zu rechnen hätten. "Stellen Sie sich Luftbilder vor, auf denen das Hochwasser genauso hinter dem Damm wie davor zu sehen ist!", meint Bürgermeister Karlinger. Der Stadtchef geht davon aus, dass nach den Grob- und Detailschätzungen der Gebäude eine deutliche Mehrheit der Bewohner die Absiedlung befürworten werde. "Die Stadt wird in den nächsten Wochen feststellen, wo sie den Absiedlern Grundstücke anbieten kann." Karlinger hofft auf eine Klärung der Absiedlungsfrage bis Jahresende. Laut Auskunft aus dem Büro von Landesrat Rudi Anschober liege die letzte Entscheidung bei der Stadtgemeinde. "Wir streben natürlich eine einvernehmliche Lösung an", so Anschober. "Grundsätzlich verfolgt das Land Oberösterreich die Idee eines möglichst naturnahen Hochwasserschutzes." Dies bedeute, gezielt Flächen für eine Überflutung vorzusehen und Dämme nur mehr in Ausnahmefällen zu errichten.

ZUR SACHE:

14 Millionen Euro von Land OÖ, Bund und Gemeinde (20%) sind für den Hochwasserschutz in Enghagen gesichert, für einen Damm oder die Absiedlung.

Wertschätzung der Gebäude: nach dem Sachwertverfahren (nicht Verkehrswert, dieser wäre geringer); Bausubstanz, Alter werden beurteilt.
Ablöse: nur die Gebäude werden abgelöst (80% des Werts), nicht die Grundstücke; von Landesseite ist keine Entschädigung für Inventar und Verdienstausfall (Gasthaus) möglich. Die Eigentümer sind für den Gebäudeabriss verantwortlich.

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