Wo Salzburger und Bayern gemeinsam in die Schule gehen

- Kreatives Arbeiten wird in der Montessorischule Freilassing groß geschrieben: Schulleiterin Klaudia Vasold mit Lea (14) aus Anthering und Benjamin (13) aus Laufen.
- hochgeladen von Stefanie Schenker
Zwei Fünftel der Schüler an der Montessorischule Freilassing kommen aus Salzburg
Früher sei der Klassenlehrer nur am Pult gestanden und habe kurz erklärt, wie die Schüler eine Aufgabe lösen sollten. "Da habe ich nichts verstanden, das war nervig", sagt Benjamin (13). Früher war er in einer "Regelschule" in Deutschland, heute besucht der Jugendliche aus Laufen die Montessorischule Freilassing und geht wieder gerne in die Schule. "Die Unterrichtszeit ist jetzt ziemlich lustig, meine Lehrerin erklärt uns Aufgaben sogar ein zweites Mal, wenn es sein muss." Mehr Freude als früher macht das Lernen auch Lea (14) aus Anthering. Nach der Volksschule in ihrem Heimatort wechselte sie an die Montessorischule nach Freilassing. "Mir gefällt die Freiarbeit, dass man selbst verantwortlich ist zu lernen. Denn das muss man, auch wenn ich mir hier selber aussuchen kann, was ich zuerst machen möchte. Und ich erledige alle Aufgaben in der Freiarbeitszeit in der Schule und muss nichts davon mehr mit nach Hause nehmen", sagt die Schülerin.
Workshops am Nachmittag
"Wir sind eine Ganztagesschule", erklärt Schulleiterin Klaudia Vasold. Nachmittags werden neben Freiarbeit verschiedene Workshops angeboten, von "Sports for Fun" über Kreatives Gestalten bis zu Spanisch oder Neue Medien. Und bei Bedarf gibt es auch Förderunterricht. Das Montessori-Konzept sei es, das die Schule besonders und auch für viele Schüler aus Salzburg attraktiv mache. 18 der insgesamt 47 Schüler in zehn Schulstufen kommen aus Salzburg. "Zu uns kommen die Kinder zum Teil auch, weil sie im Regelschulsystem scheitern. Der Leistungsdruck, das Notensystem und oft auch der raue Umgangston zwischen Schülern und Lehrern belasten immer mehr Schüler und deren Eltern. Und das ist es, was uns als kleine private Montessorischule von anderen unterscheidet", erklärt Vasold.
Grenzen in den Köpfen
Was die Durchlässigkeit zwischen Bayern und Salzburg angeht, sieht sie in einigen Bereichen keine Schwierigkeiten. "Zum Beispiel erhalten unsere österreichischen Schüler die Megaschoolcard ohne Probleme bis nach Freilassing. Da haben wir in Deutschland mehr Probleme, weil wir eben eine Privatschule sind, da gibt es keine Freifahrt." In anderen Bereichen ortet Vasold immer noch Grenzen in den Köpfen. Etwa, wenn der Landesschulrat in Salzburg einem Hauptschüler den Schulwechsel nach Bayern mit Beginn des neuen Semesters nicht erlauben will. Detlev Nutzinger, der Vorstand der Schule, ergänzt: "An der Universität wird gepredigt und auch erwartet, dass man sich offen zeigt, Auslandserfahrungen sammelt – aber das ginge schon viel früher. Und da wäre es zum Beispiel wünschenswert, wenn etwa eine Behörde wie der Salzburger Landesschulrat Eltern und Schüler aktiv auch auf unsere Montessorischule hinweisen würde. In Salzburg gibt es eine hervorragende Montessorischule, nur muss die aus Platzmangel immer wieder Schüler abweisen."
"Wir haben einen Schülerrat"
Worauf die Schulleiterin besonders stolz ist: „Wir erhalten von Firmen, in denen unsere Schüler Praktika machen, immer wieder die Rückmeldung, dass sie sich gut einfügen, sich zu benehmen wissen und einfach gute Sozialkompetenzen haben. Das liegt auch daran, dass es bei uns einen Schülerrat gibt, der bei Entscheidungen oder Konflikten – denn die gibt es natürlich auch bei uns – mitreden und mitentscheiden darf. Bei uns lernen die jungen Menschen, wie man Konflikte austrägt und löst, weil wir sie ernst nehmen." Und es gibt eine gemeinsame Mittagszeit, zu der alle mindestens 20 Minuten sitzenbleiben müssen. Das Essen war früher lacto-vegan, wurde aber – auf Betreiben des Schülerrates – auf vegetarisch umgestellt und wird von einem Caterer geliefert, der regionale Bio-Zutaten verwendet. Ob das den Schülern schmeckt? Benjamin überlegt kurz: "Vegetarisch halt, aber schon gut – ja."
ZUR SACHE
Die Montessorischule Freilassing ist eine Privatschule mit zehn Schulstufen. Mit der achten Klasse erwerben die Schüler einen Hauptschulabschluss, der den Besuch einer höheren Schule, etwa des MORG in Grödig, ermöglicht. Die neunte Klasse schließen die Schüler mit einem qualifizierenden Hauptschulabschluss ab, die zehnte mit der Mittleren Reife. Absolventen der Schule steht ein weiterer Schulweg genauso offen wie eine Lehre.
Zur Homepage der Schule geht es hier.





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