Gasthaus Manzenreiter
Kevin kocht fein daheim in Waldburg
Frischer Wind weht im Traditionsgasthaus Manzenreiter. Kevin, der Sohn des Hauses, ist zurück und sorgt mit einem Sharing-Konzept für ein kulinarisches Experiment. Die Gäste sind begeistert.
WALDBURG. Alte Geschichte, neue Gerichte – mit diesem Slogan startet "Wirtsbua" Kevin Manzenreiter in Waldburg durch. Doch nicht jeder bekommt ein eigenes Gericht. Wie das gehen soll? "Sharing" heißt dieser Küchentrend, der im Bezirk noch völlig neu ist: "Wir servieren für alle gemeinsam. Ab vier Personen gibt es drei Gänge mit jeweils verschiedenen Gerichten. Somit wird im kleinen oder auch im größeren Kreis geteilt, probiert, gekostet aber vor allem: bestens gegessen", erklärt Manzenreiter. "So wie eben bei der Oma früher wird am Tisch in der urigen Wirtsstube geteilt."
Überraschungsmenü am Tisch
Ein altes Kochbuch der Großmutter war es auch, das ihn inspiriert hat, alte Rezepte neu aufzutischen. "Wir haben ihr Kochbuch, das sie in der Haushaltungsschule geschrieben hat, gefunden, damit experimentiert, so quasi entstaubt und manches neu interpretiert", sagt er. Während des Lockdowns war dafür Zeit genug. Wie man sich das vorstellen kann? Die Eispalatschinke zum Beispiel ist bei "ma.ke", wie er sich nennt, eine echte Überraschung: "Wir haben Schokomousse statt Schokosauce, Salzmandeln statt den Mandelsplittern, ein Palatschinkeneis statt der Palatschinke und zugedeckt wird das Ganze mit knusprigem Strudelteig."
Sein Anspruch ist ein hoher: "Ich will in unserer Küche jetzt die neuen Eindrücke, die ich rund um die Welt gesammelt habe, verbinden", erklärt der vielgereiste junge Mann. Seine Gerichte haben Geschichten, die er gerne auch selbst den Gästen erzählt. "Bei uns servieren die Köche", sagt der 29-Jährige.
Schweiz, Neuseeland, Kanada
Nach einer Lehre im Hotel Guglwald (Bezirk Rohrbach) ist er in die Schweiz aufgebrochen. Dort hat er in Zermatt in einem familiären Hotel ein Jahr gearbeitet und seine Freundin kennengelernt. Der gemeinsame Weg führte dann nach Neuseeland. Ein Jahr war er bei einem Sternekoch, dann auf Reisen und später noch ein halbes Jahr in einem Nationalpark. Sein Aufenthalt in Kanada schließlich führte ihn in einen Gastronomiebetrieb in den Rocky Mountains. Sein Aufenthalt in Kanada schließlich führte ihn in einen Gastronomiebetrieb in den Rocky Mountains. "Wir waren später dort auch als ,fruit picker' (Obsternter) unterwegs und haben bei der Spargelernte mitgeholfen." Beim Kirschen pflücken gab es für ein Pfund Kirschen 27 Cent Lohn, gepflückt wurde von 5 Uhr Früh bis 13 Uhr. So konnte er die "harte" Produzentenseite kennenlernen, aber auch Freundschaften knüpfen.
Eine "kuli-narrische" Freude
Nun ist er, einstweilen auf Probe, zurück nach Hause gekommen. "Jetzt verbinde ich die alte Tradition unserer Küche mit neuen Eindrücken, die ich rund um die Welt gesammelt habe", sagt der 29-Jährige. Und das Pop-Up-Restaurant-Konzept, das er über den Sommer bereits getestet hat, hat voll eingeschlagen. "Ich freue mich, dass es angenommen wird. Das Mühlviertel hat kulinarisch so viel zu bieten, dass es eine Freude ist", erklärt der Koch. Vom Dinkelbauern im Ort über den Kartoffelbauern und den Metzger – das Gute liegt so nah. So scheut sich der Top-Koch auch nicht, das gesamte Tier zu kaufen, zu zerlegen und zu verkochen, nicht nur die Edelteile – so wie das früher auch gang und gäbe war. Und so wie früher steht im Gasthaus Manzenreiter die Geselligkeit beim Wirtn im Mittelpunkt.
Zur Sache:
Das Gasthaus Manzenreiter startet ab 13. Oktober in die Wintersaison. Geöffnet ist jeden Montag und Donnerstag von 16 bis 22 Uhr. Nach zwei Tagen Pause (Dienstag und Mittwoch) ist man Freitag, Samstag und Sonntag von 9 bis 22 Uhr (Sonntag nur bis 18 Uhr) für die Gäste da. Die Plätze für die Überraschungsmenüs sind begrenzt, Reservierungen daher wichtig. Neben dem Sharing-Angebot gibt es auch traditionelle Gerichte, wie Bratl aus dem Holzofen oder das Schnitzl am Sonntag.
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