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Horrorzustände hinter Zinshaus-Fassade in der Jagdgasse 37

- Hinter einer frischen, weißen Fassade befindet sich ein abbruchreifes Stiegenhaus.
- Foto: Andreas Pölzl/MeinBezirk
- hochgeladen von Michael Marbacher
In Favoriten befinden sich mehrere leer stehende oder abbruchreife Altbauten. Warum notwendige Sanierungen oder Abrisse nicht vorgenommen werden, ist häufig eine intransparente Angelegenheit. In der Jagdgasse 37 steht ein solches Gebäude, welches sich in einem widrigen Zustand befindet. MeinBezirk hat Fotos und Videos aus dem Inneren bekommen.
Artikel aktualisiert am Freitag, 13. Juni, 10.15 Uhr.
WIEN/FAVORITEN. Eine weiße, neuartige Fassade blickt einem in der Jagdgasse 37 entgegen. Dass sich hinter der Häuserwand ein Stiegenhaus in einem desolaten Zustand befindet, lässt sich nur anhand der Eingangstüre erahnen, bei der sich Fensterscheiben befinden, die eingeschlagen wurden.
Ein näherer Blick lohnt sich: Hinter den Fenstern scheinen nicht viele Wohnungen bewohnt, eine der Liegenschaften dürfte nur als Lager genutzt zu werden und an der Eingangstüre blickt einem ein Schild entgegen, welches auf eine Baustelle aufmerksam macht. Der Hinweis hängt hier schon seit mehr als vier Jahren. Zwischen 2021 und 2022 wurde die Fassade der Jagdgasse 37 saniert und in einem strahlenden weiß gestrichen. Das Innere ist jedoch alles andere als strahlend.
Außen "Oho", innen "Aha"
Das Stiegenhaus befindet sich in einem abbruchreifen Zustand, erklärt eine Person, die sich bei einem Lokalaugenschein auf den Weg in den Innenhof machte. Laut Anwohnern ist die Jagdgasse 37 seit 2021 eine Baustelle. Anfangs soll geplant gewesen sein, dass das Dachgeschoss des Gebäudes grundlegend saniert werden sollte. Bauarbeiter hätten sich laut den Anwohnern allerdings in den vergangenen Jahren nicht blicken lassen.

- Im Dachgeschoss der Jagdgasse, welches sich in einem desolaten Zustand befindet, leben Tauben.
- Foto: zVg
- hochgeladen von Michael Marbacher
Bilder vom Stiegenhaus zeichnen ein desolates Bild: Tote Tauben im Stiegenhaus, die durch die Löcher in den Fenstern hineingekommen sind und dann dort verenden. Die Innenwände bröckeln im Treppenhaus bereits ab. An mehreren Orten gibt es Müllberge. Der Strom funktioniert im ganzen Stiegenhaus nicht.
Anwohnende berichten von hausfremden Personen, die sich nachts Zugriff zur Jagdgasse verschaffen und im Stiegenhaus Drogen konsumieren. Das Dachgeschoss zeichnet, laut Bildern, ein noch desolateres Bild. Hier befinden sich Matratzen und Decken, die mutmaßlich hausfremde Personen zum Schlafen nutzen. "Ich habe Angst, dass ich Läuse bekomme, wenn ich da hereingehe", erzählt eine anwohnende Person.
Spekulationen in Favoriten
Die Grünen in Favoriten sind auf die Adresse aufmerksam geworden. Es ist eine von mehreren Altbauten im Bezirk, für welche die Partei einen stärkeren Altbauschutz fordert. Die Vermutung ist unter anderem, dass bei Adressen wie der Jagdgasse 37 die Bewohnerinnen und Bewohner durch die ewig andauernde Baustelle „herausgeekelt“ werden sollen, damit die Immobilie abgerissen werden kann. Gegen solche und andere mutmaßliche Spekulationstaktiken mit Altbauten soll vorgegangen werden.

