Gewalt statt dem Fest der Liebe
Die erhöhten Fälle von familiärer Gewalt zeigen: Weihnachsfriede herrscht nicht überall.
SALZBURG. "Oh, du fröhliche, oh, du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit...". Leider können in Salzburg nicht alle ein Lied davon singen – speziell in der besinnlichsten Zeit des Jahres entsteht in vielen Familien ein erhöhtes Gewaltpotenzial,weil viele dem gesellschaftlichen Druck und dem Traumbild der "heilen Familie" nicht standhalten können. Für die Leiterin des Gewaltschutzzentrums in Salzburg, Renee Mader, ein Phänomen, das sie alle Jahre wieder bemerkt. "In der Weihnachtszeit wirken sich die hohen Ansprüche von außen destabilisierend aus. Die Familie steht zu Weihnachten im Mittelpunkt, man verbringt mehr Zeit zusammen und es ist ein enormer Druck vorhanden. Gewalt hat eine spezifische Dynamik in sich: Die Täter wollen Macht demonstrieren und durch die Gewalt ihre Dominanz ausüben. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Männer, die ihre Partnerin lediglich als Objekt sehen und nicht als eigenständigen Menschen." In den meisten Fällen harren die Opfer jedoch noch bis Jänner aus, ehe sie entsprechende Hilfe suchen. "Im Dezember erhöht sich zwar die Anzahl der gewalttätigen Übergriffe in der Familie, der Großteil der Frauen versucht aber, diese psychische wie physische Belastung bis nach den Feiertagen irgendwie auszuhalten. Vor allem wenn Kinder in der Familie sind, wollen die Frauen den Kindern so ein möglichst schönes Weihnachtsfest ermöglichen", erzählt Mader.
Ähnliches berichtet auch Birgit Thaler-Haag, die das Frauenhaus Salzburg leitet: "Wir merken speziell im Jänner einen starken Anstieg an Frauen, die sich an uns wenden. An den Weihnachtsfeiertagen eskalieren die Konflikte zwar oft, weil viele an dem Anspruch der ’heilen Familie’ zerbrechen, ins Frauenhaus kommen sie aber meist erst nach den Feiertagen", so Thaler-Haag.
Betroffene finden Unterstützung unter der Telefonnummer des Gewaltschutzzentrums 0662/ 870 100 oder unter office.salzburg@gewaltschutzzentrum.at
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