Fühlte mich wie ein Zombie

Psychische Krankheiten werden oft in beeindruckenden Bildern verarbeitet. | Foto: R.D.
  • Psychische Krankheiten werden oft in beeindruckenden Bildern verarbeitet.
  • Foto: R.D.
  • hochgeladen von Ulrike Grabler

SEEKIRCHEN (grau). Wegen schwerer Depressionen musste Martin Pernat aus Henndorf seinen Beruf als Briefträger aufgeben und verlor seine Familie. Eines kam zum anderen und er rutschte immer tiefer in die Abwärtsspirale, bis er seine Krankheit akzeptierte und Hilfe annehmen konnte. "Meine Frau hatte einen Schlaganfall, ich hatte Schilddrüsenprobleme. Dazu kam, dass wir als Eltern von sechs Kindern beide berufstätig waren, gerade Haus gebaut und keine Zeit für einander hatten", erzählt der 53-Jährige. "Nach und nach ist alles weggefallen. Ich hatte keine Hobbys mehr, bin nur noch arbeiten gegangen und habe das System zu Hause erhalten. Das letzte halbe Jahr meiner Arbeit habe ich nur noch eine Stunde täglich geschlafen. Irgendwann bin ich zusammengebrochen – psychisch, nicht körperlich. Wir haben uns scheiden lassen, die Familie ist zerbrochen und plötzlich war ich nicht mehr fähig, zu arbeiten. Ich habe mich wie ein Zombie gefühlt – am Leben, aber total leer."
Pernat bekam zwar in der Neurologie die Diagnose der Depression, nahm sie aber nicht ernst. Erst als er sich selbst eingestanden hatte, krank zu sein und die Krankheit zu akzeptieren, konnte er Hilfe annehmen. Mit Hilfe von Medikamenten und Psychotherapie hat er sich mittlerweile stabilisiert. "Passiert etwas Unvorhergesehenes, merke ich, wo meine Grenzen sind. Die Schwierigkeit ist, meinen Alltag ausgeglichen zu gestalten. Wird mir alles zu viel, bin ich überfordert. Habe ich zu wenig zu tun, fühle ich mich leer."
Mittlerweile hat Pernat eine neue Lebensgefährtin, der Kontakt mit der Exfrau ist gut. Um anderen Betroffenen zu helfen, leitet er Selbsthilfegruppen und hält Vorträge. "Unsere Situation ist nur schwer zu erklären und immer noch Tabuthema. Ich möchte mit meinen Erfahrungen anderen Betroffenen helfen."

Genesung durch Akzeptanz
Das will auch der Verein AhA! (Angehörige helfen Angehörigen psychisch erkrankter Menschen). "Wir hatten bereits in der Stadt Salzburg, im Pinzgau und im Pongau Informationsveranstaltungen, zu denen unglaublich viele Gäste kamen", erzählt Geschäftsführerin Ulrike Rausch-Götzinger, die jetzt die erste Veranstaltung im Flachgau organisiert. "Oft werden Familien mit psychisch erkrankten Angehörigen alleine gelassen. Wir wollen die Menschen für einen positiveren Umgang damit sensibilisieren. Die Chancen auf Genesung sind weit höher, wenn die Betroffenen ihre Erkrankung annehmen", erklärt Obfrau Sigrid Steffen. Am 18. April gibt es einen für alle offenen Informationsabend im Stadtsaal Seekirchen.

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