Abfallwirtschaft
Der Bezirk Freistadt ist das eigenwillige "Müll-Dorf"
Der Bezirk Freistadt verfügt über ein oberösterreichweit einzigartiges dezentrales System der Abfallwirtschaft.
BEZIRK FREISTADT. Wenn Oberösterreich Frankreich wäre, dann wäre der Bezirk Freistadt punkto Abfallwirtschaft das kleine gallische Dorf, das man aus der Comicserie "Asterix" kennt. So zumindest sieht es Franz Xaver Hölzl, Bürgermeister von Weitersfelden und Obmann des Bezirksabfallverbandes (BAV): "Wir haben im Laufe der Jahre ein dezentrales Müllbringsystem installiert, das uns oberösterreichweit einzigartig macht." Tatsächlich bestehen in den 27 Gemeinden im Bezirk Freistadt 26 Altstoffsammelzentren (ASZ). Nur die Kaltenberger trennen ihren Müll in Unterweißenbach und Weitersfelden. Zum Vergleich: Der Bezirk Perg mit 26 Gemeinden und ähnlich vielen Einwohnern wie der Bezirk Freistadt verfügt lediglich über fünf ASZ.
95 Prozent der Erlöse fließen zurück
"Trotz der anfallenden Personal- und Gebäudekosten können die Abfallgebühren niedrig gehalten werden", sagt Hölzl. Gründe dafür sind ein solidarisches Fördermodell des BAV Freistadt bei ASZ-Neu- und Umbauten sowie die Tatsache, dass 95 Prozent der erzielten Altstofferlöse wieder an die Mitgliedsgemeinden zurückfließen.
Nachhaltig mit hoher Akzeptanz
Mit der dezentralen ASZ-Struktur verfolgt der BAV darüber hinaus drei weitere wichtige Ziele: nachhaltiger Umweltschutz, hohe Akzeptanz in der Bevölkerung und regionale Wertschöpfung. "Die Möglichkeit der freiwilligen Abgabe von Restmüll in den ASZ ist auf Anregung vieler Kunden entstanden, und wird in hohem Ausmaß genutzt", sagt BAV-Geschäftsführer Richard Freinschlag, der Bürgermeister von Pierbach. "Die ASZ-Öffnungszeiten sind an die jeweilige Gemeindestruktur angepasst und ermöglichen eine Abfallentsorgung unabhängig von Abholintervallen. Dazu gibt gut geschultes Personal Unterstützung bei Fragen der richtigen Entsorgung."
Prämierte "Mini-ASZ"
Der BAV ist aber nicht nur ein Verwalter, sondern auch ein Motor innovativer Projekte. Für die "Mini-ASZ" gab es sogar eine Auszeichnung. Dabei handelt es sich um ein Trennsystem in Wohnanlagen. "Es ist ein perfektes Service bei gleichbleibenden Kosten für die Bewohner, und die Trennquote und somit auch die Wiederverwertung sind viel höher", sagt Freinschlag. Abgewickelt werden die drei "Mini-ASZ" in Mehrparteienhäusern in Freistadt und Hagenberg von den zwei sozioökonomischen Vereinen Itworks und Pro Mente.
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607 Kilogramm Müll pro Person
BEZIRK FREISTADT. Die Bewohner im Bezirk Freistadt entsorgen jährlich rund 40.000 Tonnen Altstoffe und Abfälle. Das entspricht einer Pro-Kopf-Quote von 607 Kilogramm. 60 Prozent der gesammelten Abfälle werden in die Altstoffsammelzentren gebracht – dort erfolgt eine Trennung in bis zu 80 verschiedene "Fraktionen". 37 Prozent der Abfälle werden öffentlich gesammelt – und zwar in Bioeimern oder Altglas- und Altpapiercontainern, nur drei Prozent holt die Müllabfuhr als Restabfall direkt von den Häusern ab. Im Jahr 2021 zahlte der Bezirksabfallverband mehr als 1,5 Millionen Euro an Altstofferlösen an die 27 Mitgliedsgemeinden aus. 360.000 Euro schrieb er im Gegenzug für die Entsorgung von kostenpflichtigen Stoffen wie Altholz oder Problemstoffen vor. 75 Prozent der Altstoffe aus dem Bezirk Freistadt werden aktuell einem Recycling zugeführt, 21 Prozent deponiert (Bauschutt, Eternit, Mineralfaser), drei Prozent thermisch verwertet und ein Prozent muss in Sondermüll-verbrennungsanlagen entsorgt werden.
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