Kreativität erhält Bauernhöfe
Im Bezirk Freistadt geben die wenigsten Bauern auf – obwohl die Bewirtschaftung oft sehr mühsam ist.
¶BEZIRK FREISTADT. Die Landwirtschaft ist mit 3600 Jobs der größte Arbeitgeber im Bezirk Freistadt. „Wir haben rund 3000 Höfe und die wenigsten Betriebsaufgaben in ganz Oberösterreich“, sagt die VP-Landtagsabgeordnete und langjährige Bezirksbäuerin Maria Jachs. Und das, obwohl die Bewirtschaftung mit steilen Hängen und kleinen Einheiten vergleichsweise schwierig ist. Neben der Heimatverbundenheit gibt es weitere Faktoren, die junge Menschen veranlassen weiterzumachen, sich Nischen zu suchen. „Innerhalb des Bezirkes gibt es große Unterschiede. Vor allem in peripheren Regionen wie Kaltenberg, Liebenau und Sandl ist eine deutlich geringere Abnahme bei den landwirtschaftlichen Betrieben festzustellen als in Gemeinden mit gutem Zugang zu Arbeitsplätzen“, schildert der Bezirksbauernkammersekretär Johannes Gahleitner. Für den schön gepflegten Raum und die Produktion gesunder Lebensmittel sei es wichtig, dass die bäuerlichen Familienstrukturen aufrecht erhalten werden können.
Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg: Die Betriebsführer sollten gut ausgebildet sein. „Hier müssen wir in den nächsten Jahren eine hundertprozentige Quote erreichen“, sagt Maria Jachs.
Im Bezirk Freistadt gibt es viele kreative Bauern, die auf Bio- oder Nischenprodukte umgestiegen sind (siehe Bericht unten). Bemerkenswert ist auch das Beispiel des Arztehepaares Nerad, das in Linz arbeitet und außerdem einen Bauernhof mit Mutterkuhhaltung in Windhaag führt. „Die Motivation für uns ist einerseits die Notwendigkeit, die Kühe und Pferde zu versorgen. Andererseits schätzen wir die Einsamkeit und Ruhe und den Gegensatz zum Stadtleben. Auch die Kinder lieben die Möglichkeit, mit den Pferden auszureiten und die Natur zu erleben“, sagt die Chirurgin Sabine Nerad-Dorninger.
Zur Sache:
Laut Agarstrukturerhebung gibt es im Bezirk Freistadt:
3695 land- und forstwirtschaftliche Betriebe, davon sind 1527 Haupterwerbsbetriebe, 1976 Nebenerwerbsbetrieb und 141 Personengemeinschaften. 2010 gab es 2953 Betriebe, 2013 waren es 2776. Rund ein Drittel davon sind Biobetriebe. Die Hälfte aller Betriebe wird von Frauen geführt.
Kommentar
Not macht eben auch erfinderisch
Im Bezirk Freistadt geben die wenigsten Bauern auf. Einer der Gründe ist die Heimatverbundenheit. Die weite Anfahrt zu den Arbeitsplätzen dürfte ebenfalls eine Rolle spielen. Wer etwa in Liebenau wohnt, überlegt sich sehr genau, ob er wirklich in den Zentralraum pendeln will. Viele Landwirte sehen sich daher gezwungen weiterzumachen, suchen sich aus dieser Notsituation heraus Nischen und sind damit erfolgreich. Ob Nudeln, Eier, Hofläden, Hochprozentiges oder Kräuter: Die Bauern in der Region können stolz auf ihre Produkte sein. Für viele andere ist es jedoch oft ein Ringen um die richtige Entscheidung. Manche verpachten ihre Grundstücke und lassen sich damit eine Option für eventuelle Nachfolger offen. Eine gute Lösung!
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