Bald folgt ein neuer Birnbaum
Das Walser Wahrzeichen ist abgestorben. Die Ära des Birnbaumes ist aber noch lange nicht zu Ende.
WALS-SIEZENHEIM (mb). Eine neue Ära des Walser Birnbaums – dem Wahrzeichen des Ortes – steht unmittelbar bevor. Von manchen als tragischer Verlust bezeichnet, wird der mittlerweile abgestorbene, 128 Jahre alte Baum demnächst gefällt und durch einen neuen ersetzt. Entspannter sieht das Stefan Fuchs, ehemaliger Dirketor der Raiffeisenbank Wals-Himmelreich und seit 45 Jahren Walser: "Leben und Tod gehört zusammen. Aber solange der Mensch existiert, wird es immer einen Birnbaum in der Gemeinde geben", ist er überzeugt.
Tot nach Vandalismus
Stefan Fuchs würde – egal ob tot oder lebend – allerdings niemals selbst Hand an den Birnbaum legen. "1872 haben Unbekannte den Baum angesägt und dadurch getötet", erzählt er und beruft sich dabei auf das Buch "Der Birnbaum auf dem Walserfelde", das 1879 von Johann Lindlbauer herausgegeben wurde und sich in Fuchs Privatarchiv befindet. Alle drei mutmaßlichen Täter sind der Legende nach kurze Zeit später eines unnatürlichen Todes gestorben, was den unzähligen Mythen über den Baum – der immer schon eng mit der Geschichte des Untersbergs verknüpft war – neuen Nährboden verschaffte.
"Für mich ist der Birnbaum auch heute noch die absolute Nummer eins", sagt der Hobby Historiker. Die "eindeutig bewiesene Geschichte" des Baumes gehe bis in die Römerzeit zurück. "Ich bin begeistert, dass man aus den Quellen schöpfen kann – vor allem, wenn man den Baum quasi vor der Haustüre hat." Auch die Bezeichnung "heilig" für das Naturdenkmal fällt im Buch mehrmals. Offiziell als Denkmal geschützt wurde der Baum im Jahr 1932.
Figuren aus legendärem Holz
Das Holz des 1872 gefällten Baumes hat damals großteils Johann Lindlbauer gekauft und daraus zahlreiche Figuren zu Sagenwesen des Untersbergs schnitzen lassen. Der Baumstumpf selbst kann heute noch im Haus der Natur betrachtet werden. Die meisten Schnitzereien sind heute allerdings verloren gegangen oder bei Privatpersonen verschwunden. Fuchs selbst hat einen Zwerg aus Birnbaum-Holz. "Ob es ein Stück aus dem legendären Baum ist, kann ich nicht ganz sicher sagen. Allerdings ist die Figur nummeriert und ich vermute es zu 99,9 Prozent", sagt er. Ein Test der Echtheit wäre ihm allerdings zu kostspielig.
Dass der Birnbaum auch über die Walser-Grenzen hinaus große Bedeutung hat, beweisen ebenfalls Einträge in Lindlbauers Buch. Hier ist sogar von "weltweiter Berühmtheit" die Rede. Und auch der ehemalige "Bischof vom Lungau", Valentin Pfeifenberger, war ein großer Birnbaum- und Sagenverehrer. In einem Brief an Fuchs bedankte sich die Pfarrer-Legende für Baum-Fotos im Kalender "Wals in alten Ansichten", den Fuchs selbst zusammengestellt hat. Einen neuen Baum wünscht sich der Wahl-Walser aber trotzdem erst im Jahr 2016: "Zu diesem historischen Datum – 200 Jahre Salzburg als Teil Österreichs – würde mir das gut gefallen."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.