Wenn es aus dem Wald leiser zurückhallt, als man hineingerufen hat

- hochgeladen von Stefanie Schenker
SALZBURG (sts). "Wolfgang, Wolfgang, Wolfgaaaaang! Darf ich das auch? Ein Feuer machen? Aber nicht hier bei dir, sondern weiter hinten im Wald?", will ein 14-Jähriger wissen. Wolfgang bleibt ruhig, "zuerst werden wir jetzt einmal das Wasser filtern, das wolltest du doch machen", sagt er und stapft mit dem Burschen und zwei weiteren in Richtung Bach.
Für die Eltern – oft Alleinerzieherinnen – ist es eine Verschnaufpause, für deren Kinder ein Abenteuer abseits vom gewohnten Umfeld zwischen Computer und Fernsehen: Mit dem Projekt "Wakanda" holen zwei Waldpädagogen junge Burschen, die entweder selbst beeinträchtigt sind oder aus sozial benachteiligten Familien kommen und deshalb etwas "auffälliger" sind als andere, "wieder herunter", wie es Wolfgang Hausch formuliert. "Es ist die Verbindung zur Natur und das gezielte Spielen, das dazu führt, dass sich die Kinder selbst etwas zutrauen und sich auch in eine kleine Gruppe integrieren", erklärt er. Und sein Kollege, "Leihopa" Karl Zankl ergänzt: "Eigentlich gibt es nur brave Kinder, aber der zunehmenden Dummheit der Erwachsenen müssen wir Einhalt gebieten".
Inzwischen hat Marcel (11) es geschafft, allein durch Reibung von zwei Hölzern erst Rauch und dann ein kleines Feuer zu entfachen. Zufrieden hebt er den Kopf und lächelt. "Anstrengend war das aber schon", sagt er, bevor er sich mit seinem selbst gemachten Pfeil und Bogen in Position begibt und auf eine markante Stelle auf einem Baum zielt. Was er macht, wenn er nicht hier, im Wald, ist? "Fernsehen und Computer spielen", so wie Cedric (14) auch. Er ist heuer schon zum zweiten Mal beim Projekt "Wakanda" dabei und ist begeistert: "Mir taugt das sehr, das ist lustig! Ich habe Steine gesammelt und einen ganz kleinen Hirschkäfer gefunden, der ist ganz selten!" Und dann stapft er wieder davon, die Kappe tief ins Gesicht gezogen und einen Ast in der Hand.
An sechs Wochenenden betreuen Wolfgang Hausch und Karl Zankl vier bis fünf Burschen jeweils für drei Stunden im Wald. Die Kosten dafür trägt der Rotary Club Salzburg. Initiiert wurde das Projekt von Zankl und Hausch, die gemeinsam mit der Frauenhilfe nach einer Möglichkeit gesucht haben, Eltern von betreuungsintensiven, beeinträchtigten Kindern zumindest für ein paar Stunden zu entlasten.
Herausgekommen ist dabei Wakanda – einer Selbstsuche nach indianischem Vorbild. Die Nachfrage ist groß, was fehlt, sind weitere Sponsoren, um das Angebot ausweiten zu können. Infos unter www.wakanda-austria.at.
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