"Kündigungen waren nicht zu verhindern"

- Das Stadtblatt besuchte Carbo-Tech-Gründer Karl Wagner in seinem neuen Büro in der ehemaligen Panzerhalle Maxglan.
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Er hätte das nicht anders entschieden, sagt Carbo-Tech-Gründer Karl Wagner im Stadtblatt-Interview
Vor zehn Monaten haben Sie Ihre Anteile an Carbo Tech verkauft. Was machen Sie jetzt?
KARL WAGNER: Ich bin vor gut einer Woche in mein neues Büro hier in der ehemaligen Panzerhalle in Maxglan eingezogen. Ich bin Mubea Carbo Tech nach wie vor freundschaftlich verbunden und bin auch jetzt immer noch als Berater für die Firma tätig. Aber ich brauche natürlich eine Beschäftigung, der Unternehmer in mir verlangt nach Aktivität.
Und was genau machen Sie?
KARL WAGNER: Ich habe mich dazu entschlossen, nicht mehr so tief ins Tagesgeschäft einzusteigen, sondern mich an kleinen, innovativen Firmen lieber zu beteiligen, mich mit Geld und Erfahrung einzubringen. Zum Beispiel haben wir gerade zu viert eine kleine Fräserei in Mondsee vor dem Konkurs gerettet und wollen sie jetzt auf einen vernünftigen Stand bringen. Ich habe mich bei einem Bootsbauunternehmer am Bodensee beteiligt, um dort mein Know-how in Herstellung und Konstruktion von Kohlefaser einzubringen. Weil ich aber von Booten noch keine Ahnung habe, mache ich jetzt erst einmal den Bootsführerschein. Und es gibt ein Unternehmen in Traun, das ein alternatives Auftriebssystem zu Hubschrauberrotoren entwickelt. Dabei geht es um ein steuerbares Gebläse ähnlich dem von Walzen – das benötigt etwa zum Vorwärtsfliegen weniger Energie als ein konventioneller Rotorantrieb. Auch dort bringe ich mich ein.
Die Automobilbranche reizt Sie nicht mehr?
KARL WAGNER: Mit dem Verkauf wurde natürlich eine Konkurrenzklausel vereinbart. Aber unabhängig davon: Ich würde niemals gegen mein „Baby“ in den Ring steigen.
Wenn Sie jetzt an Ihr „Baby“ denken: Wie geht es Ihnen dabei?
KARL WAGNER: Gut. Das große Heulen nach der Abnabelung ist ausgeblieben, vielleicht weil ich mir diesen Schritt ein halbes Jahr lang bewusst überlegt hatte. Ich hatte Mubea Ende 2010 an Bord von Carbo Tech genommen. Damit hatte ich einen Finanzinvestor, der immer wieder mal lästig war, gegen einen Konzern getauscht, der ein dauerhafter Partner werden sollte. Es war von Anfang an klar, dass Carbo Tech stärker in den Konzern integriert werden würde und es war auch klar, dass das irgendwann mit meinen Interessen nicht mehr zusammenpassen würde. Aber für Carbo Tech war das das Beste. Für mich wurde es deshalb Zeit, etwas Neues zu tun. Carbo Tech hat mit Mubea eine tolle Zukunft vor sich – ich hätte das nicht finanzieren können. Und neben dem zweiten Standort in Tschechien werden noch weitere dazukommen.
Aber wenn Sie jetzt an die 220 Kündigungen denken?
KARL WAGNER: Ich habe das vorher schon gewusst, das ist die Konsequenz daraus, dass zwei Aufträge ausgelaufen sind. Wir haben alles daran gesetzt, das zu verhindern, aber diese Aufträge waren kurzfristig einfach nicht zu ersetzen. Das ist traurig, und das tut einem weh, aber es wäre nicht anders gewesen, wenn ich noch dabei gewesen wäre. Wir hatten alle geglaubt, dass sich Kohlefaser schneller in den Automobilbau integrieren ließe. Den Mitbewerbern von Carbo Tech geht es da nicht anders, der Werkstoff ist schwierig zu industrialisieren, es ist noch viel manuelle Arbeit notwendig – und das macht ihn teuer.
Wie wird es weitergehen mit Carbo Tech?
KARL WAGNER: Mit dem für 2016 geplanten Start der Produktion von Kohlefaser-Rädern für Automobile wird es personell wieder nach oben gehen. Mubea Carbo Tech hat weltweit den ersten Auftrag für eine derartige Produktion in Serie erhalten. Der Konzern hat hier viel Geld investiert und baut ein Prüfzentrum auf. Das hat wirklich Zukunft, denn wenn ich mir beim Rad zehn Kilo Gewicht erspare, dann ist das so, als würde ich mir beim Auto 100 Kilo Gewicht sparen. Diese Kohlefaser-Räder werden sich anstelle der Stahlfelgen rasch etablieren.





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