Wenn Hamburger aus Salzburg kommen: Die Fleischlaiberl in McDonald‘s Big Mac & Co stammen zu hundert Prozent aus Österreich – und viele davon von Salzburger Rinderbauern

- Frühlingsgefühle bei den Kühen von Franz Gschaider aus Anthering: „Wenn sie jetzt das frische Gras riechen, werden sie ganz unruhig vor lauter Vorfreude über die Abwechslung auf ihrem Speiseplan.“
- hochgeladen von Stefanie Schenker
Manchmal, wenn er nach Zell am See oder nach Saalfelden herunter kommt, dann geht Bauer Josef Lassacher auch zu McDonald‘s. Und dann isst er dort vielleicht einen Hamburger. „Auf jeden Fall etwas mit Rind“, sagt er, denn das Rindfleischlaiberl kommt möglicherweise von seinem eigenen Bauernhof in Hollersbach.
Josef Lassacher und seine Frau Christine sind Rinderzüchter. Jedes Jahr fallen auf ihrem auf 1.000 Metern gelegenen Hof vier bis fünf Tiere an, die nicht mehr trächtig werden – sie wandern dann auf die Schlachtbank. Und – wenn sie den strengen Kriterien von McDonald‘s entsprechen – in Hamburger und Co. Den Kühen ist das egal – Josef Lassacher freut sich darüber. Denn für die so genannten „M-Kühe“ erhalten die Bauern einen Aufpreis von 20 bis 30 Cent auf das Kilo Schlachtvieh, für das es in der Regel zwischen 2,20 und 2,50 Euro gibt.
Tiere verbringen ihren Sommer auf der Alm
„Unsere Kühe liefern auch deshalb ein so saftiges Fleisch, weil sie hier alles haben: viel Bewegung, gute Luft, frisches Wasser, Auslauf auf der Alm im Sommer“, erklärt der Pinzgauer Landwirt und geht auf zwei Kühe zu. Eine macht sich aus dem Staub, die zweite, „Lorina“, hat offenbar noch nicht genug vom Blick auf die verschneiten Hohen Tauern, sie bleibt vor dem Stall auf der Freifläche, einer Art Freiluftterrasse über den Garagen des Bauernhofs.
Josef Lassacher ist stolz darauf, dass seine Kühe gut genug für McDonald‘s sind, denn das ist nicht jede Kuh. Anders als „normales“ Schlachtvieh, müssen „M-Kühe“ bei der Schlachtung kerngesund und mit dem Tiergesundheitsdienst groß geworden sein.
Eine, aus der ebenfalls eine „M-Kuh“ werden könnte, ist „Gisela“. Das stramme Pinzgauer Rind steht im Stall des Rottenhofs von Johann Hirscher in Annaberg. „Das weiß ich, dass die zu McDonald‘s geht, weil die ist beste Qualität“, sagt der Rinderzüchter. Bei 60 Tieren gibt es jedes Jahr welche, die für die Zucht nicht mehr zu brauchen sind, weil sie nicht mehr trächtig werden können. Dann verbringen die Tiere den Sommer auf der Alm – „das müssten Sie sehen, wie gut es denen dort geht“, schwärmt der Tennengauer Landwirt. Vor allem unfruchtbare Kälber – so genannte Zwitter, die meist aus einer Zwillingsgeburt stammen – würden ein wunderbar zart marmoriertes Fleisch liefern. Das tischt er in seiner eigenen Wander- und Skihütte natürlich auch auf. „Ab und zu, aus Neugierde“ isst er auch einen Burger bei McDonald‘s.
5.500 Tonnen österreichisches Rindfleisch landen bei McDonald‘s
So wie alle anderen Salzburger Landwirte kommt sein Schlachtvieh über die Salzburg Rind GmbH und den oberösterreichischen Betrieb Esca in Enns zu McDonald‘s. Von dort gelangen jährlich mehr als 5.500 Tonnen Rindfleisch sowie 940 Tonnen Hühnerfleisch zur amerikanischen Fast Food-Kette. Aber auch bei anderen Zutaten – dort wo es die hohen Qualitätsstandards erlauben und genügend Mengen aus Österreich vorhanden sind – setzt das Unternehmen auf rein heimische Zutaten: 3,3 Millionen Liter Milch, 6 Millionen Eier oder knapp 8.500 Tonnen Pommes frites aus österreichischen Kartoffeln etwa.
Dass McDonald‘s auf österreichische Zutaten setzt, gefällt Johann Hirscher und Josef Lassacher gleichermaßen. „Als Außenstehender würde man das von einem amerikanischen Konzern vielleicht nicht vermuten, aber wir Rinderbauern wissen das“, sagt Johann Hirscher.
Individuelles Futter für Antheringer Kühe
Auch Franz Gschaider, Landwirt in Anthering – wo er gleichzeitig ÖVP-Vizebürgermeister und Bauernbundobmann ist – weiß, dass McDonald‘s-Burger aus heimischem Rindfleisch bestehen, denn einiges davon kommt auch von seinem Bauernhof. Er selbst hat vor Jahren auf naturnahe Wirtschaft umgestellt, seine Kühe bekommen ein individuelles Futter. Der Futtermischautomat ist mit einem PC verbunden und mixt aufgrund der aktuellen Milchmesswerte des Tieres die ideale Futtermischung zusammen. Was die Tiere seiner Meinung nach besonders schätzen, ist die Abwechslung auf dem Speiseplan, denn im Frühjahr und Sommer gibt es frisches Gras, im Winter Heu und etwas Stroh – keine Silage. „Jetzt im Frühling riechen die Kühe schon das frische Gras und das macht sie vor lauter Vorfreude auf den Sommer ein bisschen unruhig.“
Für McDonald‘s hat der Flachgauer lobende Worte – nicht nur, weil das Unternehmen einen Preiszuschlag zahlt, sondern weil es mit dem rein österreichischen Rindfleisch eine Vorreiterrolle in der Gastronomie einnimmt. „Bei McDonald‘s weiß jeder Konsument, den es interessiert, dass das Fleisch wirklich aus Österreich kommt – in wie vielen anderen Gastronomiebetrieben ist das schon so?“, fragt Franz Gschaider. Er findet, dass Gasthäuser und Restaurants die Herkunft von Fleisch auf den Speisekarten angeführen sollten. „Bei den Weinen funktioniert es, warum nicht auch beim Fleisch?“
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