Weihnacht
Eine ganz seltene Chance,
...in den Entstehungsprozess der neuen Weihnachtskrippe und anderer Figuren von Otto Schwarzendorfer hinein zu schnüffeln.
Er arbeitet mit dem Krippenverein Wien, 1160 Wien, zusammen. Er sagt: >>Die Figuren sind aus gebranntem Ton. Den gibt es im klassischen „terra“ Rot, in Schwarz und in einen leicht beigen Weiß. Der weiße Ton hat den großen Vorteil, dass er für die Bemalung nicht grundiert werden muss, und dass man jede Farbe abwaschen und notfalls abkratzen kann, weil die Figur ja durch und durch weiß ist.
Für das Modellieren einer Figur brauchte ich 4-5 Stunden – je nachdem, wie aufwendig die Kleidung ist, oder ob die Figur nur eine oder tatsächlich 2 oder 3 Figuren sind – siehe Maria und Josef mit Anhang. Bei 5 Stunden ist es auch höchste Zeit fertig zu werden, da der Ton beginnt kräftig anzutrocknen. Ihn feucht halten funktioniert nur zum Teil, die Oberfläche wird schmierig nass, der Körper darunter bleibt hart, weil man ihn nicht mehr durchkneten kann…
Modeln für die Gesichter oder Hände habe ich keine, und ich würde sie auch nicht verwenden. Es macht Spaß, sie zu modellieren, und ich versuche dabei ihnen einen Charakter zu verpassen. Es muss auch nicht alles perfekt sein, es kann das Gewand schon verschoben und der Hut verrutscht sein.
Nach 14 Tagen Durchtrocknen kann man ihn brennen lassen.
Dann werden die Figuren mit einem Leim-Wasser-Gemisch das erste Mal gestrichen. Der Ton ist so porös, dass er sofort Wasser aufnimmt und tief in sich aufsaugt – wenn da eine Farbe drinnen wäre, würde sie sofort dort bleiben und wäre nicht mehr zu bearbeiten.
Nach dieser „Grundierung“ kann man die Figur fassen – Leimwasser und Pigment. Das kann man in jeder Richtung bearbeiten und – je nachdem wieviel man will – wieder wegwischen. Nach wenigen Minuten ist sie grifffest. Einige Zeit lang kann man sie noch verändern. Ich verwende wasserfesten Leim. Nach 2 Tagen ist der durchgetrocknet, und dann geht bei der aufgetragenen Farbe gar nichts mehr.
Als nächster Schritt wird ein „washing“ aufgetragen, das heißt eine dünne Farbe Umbra Natur, die sehr schnell wieder abgetragen wird. Sie bricht in der Fläche die Farben ein bisschen und bleibt in den Fugen. Damit bekommt die Figur mehr Tiefenwirkung und kaschiert die Farbübergänge.
Als Schutz bekommen sie dann nach einer Woche noch einen farblosen Leim-Wasser-Anstrich.
Das spannendste ist das Modellieren, gefolgt von dem Bemalen („fassen“) der Gesichter. Für Gesicht, Hände und restliche Haut brauchte ich auch ca. 5 Stunden pro Figur.
Dann musst ja nur mehr das „G‘wand anhiasln“ – glaubt man. Das einfache Gewand geht schneller (z.B. Maria, die Nachbarin, die männlichen Musiker…), aber selbst für eine „einfache“ Gewandfarbe braucht man tatsächlich 3-4 unterschiedliche Farben. Und bei den vielen Gewandschichten der weiblichen Gäste wird’s grimmig. Dazu noch der Schmuck, die metallischen Teile und die vielen Sachen, die sie in den Händen halten. So komme ich im Schnitt noch einmal auf 10 Stunden pro Figur.
Macht in Summe 20 Stunden pro Figur.
Die Kulissen: Für die größere wurden Mauerwerk, Sphinx, Säulenkapitelle, Spielzeug und die Kiste mit Gold, Weihrauch und Myrrhe auch aus Ton gemacht. Der Rest der Kulisse war in 3 Tagen fertig, Für die kleinere Kulisse brauchte ich 2 Tage.<<
(Alle Fotos von Otto Schwarzendorfer)
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