Fritz Stockinger im Interview
"S10 hat Leben und Arbeiten im Bezirk Freistadt verändert"

Für Friedrich Stockinger und Gabriele Lackner-Strauss war und ist die S10 ein Herzensprojekt.  | Foto: INKOBA
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Die BezirksRundschau hat Friedrich Stockinger, den Obmann der Interkommunalen Betriebsansiedlung Region Freistadt, kurz Inkoba, zum Interview gebeten, um mit ihm über die Auswirkungen und den Stellenwert der Mühlviertler Schnellstraße zu sprechen.

BEZIRK FREISTADT. Durch die aktuelle Sperre des S10-Abschnittes von Freistadt-Süd bis Freistadt-Nord und damit verbundene Staus auf der B310, merken wir gerade, wie selbstverständlich und wichtig die S10 in den vergangenen Jahren für den Bezirk geworden ist. 2009 wurde mit dem Bau der 22 Kilometer langen Mühlviertler Schnellstraße begonnen. Am 21. Dezember 2015 wurde die gesamte Strecke für den Verkehr freigegeben. 

Im Dezember 2015 wurde die gesamte Mühlviertler Schnellstraße für den Verkehr freigegeben. | Foto: Asfinag
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Herr Stockinger, können Sie mir von den Anfängen der Mühlviertler Schnellstraße berichten?
Zur Geschichte der S10 muss der damalige Landeshauptmann-Stellvertreter und Straßenbaureferent Franz Hiesl erwähnt werden. Er hat früh erkannt, dass mit der Ostöffnung und der daraus entstehenden wirtschaftlichen Verflechtung der Grenz- und Güterverkehr stark zunehmen werden. Er stellte damals unter schwierigen Bedingungen die politischen Weichen für die S10. Die Bürgermeister des Bezirkes Freistadt haben schnell erkannt, dass die S10 auch eine Chance ist. 2003 kam es zur Gründung der Inkoba Region Freistadt, der mittlerweile alle Gemeinden des Bezirkes angehören. 2003 wurde ich zum Inkoba-Obmann gewählt. 

Als ehemaliger Bürgermeister von Rainbach und Inkoba-Obmann waren sie von Anfang an beim Thema S10 involviert. Kann man sagen, die S10 war und ist eine Herzensangelegenheit für Sie?

Das auf jeden Fall. Seit dem Jahr 2000 habe ich mich intensiv mit der Mühlviertler Schnellstraße S10 befassen müssen. Von 2003 bis 2020 war ich Bürgermeister der Marktgemeinde Rainbach und die S10 war Dauerthema. Es kommen jetzt noch Emotionen hoch, wenn ich an die damalige schwierige Situation in Rainbach denke. Damals standen drei Trassen zur Auswahl, wodurch viele Bürger betroffen waren. Dann wurde plötzlich der Bau der S10 von Freistadt Nord bis zur Grenze gestoppt. Erst 2012 wurden die Planungen im Norden wieder aufgenommen.

Für Friedrich Stockinger und Gabriele Lackner-Strauss war und ist die S10 ein Herzensprojekt.  | Foto: INKOBA
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Wie hat die S10 das Leben und Arbeiten im Bezirk Freistadt verändert?

Die S10 ist mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden. Das Pendeln in den Zentralraum ist mit der S10 angenehmer und sicherer geworden, aber auch das Auspendeln vom Zentralraum in den Bezirk Freistadt hat durch Betriebsansiedlungen zugenommen. Ich höre auch, dass die Einkaufsstadt Freistadt durch die S10 eine Sogwirkung auf den Speckgürtel von Linz ausübt. Viele nützen die S10 für eine angenehme Einkaufstour nach Freistadt. Auch für Firmen ist ein Standort in der Nähe der S10 sehr interessant geworden. 

