„Entlassen oder mundtot“
Ungewohnte Worte aus dem Mund von SP-Chef Peter Kaiser: „Scheuchs Philosophie schreit nach Rücktritt.“
WOCHE: Wo steht die SPÖ Kärnten heute?
Kaiser: Wir haben einen klaren Stufenplan. Der erste Schritt war die Sanierung der Betriebe. Der nächste Schritt ist das Erarbeiten klarer Programme für den Wahlgang 2014 – wie soll Kärnten 2020 aussehen? Parallel dazu werden wir alles tun, um die SPÖ jederzeit wahlfit zu machen. Man muss die SPÖ ja nicht ausgrenzen, kann sie jederzeit, wenn man glaubt, so stark zu sein, bei Neuwahlen auf den Wert reduzieren, den der Herr Scheuch möchte – wenn es denn auch die Wähler wollen. Ich denke aber, derzeit würde man den Herrn Scheuch reduzieren.
Sie fühlen sich ausgegrenzt?
Wir fühlen uns nicht ausgegrenzt, wir sind ausgegrenzt. Damit erleichtert die Regierungskoalition meine Arbeit, weil ich sagen kann, wofür wir stehen und wofür die anderen stehen.
Sie sprechen sich für die Aufnahme der „Mehrsprachigkeit“ ins reguläre Schulwesen aus. Wollen Sie wie Hans-Peter Haselsteiner Slowenisch verpflichtend an Schulen einführen?
Slowenisch und Italienisch. Für mich ist das vorstellbar, man sollte in diese Richtung gehen.
Die SPÖ hat Ines Mangeold als Kabeg-Vorstand mitgewählt. War das ein Fehler?
Es war keine Wahl, aber wir haben das mitgetragen. Der Fehler aus heutiger Sicht ist, dass eine gewisse Unbelehrbarkeit da ist – bei ihr und bei anderen. Man erfrecht sich, jene Leute, die nichts anderes tun als ihrer Arbeit nachzukommen – Dr. Angres als medizinischer Direktor im Klinikum und ich als Kabeg-Aufsichtskommissär – entweder zu entlassen oder mundtot zu machen. Diese Vorgangsweise ist menschenverachtend, die Patientenversorgung scheint gefährdet.
Die Kabeg hat 1,2 Milliarden Euro Schulden – wie soll der Berg abgetragen werden?
Das geht nur, wenn man das als gesamtbudgetäre Verantwortung sieht und das nicht allein durch Einsparungen im Krankenanstaltenbereich erreichen will.
Gesundheitsminister Stöger plant, die Kompetenzen für Spitäler von den Ländern dem Bund zu übertragen. Unterstützen Sie diese?
Man soll darüber nachdenken und diskutieren.
Im Klinikum Klagenfurt häufen sich über 70.000 Überstunden an, die Krankenstandsraten sind hoch …
Es kann keiner sagen, das gerade im Krankenhaus Klagenfurt so viele „Åbezahrer“ sind. Es ist eine ganz spezifische Situation, die dazu geführt hat: Es gibt eine personelle Unterdotierung. Eines muss man wissen – und das macht mich rasend, dass das ausgeblendet wird: Wer in Gesundheitsberufen tätig ist und übertrieben formuliert anderen den Hintern putzt, muss einen ganz besonderen Zugang haben.
Sie appellieren für 150 bis 200 neue Mitarbeiter.
Mindestens 150, die Mehrkosten würden etwa 10 Mio. Euro betragen. Denn jetzt steuert die Kabeg in gefährliche Gewässer, wo ein reines Finanzdiktat über alles andere drübergestülpt wird.
FP-KO Kurt Scheuch forderte via Aussendung Ihren Rücktritt …
Das ist ein Blödsinn sondergleichen. Wenn etwas nach Rücktritt schreit, dann soll er von seiner falschen Philosophie zurücktreten.
Interview von Uwe Sommersguter
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