"Ehrenamt ist Riesenchance für Zuwanderer"

Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) zu Gast in der Redaktion der Bezirksblätter Flachgau.
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  • Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) zu Gast in der Redaktion der Bezirksblätter Flachgau.
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Bezirksblätter Flachgau: Ihr Motto lautet „Integration durch Leistung“. Was bedeutet das genau?

Sebastian Kurz: Wir haben das Ziel, dass niemand in Österreich danach beurteilt wird woher er kommt, welche Hautfarbe oder Religion er hat, sondern dass er danach beurteilt wird, was er in Österreich weiterbringen möchte. Die Republik darf sich von Zuwanderern erwarten, dass sie einen Beitrag leisten. Und die Masse der Zuwanderer tut das Gott sei Dank auch. So funktioniert eine Gesellschaft, so funktioniert eine Gemeinschaft. Daher bringen wir das im Staatssekretariat sehr klar zum Ausdruck. Das ist bewusst keine rechte Hetze, aber auch keine Träumerei, dass alle Ausländer arm und hilfsbedürftig sind, sondern es ist die Goldene Mitte. Wer nach Österreich kommt, der soll hier einen Beitrag leisten.


BB: Jetzt sind ja die neuen Zahlen herausgekommen zur Zuwanderung...

Sebastian Kurz: Es gibt österreichweit grundsätzlich eine positive Zuwanderungsbilanz. Das heißt, wir haben mehr Zuwanderer als Abwanderer, beide Zahlen sind relativ hoch. Wir haben rund 140.000 Menschen, die jedes Jahr zuwandern und rund 100.000 Menschen, die jedes Jahr Österreich verlassen. Die Zuwanderung findet stärker in den Städten als am Land statt. Der Großteil der Neuzuwanderer kommt nach Wien. Die Zuwanderung aus klassischen Zuwanderungsländern wie der Türkei sinkt massiv. Der Großteil unserer Zuwander kommt aus Deutschland und aus Ungarn. Die Deutschen sind bei unseren ausländischen Staatsbürgern die größte Gruppe.

BB: Im Flachgau kann man vielleicht bei Grödig von einem Hot Spot reden, was die überdurchschnittliche Zahl an Zuwanderern anbelangt.

Sebastian Kurz: Genau, es gibt regional immer wieder Spots, weil Zuwanderer sich auch oft dort niederlassen wo schon Zuwanderer aus ihrem Herkunftsland leben.

BB: Sie haben ja den Vorschlag gebracht, dass Ausländer zur besseren Integration bei Blaulichtorganisationen mitmachen sollen. Gibt es da Unterschiede zwischen Stadt und Land?

Sebastian Kurz: Die Feuerwehr ist natürlich ein Unikum, das es in der Stadt so nicht gibt. Es gibt aber nicht nur Blaulichtorganisationen. Unser Ziel ist es, mehr Zuwanderer in die Ehrenamtlichkeit zu bringen. Im ehrenamtlichen Engagement, in Freiwilligenorganisationen funktioniert die Integration oft von ganz alleine. Also wenn man bei der Freiwilligen Feuerwehr oder beim Roten Kreuz, bei der Musik, beim Sportverein oder bei einer Jugendorganisation ist, bekommt man einen durchmischten Freundeskreis. Man lernt Leute aus Österreich kennen, man lernt die Sprache ganz nebenbei, und man bekommt auch so etwas wie ein Zugehörigkeitsgefühl. Ich bin auch ganz froh, dass immer mehr dieser Organisationen nun ganz bewusst um Zuwanderer werben. Da sind viele Barrieren aufgebrochen worden. Das ist gerade für den ländlichen Raum eine Riesenchance.


BB: Der Ramadan hat vor kurzem begonnen. Sind religiöse Bräuche wie das Fasten untertags bei der Integration moslemischer Zuwanderer hinderlich?

Sebastian Kurz: Ich glaube dass es viele gibt, die fasten, und es fällt gar nicht sonderlich auf. Die meisten Zuwanderer sind bei uns Christen, von den Moslems sind dann auch nicht alle strenggläubige Moslems. Das sind also ohnedies nicht viele.


BB: Zum Abschluss möchte ich noch wissen, was Ihre politischen Ziele sind für die nächsten Jahre.

Sebastian Kurz: Wir haben im Integrationsbereich erstmals eine Strategie vorgegeben. Wir haben in Österreich jahrzehntelang behauptet, wir sind kein Einwanderungsland. Und wenn man kein Einwanderungsland ist, dann braucht man auch keine Integrationsstrategie. Und dementsprechend wenig ist in den letzten Jahrzehnten in dem Bereich passiert. Die Versäumnisse der Vergangenheit kann man leider nicht in wenigen Jahren aufholen, sondern das ist ein sehr langer Prozess, an dem wir gerade arbeiten. Wir sind jetzt bei dem Punkt, dass wir eine Strategie vorgegeben haben, dass wir einen neuen Zugang gewählt haben mit Integration durch Leistung. Der Expertenrat hat uns Vorschläge definiert, wie Integration laufen kann in den unterschiedlichsten Bereichen. Ich glaube, wir haben vieles ins Rollen gebracht, aber in Wahrheit dauert das mit der Umsetzung. Und in Wahrheit ist es auch so, dass die Erfolge da oftmals erst nach einigen Jahren spürbar werden. Dementsprechend würde ich sagen, wir möchten gerne unter dem Dach Integration durch Leistung sachlich weiterarbeiten mit drei Schwerpunkten: Das ist zum ersten der Spracherwerb, vor allem Kinder und Neuzuwanderer sollen dabei unterstützt werden, dass sie möglichst schnell die Sprache erlernen. Das passiert vor allem durch gesetzliche Regelungen. Der zweite Bereich, der uns wichtig ist, ist der Einstieg in den Arbeitsmarkt und auch ins ehrenamtliche System. Und der dritte Bereich ist die Wertevermittlung und der Respekt für Österreich. Das Vermitteln von Grundwerten, wie etwa die Gleichstellung von Mann und Frau oder die Religionsfreiheit sind Beispiele dafür.

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