Oberlaa
Angst vor einer kalten Enteignung durch neue Schutzzone
Die Bewohnerinnen und Bewohner von Oberlaa, Unterlaa und Rothneusiedl wollen eine Änderung der Schutzzone. Sie fordern einen Flächenwidmungsplan mit Augenmaß.
WIEN/FAVORITEN. Der Zehnte ist mehr als nur dicht verbautes Stadtgebiet: Im Süden des Bezirks gibt es dörfliche Strukturen, Landwirtschaft und Weinbau. Um deren Schutz kämpfen die Bewohnerinnen und Bewohner schon seit Langem. Vor allem Neubauten sind ihnen ein Dorn im Auge.
So wurde von den Anrainern eine Schutzzone gefordert, damit ihr geliebtes Dorf geschützt werden kann. Nun liegt eine neue Flächenwidmung vor, die regelt, wie hoch gebaut und welche baulichen Änderungen vorgenommen werden dürfen.
"Übers Ziel hinausgeschossen"
Eigentlich ein guter Plan, aber man hat dabei übertrieben, meint Rudi Wieselthaler, der Sprecher der Dorfgemeinschaft: „Als betroffener Landwirt weiß ich, dass es mehr und strengere Maßnahmen braucht, um den Wildwuchs an Bauträgerprojekten zu verhindern", so Wieselthaler.
"Aber es kann nicht sein, dass hier über das Ziel hinausgeschossen wird und jene bestraft werden, die seit Generationen hier leben", ärgert er sich. "Wenn der jetzt vorliegende Entwurf umgesetzt wird, kommt das einer kalten Enteignung gleich."
Schutz für Abbruchreife?
Im Speziellen meint er damit, dass nach dem neuen Plan Häuser unter Schutz gestellt werden, die nicht mehr saniert werden können. "Das ist für mich eine kalte Enteignung", so Wieselthaler.
Als Beispiel nennt er etwa zwei Bauten in der August-Kronberger-Gasse. Diese haben keinen Keller, keine Feuchtigkeitsisolierung und in beiden Fällen wurde bereits die wirtschaftliche Abbruchreife festgestellt. Trotzdem würden sie nach dem neuen Flächenwidmungsplan als erhaltungswürdig eingestuft. "Da kann man aber nur neu bauen", so Wieselthaler. Er plädiert dafür, dass die neue Widmung mit Augenmaß neu geplant wird. Sonst würden solche Häuser verfallen.
Das sei aber kein Einzelfall, so der Landwirt. Insgesamt wurden mehr als 250 Stellungnahmen zur Flächenwidmung eingereicht, weiß der Landwirt.
Korrekturen sind noch möglich
"Ziel ist es, das historische Ortsbild zu sichern und zu erhalten", so Bernhard Steger, Leiter der Flächenwidmung MA 21 auf Rückfrage der BezirksZeitung. "Wir schauen uns jede einzelne Stellungnahme genau an", beruhigt er. Sollten die Bedenken berechtigt sein, so könne man noch korrigierend eingreifen.
Er verweist darauf, dass bereits in Neustift am Walde oder in Stammersdorf ähnliche Verfahren durchgeführt wurden, um das historisch gewachsene Dorfbild zu erhalten. Und das Ergebnis war für die Bewohner letztendlich zufriedenstellend.
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