"Wir haben die Eigenverantwortung für unser Essen abgegeben"

STEUERBERG (fri). Mit Essen verbindet die 31-jährige Johanna Michenthaler aus Steuerberg Genuss und die Freude "echte" Lebensmittel zu sich zu nehmen. Die Bäuerin ist als studierte Ernährungswissenschaftlerin auch in Schulen an der Universität und an der Hochschule als Lehrende tätig und Bildungsreferentin der Landwirtschaftskammer Kärnten.

Was ist drin?

"Das ist mir alles sehr wichtig, aber an oberster Stelle steht für mich das Leben als aktive Bäuerin", sagt Michenthaler ganz offen.
Das Besondere daran: "Ich produziere meine Lebensmittel selbst und kann mit gutem Gewissen genießen. Durch meine Ausbildung weiß ich, welche Mittel in der Lebensmittelindustrie angewendet werden und wie sich falsche Ernährung auf den Körper und die Gesundheit auswirken kann."

Ort der Gesundheit

Darum will sie mit Vorträgen das Bewusstsein wecken und aufklärend tätig werden. "In unserer Vortragsreihe, zu der ich gemeinsam mit dem Allgemeinmediziner, unserem Gemeindearzt Manfred Schröcker und Rosi Zwischenberger einlade, geht es um die Darmgesundheit." Der Darm, seine Aufgabe und Tätigkeit sei nach wie vor ein Tabuthema. "Man spricht nicht darüber. Erst, wenn sich Probleme ankündigen, wird nach Hilfe gesucht. Dabei könnte man prophylaktisch viel für die Darmgesundheit und damit seine Gesundheit allgemein tun. Denn viele Erkrankungen finden dort ihren Ausgang."
Für Michenthaler wird die Grundlage für einen gesunden Darm bereits in der Schwangerschaft, spätestens aber in den ersten Lebenswochen gelegt. In dieser Zeit würden sich Bakterien, denen wichtige Funktionen zukommen, entwickeln.

Natürliche Entwicklung

"Stillen ist immer noch das Beste, das eine Mutter für ihr Baby tun kann. Auf diese Weise hat die Darmflora Zeit sich zu entwickeln. Eine Basis, die sich später absolut bezahlt macht."
Für vollkommen überflüssig hält die Ernährungswissenschaftlerin Fertigprodukte für Babys und gibt zu bedenken: "Was könnte wohl mehr Inhaltsstoffe haben: ein Essen, das aus frischen Zutaten gemacht wird oder ein Produkt, das bei Zimmertemperatur monatelang haltbar ist. Hausverstand einschalten und danach handeln."

Verantwortung übernehmen

Es gibt aber auch später jede Menge negativer Faktoren, die die Darmflora zerstören: Zusatzstoffe in Fertigprodukten, Antibiotika, Chemikalien, Pestizide, ... "In den letzten 20 Jahren haben wir die Selbstverantwortung für unsere Ernährung sukzessive aus der Hand gegeben. Darum müssen wir wieder lernen, dass wir für die Gesundheit selbst verantwortlich sind."
Mit den Vorträgen in Steuerberg und Wachsenberg will Michenthaler ein Zeichen setzen und ein Tabuthema angreifen. Zugleich möchte sie als Landwirtin Bauern animieren zu ihrem Berufsstand und ihren Produkten zu stehen.

Tabuthema: Unser Darm

Eineinhalb bis zwei Kilogramm des Körpergewichts machen die kleinen Mitbewohner auf unserer 250 m² großen Oberfläche unseres Verdauungstrakts aus: die Darmbakterien!
Sie sind nicht nur verantwortlich für unser Wohlbefinden, unser Stressempfinden und die Verwertung bzw. Entgiftung unserer Nahrung, sondern entscheiden maßgebend über unser äußeres Erscheinungsbild und unser Körpergewicht.

Das stetig wachsende Angebot an Lebensmitteln und deren vielfältige Zusatz- und Inhaltsstoffe wirken sich auf die Zusammensetzung unserer Darmflora aus. Auch kleine Helfer aus der Natur haben große Wirkung.

Diese positiven und negativen Einflussfaktoren gilt es kennen zu lernen, um sie gezielt von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter einzusetzen bzw. zu vermeiden.

Referenten:
Johanna Michenthaler, Ernährungswissenschafterin und Bäuerin
Rosemarie Zwischenberger, Kräuterpädagogin
Manfred Schröcker, Arzt für Allgemeinmedizin, Gemeinde Steuerberg

Termine

Steuerberg: Dienstag, 18. April, Gasthof Steiner, 18.30 Uhr
Wachsenberg: Dienstag, 25. April, Dorfgemeinschafts-Haus, 18.30 Uhr