Nach Flucht ins Leben starten
„Minerva“ ermöglicht Flüchtlingen den Hauptschulabschluss – jetzt droht Aus des Projekts
Wisall und Bashir hatten Glück: Die beiden jungen Flüchtlinge sind zu einer Zeit in Salzburg gelandet, als „Minerva“ – ein Projekt, das es Flüchtlingen ermöglicht, den österreichischen Hauptschulabschluss zu machen – entstand. Bashir hat seinen in der Tasche, Wisall steht kurz davor. Doch jetzt droht dem Projekt das Aus.
SALZBURG (sos). Wie immer ist es das Geld, das fehlt. Der Lehrgang ist auf drei Jahre ausgerichtet und schlägt bei 50 Teilnehmern mit rund 300.000 Euro jährlich zu Buche. Geld, das sich bislang der Europäische Sozialfonds EFS und der Bund fast brüderlich geteilt haben. Doch die europäische Finanzquelle versiegt, die Förderung läuft einfach aus. „Das macht ja grundsätzlich auch Sinn“, sagt SPÖ-Integrationssprecherin LAbg. Anja Hagenauer. Denn: „So werden wieder Mittel für neue Pilotprojekte frei. Es ist gut, dass nicht wenige Projekte für ewige Zeiten gefördert werden. Nur: Jetzt müssen Bund und Land Salzburg an einem Strang ziehen und eine Vereinbarung zur Finanzierung des Lehrgangs finden.“
Aus Sicht der Salzburger Politikerin ist es vor allem der Bund, der sich bislang ziert. Vonseiten des Landes erwartet sie keine Schwierigkeiten. LH Gabi Burgstaller habe das Basisbildungspaket – und davon sei „Minerva“ (im Übrigen die Göttin der Weisheit) ja ein Teil – als „begrüßenswert“ eingestuft.
Traumberuf: Sekretärin
Für Bashier war Minerva wohl auch ein Stück weit Fortuna, die Göttin des Glücks. „Ich habe mein erstes Wort Deutsch dort gelernt. Man braucht nicht nur etwas zu essen und einen Platz zu schlafen, sondern auch etwas, mit dem man sich beschäftigen kann. Wenn das Lernen sein kann, dann ist das wunderbar“, sagt der Somalier, der in seinem Heimatland bereits so etwas wie die Matura gemacht hat. Er ist der erste „Hauptschulabsolvent“ des Projekts und will jetzt dank Nostrifizierung seiner somalischen Zeugnisse die Aufnahmeprüfung für ein Studium der Sportwissenschaften machen. Und seine syrische Mitschülerin Wisall denkt derweilen an eine Karriere als Sekretärin.
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