Klarinettenblätter werden in höchsten Tönen gelobt
Ob Europa, Tokio, USA oder Südafrika: Mühlviertler Entwicklung wird weltweit geschätzt.
BEZIRK (hel). Schon sein Lehrer und jetzige Direktor der Landesmusikschule Freistadt, Mathias Kreischer, hat Klarinetten-Schüler Alexander Pilgerstorfer ermutigt, die sogenannten Blätter, ein Verbrauchsteil am Instrument, selbst „zu schnitzen“. Als er dann in Wien Klarinette studierte, kam es zutage: „Ich war mit der Qualität der angebotenen Blätter überhaupt nicht zufrieden.
Alles selbst finanziert
Für alle Nicht-Musiker: Das Mundstück der Klarinette ist, wie beim Saxophon, mit einem Rohrblatt ausgestattet. Das ist der Tonerzeuger und wird am Mundstück befestigt. Aber dieses relativ kleine Holzteil hat es in sich. „Es muss qualitativ perfekt und bis auf hundertstel Millimeter genau symmetrisch gearbeitet sein“, erklärt der 44-jährige verheiratete Familienvater aus Windhaag, der schon immer gerne getüftelt hat. Vor 25 Jahren machte er dann aus der Not eine Tugend: Er gründete seine eigene Firma, entwickelte nach dem Urmuster einen erstklassigen Prototypen und landete damit einen Volltreffer. Doch „ohne Göd koa Musi“: Die Entwicklung eines Blattes kostet rund 10.000 Euro, die er jeweils aus seiner eigenen Tasche finanziert. Das war natürlich immer viel Geld und ein Risiko. Alexander Pilgerstorfer erwarb zur Herstellung eigene Maschinen. Die Produktion übernahm 13 Jahre lang ein Ehepaar aus Lindau am Bodensee. Als die beiden in Pension gingen, sah er sich in seiner engeren Heimat um. Im Tischlermeister Josef Ortner aus St. Oswald fand er einen zuverlässigen, ausgezeichneten Partner, der noch dazu selbst begeisterter Klarinettist ist. „Wir arbeiten sehr gut zusammen und es freut mich, dass ich mit der Produktion der Blätter im Bezirk schon fünf Arbeitsplätze schaffen konnte.“ Pilgerstorfer, der nicht zuletzt aus Liebe zur Musik und zum Instrument noch immer an der Freistädter Musikschule unterrichtet, kann stolz auf seinen Erfolg sein. Sein Mut wurde belohnt. Die Qualität ist laut Experten ausgezeichnet. „Als kleine Firma habe ich den Vorteil, das Holz sieben Jahre lang lagern zu können, bevor es verarbeitet wird.“ Er hat bereits 34 Blatttypen im Programm. Und fast jedes Jahr kommt ein neues dazu. Das ist notwendig, weil auch immer wieder neue Klarinetten-Mundstücksmodelle auf den Markt kommen. Pilgerstorfer kann sich über Kunden aus aller Welt freuen: Von San Francisco bis Tokio, von Norwegen bis Südafrika: In 64 Ländern werden die qualitativ hochwertigen Produkte „Made im Bezirk Freistadt“ geschätzt. Und immer wieder reisen Musiker von weit her ins Mühlviertel, um gemeinsam mit dem Windhaager individuelle Blätter zu entwickeln. Das Klientel ist durchaus auch hochkarätig: „Man ist schon stolz, wenn man beim Neujahrskonzert die Klarinettisten der Wiener Philharmoniker hört und weiß, dass einige von ihnen auf meinen Blättern spielen.“
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