Dürre in Freistadt: Der Regen kommt leider zu spät

Bezirksbäuerin Johanna Miesenberger: „Der Verlust der Ernte ist für uns auch ein sehr emotionales Thema!“ | Foto: Privat
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  • Bezirksbäuerin Johanna Miesenberger: „Der Verlust der Ernte ist für uns auch ein sehr emotionales Thema!“
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BEZIRK. Die Trockenheit im Bezirk ist ein sehr großes Problem. Ein Großteil der Bauern ist betroffen. Der Leiter der Bezirksbauernkammer Freistadt, Johannes Gahleitner, schildert die Situation: „Wenn es nicht bald anhaltend regnet, wird es ein Katastrophenjahr. Es gibt bereits mehr als 50 Prozent Einbußen. Der zweite Schnitt fällt fast komplett aus!“

Die meisten Probleme gibt es im Dauergrünland. Gahleitner: „Dort, wo die Narbe schon verdorrt ist, ist nichts mehr zu machen. Besonders auch die Sonderkulturen wie der Mohn sind betroffen. Auch der Wald leidet schon sehr.“ Da bringen auch die kurzen, heftigen Regenschauer, die es zwischendurch gibt, so gut wie nichts. „Die Bauern würden dringend einen anhaltenden Landregen brauchen“, so Gahleitner. Die Natur kann die Schäden nicht mehr wettmachen.
Bezirksbäuerin Johanna Miesenberger weist auf ein besonderes Phänomen hin: „Die Trockenheit im Bezirk ist unterschiedlich ausgeprägt, da kleinräumig oft große Regenmengen fallen und es einige Kilometer weiter trocken bleibt.“
Für jene Betriebe, die den Ernteausfall freiwillig versichert haben, kann der Schaden etwas abgefedert werden. „Trotzdem ist der Verlust der Ernte ein sehr emotionales Thema. Wir Bäuerinnen und Bauern leiden dabei sehr mit der Natur und stehen den Wetterkapriolen machtlos gegenüber“, so die Bezirksbäuerin. Eine Möglichkeit für die Landwirte ist natürlich, Futter zuzukaufen. Das ist für viele aber nur schwer finanzierbar. Was manchen bleibt, ist den Viehbestand drastisch zu reduzieren. „Die Situation im Bezirk ist derzeit katastrophal und zermürbend“, so der BBK-Leiter; Die Bauern können auch nicht vom Vorjahr zehren. Auch da war’s schon schlecht“

Der Wald leidet

Laut Miesenberger ist auch der Wald besonders betroffen. „Gerade im Süden des Bezirkes sind die Fichtenbestände gefährdet. Der Borkenkäfer zwingt die Landwirte, auch im Sommer regelmäßig in den Wald zu gehen, um die Schäden sofort aufzuarbeiten und ein weiteres Ausbreiten des Schädlings zu vermeiden!“

Anfällig für Borkenkäfer

Agrarlandesrat Max Hiegelsberger bestätigt: „Wir hatten vergangenes Jahr große Schäden durch Stürme. Die Bestände sind jetzt licht und solche Trockenheit nicht gewohnt. Eine Kumulierung aus den Schaden im Vorjahr und der heurigen Dürre ergibt eine besondere Anfälligkeit für Borkenkäfer.“ Auch der Landesrat weiß, dass die Schäden jetzt einfach nicht mehr aufzuholen sind: „Anscheinend verstärkt sich der Trend zur Frühsommer-Trockenheit. Das hat leider enorme Auswirkungen auf das Gesamtpotenzial, da die Ertragslagen vieler Kulturen bereits in dieser Zeit festgelegt werden. Ein späterer Regen bringt eigentlich nichts mehr für den Ertrag.“

Experte prognostiziert
einen zu warmen Sommer

BEZIRK. Prinzipiell war es in den vergangenen zehn Wochnen in ganz Oberösterreich zu trocken. Laut dem Experten Wolfgang Traunmüller von Blue Sky Wetteranalysen in Attnang-Puchheim liegt der Grund für die heurige trockene zweite Frühlingshälfte „in der ausgesprochenen beständigen Blocking-Wetterlage mit anhaltenden Hochdruckgebieten in Mittel- und Nordeuropa sowie einem beständigen Tief im Bereich der iberischen Halbinsel.“ Traunmüller wagt auch eine Prognose, die allen betroffenen Landwirten allerdings nicht gefallen dürfte: „Meteorologischer Sommer-Beginn war der 1. Juni, und aus derzeitiger Sicht fallen auch die kommenden Wochen bis Ende Juni deutlich zu warm aus, abgesehen von einer kühleren Phase in dieser Woche. Die Langzeit-Vorhersagen gehen für den Zeitraum Juni bis August von einem um ein bis zwei Grad zu warmen Sommer aus!“ Grundsätzlich kann Wasserknappheit zu einer Sache des Katastrophenschutzes werden. Dazu der zuständige Landesrat Elmar Podgorschek: „Es handelt sich dabei um eine Bundesmaterie, die auf den Landeshauptmann übertragen werden kann, sodass in schwerwiegenden Fällen Lenkungsmaßnahmen ergriffen werden können!"

Kommentar

Opfer nicht zu Tätern machen

Wenn es nicht bald ausgiebig regnet, wird es für die Bauern ein Katastrophenjahr. So drastisch formuliert der Leiter der Bezirksbauernkammer, Johannes Gahleitner, die Situation im Bezirk. Manche Landwirte stehen vor der Entscheidung, den Viehbestand reduzieren zu müssen, weil das Futter fehlt. Uns Konsumenten fällt die prekäre Situation in dieser Dimension gar nicht auf, außer dass wir häufiger „Garten-Spritzen“ müssen, die Erdbeeren kleiner sind und Obst und Gemüse vielleicht etwas teurer geworden ist. Was die betroffenen Landwirte aber besonders schmerzt: Oft wird die Landwirtschaft als Mitverursacher des Klimawandels angeprangert. Tatsache ist, dass Bauern die Hauptbetroffenen sind und die Auswirkungen drastisch zu spüren bekommen. Ein wenig Feingefühl in den öffentlichen Diskussionen wäre da sicher angebracht.

Bezirksbäuerin Johanna Miesenberger: „Der Verlust der Ernte ist für uns auch ein sehr emotionales Thema!“ | Foto: Privat
BBK-Leiter: Johannes Gahleitner | Foto: BBK
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