Gesundheitsrisiko im Glas – wenn Selbstgemachtes zur Gefahr wird
FREISTADT. In österreichischen Gärten und Hochbeeten sprießt es: Kräuter, Salat
und Gemüse stehen zum Verzehr bereit. Eine optimale Verwertung ist das Einlegen,
um sie auch später noch genießen zu können oder an Freunde und Familie zu
verschenken. Dabei lauert jedoch eine Gefahr: Clostridium Botulinum, ein Toxin
bildendes Bakterium, welches beim Menschen zu schweren Lebensmittelvergiftungen
fuhren kann.
Diese sehr widerstandsfähige Bakterienart ist weltweit verbreitet, kann in Erdböden, Wasser, Schlamm, Agrarprodukten sowie im Verdauungstrakt von Tieren nachgewiesen werden. Ihre Sporen sind somit auf zahlreichen Naturerzeugnissen wie beispielsweise in Gemüse oder Kräutern zu finden. Da sie sich bevorzugt unter Luftabschluss vermehren, stellen speziell hausgemachte eingelegte Gemusekonserven oder Kräuteröle ein Risiko dar.
Ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen
Botulinumtoxin gilt als das stärkste aller bekannten Bakteriengifte. Erste Symptome einer
entsprechenden Vergiftung können zwölf bis 36 Stunden nach dem Konsum verunreinigter
Speisen auftreten. Eine Vergiftung, durch die vom Bakterium gebildeten Nervengift, macht
sich in erster Linie durch Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Verstopfungen
bemerkbar. Bei einem schweren Verlauf kommt es anschließend zu symmetrischen
Lähmungen – oft zuerst am Auge: Patienten sehen doppelt, können ihre Lider nicht mehr
bewegen und die erweiterten Pupillen passen sich der Helligkeit nicht mehr an. Zudem
können Schluckstörungen oder allgemeine Atemnot auftreten.
Um einen Bewusstseinsverlust und die Lähmung der Atemmuskulatur zu vermeiden, sollte unbedingt ein Arzt bzw. eine Ärztin aufgesucht werden: Antibiotika oder andere
antibakterielle Medikamente zeigen bei Botulinumtoxin-Vergiftungen keine Wirkung.
Stattdessen wird das entsprechende Gegengift (Antiserum) verabreicht. Glücklicherweise
sind durch Clostridien verursachte Lebensmittelvergiftungen in Österreich sehr selten und
bei rechtzeitiger Therapie nicht lebensbedrohlich.
Hygienemaßnahmen einhalten
Um einer Vergiftung durch die selbst produzierten Köstlichkeiten entgegenzuwirken, gilt es, einige Hygienehinweise zu befolgen: Diätologin Renate Hofer vom Landes-Krankenhaus Freistadt klärt auf: „Einerseits mussen die Zutaten selbstverständlich sorgfältig gewaschen werden. Andererseits sollte man die fertigen Produkte möglichst rasch verbrauchen. Darüberhinaus empfiehlt es sich, die selbst produzierten Erzeugnisse zu erhitzen (mindestens 15 Minuten bei 100 Grad Celcius), anzusäuern, zu salzen und unter 5 Grad Celcius zu lagern. Finden Sie in Ihrer Vorratskammer aufgeblähte Konserven, so müssen diese umgehend entsorgt werden.“
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