Seekirchen: Streit um Grund

- hochgeladen von Ulrike Grabler
Der Streit um geplantes Bauland für junge Seekirchner geht weiter: Vize Helmut Naderer wirft Bürgermeisterin Monika Schwaiger vor, einen Bauern über den Tisch zu ziehen. Schwaiger meint: „Alles eine große Lüge.“
SEEKIRCHEN (grau). „In einer geheimen Aktion will die Gemeinde Seekirchen sechs Hektar Grünland von einem Bauern kaufen und zwar zum Kaufpreis von 50 Euro pro Quadratmeter“, empört sich Vize Bürgermeister Helmut Naderer. Aus dem Grundstück in Seewalchen soll Bauland werden, auf dem junge Seekirchner günstig bauen können. „Nach der Aufschließung könnten wir die Parzellen zu 140 Euro pro Quadratmeter anbieten“, sagte Bgm. Monika Schwaiger im Juli. „Ein Seekirchner Baumeister kalkuliert für die Aufschließung mit 30 bis 40 Euro pro Quadratmeter. Vielleicht will die Gemeinde oder jemand anderer zum Nachteil des Bauern saftig mitschneiden“, meint Naderer dazu.
Die Kosten seien aber gerechtfertigt, erklärt Schwaiger: „Herr Naderer hat da nicht ganz richtig gerechnet. 30 bis 40 Euro kostet die Aufschließung für Wasser und Kanal. Man muss ja aber auch Straßen bauen und für jede Straße fällt Grund weg. Bei Grundstücken in dieser Größe muss man damit rechnen, dass 30 Prozent dabei sind, die man dann nicht verkaufen kann.“
Das sieht Naderer anders: „Da oben ist eigentlich schon alles vorhanden, Kanal und Wasser – die Aufschließung kostet in diesem Zustand etwa 40 Euro. Ich frage mich, wohin die restlichen 90 Euro fließen.“
„Wozu geheimhalten?“
Was Naderer aber am meisten kritisiert, ist die Geheimhaltung des Grundkaufs. „Die Gemeinde ist an den Bauern herangetreten und hat ihn gefragt, ob er seinen Grund verkaufen würde. Außerdem hat sie ihn zu allerhöchster Geheimhaltung angehalten. Das kommt mir komisch vor. Ich frage mich, warum ein Grundstücksverkauf innerhalb der Gemeinde geheim bleiben muss.“
Als Beweis legt Naderer eine eidesstattliche Erklärung des betroffenen Bauern vor, in dem dieser versichert, von sich aus keine Verkaufsabsichten geäußert zu haben.“ Auf Nachfrage des Bezirksblattes bestätigte der Bauer, dass die Gemeinde Seekirchen an ihn herangetreten sei.
Konfrontiert mit dem Vorwurf sagt Schwaiger: „Das ist eine große Lüge. Der Notar des Bauern ist an mich herangetreten. Ich habe Zeugen, die das bestätigen können. Woher diese eidesstattliche Erklärung kommt, weiß ich nicht. Schlimm finde ich den Amtsstempel darauf.“
„Soll nicht alles verbaut werden“
Naderer hat nun einen Lösungsvorschlag, mit dem er das Baulandsicherungsmodell realisieren möchte. Er schlägt vor, einen Bauträger zu beauftragen. „Wir haben einen Bauträger gefunden, der 100 Euro pro Quadratmeter bezahlt. Ein Drittel des Baulandes wird zum selben Preis an junge Seekirchner weiter gegeben und zwei Drittel vermarktet der Bauträger selbst. Damit gibt es nur Gewinner und keine Verlierer“, sagt der Vizebürgermeister.
Davon hält Schwaiger allerdings gar nichts: „Daran hätte ich auch schon gedacht, aber wir wollen keine riesigen Wohnbauten da oben. Der Grund soll schon in der Hand der Gemeinde bleiben. Wir wollen jungen Seekirchnern damit günstiges Bauland bieten, nicht alles mit Wohnblöcken zupflastern.“
Neues Wohnmodell
Naderer glaubt, dass junge Seekirchner eher in eine Wohnung ziehen, als sich ein Haus bauen würden: „Das ist nicht mehr so wie früher. Heute baut man nicht mehr zwei, drei Jahre an einem Haus und zieht dann ein. Die jungen Leute brauchen günstigen Wohnraum statt Baugrund. Darum schlage ich etwas ganz neues, ein Wohnraumsicherungsmodell, vor. Es gibt ja auch die Gefahr der Spekulation. Irgendwann wird günstiges Bauland dann möglicherweise teuer weiter verkauft.“
Trotz der heißen Diskussion gibt es im Moment keine Aussicht auf Lösung. Erst im Herbst wird in der Gemeinde erneut über das Baulandsicherungsmodell beraten.
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