- v. l.: Georg Prack, Klubobmann der Grünen Wien, Christian Faulmann, Klubobfraustellvertreter der Grünen Favoriten und Kathrin Fallmann, Klubobfrau Grüne Favoriten vor einem der "Horror-Häuser".
- Foto: Michael Marbacher/MeinBezirk
- hochgeladen von Michael Marbacher
"Es ist ein Skandal, dass Mieterinnen und Mieter jahrelang auf Baustellen wohnen müssen – in Häusern ohne ordentliche Fenster, wo dann Tauben ins Stiegenhaus fliegen und dort verenden. Hier müssen die Eigentümerinnen und Eigentümer zur Verantwortung gezogen werden. Wer eine Baustelle beginnt, muss sie auch beenden", fordert Katrin Fallmann, Klubobfrau der Grünen Favoriten. Zentrale Forderungen der Partei sind unter anderem eine Leerstandsabgabe, eine regelmäßige Überprüfung der betroffenen Objekte durch die Baupolizei oder eine Prüfung, ob die Gebäude eventuell nach dem Mietrecht zwangsverwaltet werden sollten.
Kein Einzelfall
Die Stadt Wien hat vor einigen Jahren das Projekt "Offensive Altbautenschutz" gestartet. Im Rahmen der Initiative überprüft die Baupolizei und die Gruppe Sofortmaßnahmen den Zustand von Altbauten und stellt sicher, ob die Gebäude mutwillig vernachlässigt werden. Im April 2024 wurden die Zahlen zu den überprüften Häusern in Favoriten veröffentlicht. Von 1.430 überprüften Gebäuden wurden bei 214 davon Mängel festgestellt. Die Grünen im Bezirk planen, bei der kommenden Bezirksvertretungssitzung am 18. Juni eine Anfrage an den Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ) einzubringen, um herauszufinden, welche Maßnahmen im Zuge der "Offensive Altbautenschutz" im Bezirk getroffen wurden.

- Airbnb-Anzeigen zur Laxenburgerstraße 32 kann man online finden. Die bereits insolvente Sveta-Immobiliengruppe ist für die Adresse zuständig.
- Foto: Michael Marbacher/MeinBezirk
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Andere Adressen mit Mängeln im Bezirk sind die Buchengasse 91 und der Wielandplatz 9. Obwohl bei der Buchengasse ein Abbruch 2023 bewilligt wurde, steht das Haus ungenutzt leer. Das Gebäude am Wielandplatz hingegen ist trotz der schlechten Bedingungen bewohnt. Bereits vor über einem Jahr haben einige Medien darüber berichtet.
Bei der Buchengasse soll ein solcher Antrag auf Abriss bereits bewilligt worden sein. Passiert ist bisher wenig. In der Laxenburgerstraße 32 gibt es ein Gebäude, in der sich laut den Grünen hauptsächlich Airbnb-Wohnungen befinden.
Baupolizei bereits eingeschaltet
Die Grünen haben die Zustände in der Jagdgasse 37 bereits an die MA 37 – Baupolizei – weitergeleitet. Das Referat Baustellenkontrolle war sogar bereits vor Ort, um sich die Adresse genauer anzusehen. "Im Stiegenhaus wurde tatsächlich eine höhere Menge Taubenkot gefunden – dies werden wir an das Magistratische Bezirksamt weiterleiten. Tote Tauben oder andere Tiere hat der Mitarbeiter jedoch nicht vorgefunden", heißt es durch die Baupolizei.
Die Magistratsabteilung bestätigt, dass die Baustelle derzeit stillsteht. Allerdings ist eine Baubewilligung zum aktuellen Zeitpunkt noch aufrecht. Da das Gebäude der Bauordnung entspricht und keine Gefahr, durch etwa eine abbröckelnde Fassade, besteht, sieht die Baupolizei hier aktuell keinen Handlungsbedarf. Eine Vertreterin der MA 37 meldet, dass dennoch das Anliegen besteht, dass weitergebaut wird. Die Baupolizei ist aktuell bemüht, herauszufinden, wer aktuell der Bauführer der Jagdgasse 37 ist.

- Müll sammelt sich im Dachgeschoss.
- Foto: zVg
- hochgeladen von Michael Marbacher
Der Eigentümer der Jagdgasse 37 – laut Grundbuchauszug – wurde bezüglich der Zustände der Baustelle um eine Stellungnahme gebeten. Dieser hat gemeldet, sich in der darauffolgenden Woche zu den Vorwürfen der Grünen und dem Zustand der Baustelle zu melden. MeinBezirk wird weiter berichten.
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