Wie viele neue Arbeitsplätze wurden durch die S10 quasi geschaffen? Wie viele neue Betriebe haben sich angesiedelt? 
Bis jetzt sind etwa 1.000 Arbeitsplätze in 30 Unternehmen auf Standorten der Inkoba Region Freistadt entstanden. Dadurch brauchen weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Zentralraum pendeln. Der Arbeitsplatz rückt näher zum Wohnort und das wirkt sich positiv auf die Lebensqualität der Menschen aus. Die entlang der S10 angesiedelten Firmen befinden sich auf Inkoba-Standorten in den Gemeinden Wartberg, Unterweitersdorf, Hagenberg, Kefermarkt, Freistadt, Rainbach und Leopoldschlag. Derzeit ist das Betriebsbaugebiet Freistadt Süd in der Umsetzungsphase. Sechs Firmen sind am Standort mit dem Bau oder der Planung beschäftigt. Aus heutiger Sicht werden 200 Arbeitskräfte in den nächsten Jahren dort arbeiten. Aber auch in Rainbach und Leopoldschlag wird derzeit gebaut. Gerade in der derzeitigen Coronakrise sind diese Baustellen für die Erhaltung der Arbeitsplätze von Bedeutung. Viele Handwerker haben dadurch in unmittelbarer Nähe auf Baustellen arbeiten können. 

Zahlreiche Betriebe haben sich im Gebiet der Inkoba Region Freistadt und entlang der S10 angesiedelt.  | Foto: INKOBA
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Als Inkoba-Obmann sind Sie bemüht, weitere Betriebe im Bezirk anzusiedeln? Steht das nicht in Konflikt mit dem Problem der Bodenversiegelung?
Der Verband Inkoba versucht aktiv Unternehmen anzusiedeln, die in die Region passen. Unser Focus liegt bei Produktions-Unternehmen aus der Region, die einen neuen Standort brauchen oder expandieren wollen. Der weitere Kreis sind österreichische und Unternehmen aus den angrenzenden Staaten. Die Nachfrage reißt nicht ab. Grund und Boden sind bei Betriebsansiedlungen natürlich ein entscheidendes Thema. Flächenwidmung und Grundverfügbarkeit brauchen langfristiges Vorausplanen. Daher steht die Inkoba im Spannungsfeld zwischen Bodenverbrauch und Schaffung von Arbeitsplätzen, ein Thema das wir sehr ernst nehmen. Wir beschäftigen uns auch mit dem Thema Leerstand.

Wie geht es mit dem Weiterbau ab Vierzehn weiter? Wie ist diesbezüglich der Stand der Dinge?
Die Planungen des Abschnitts Nord Rainbach sind abgeschlossen. Die Umweltverträglichkeitsprüfung ist bereits durchgeführt. Der Baubescheid sollte heuer ausgestellt werden, vorausgesetzt es folgen keine Einsprüche. Baubeginn laut Asfinag ist zwischen 2022 und 2023. Dann folgt der Weiterbau bis zur Staatgrenze.

Was für Pläne und Schwerpunkte hat die Inkoba Region Freistadt kurz-, mittel- und langfristig?
Derzeit wird intensiv am Inkoba-Standort Freistadt Süd gearbeitet. Mittelfristig werden die Inkoba-Standorte entlang der Mühlviertler Schnellstraße ausgebaut und weiterentwickelt. Ein langfristiges Ziel ist die Schaffung von Inkoba-Standorten abseits der S10. Der Bezirk Freistadt hat durch den Zusammenschluss aller Gemeinden zur Interkommunale Betriebsansiedlung enorm profitiert. Der Verband hat sich ein großes Know-how bei der Suche und Aufschließung von geeigneten Betriebsstandorten erworben. Die Inkoba schafft die nötige Infrastruktur und begleitet die Unternehmen bei der Ansiedlung. Alle Gemeinden des Bezirkes erhalten aus den Inkoba-Standorten nach einem Aufteilungsschlüssel Kommunalsteuer. Nächstes Jahr dürfte die 1-Millionen-Marke erreicht werden. Wichtig ist der Inkoba auch die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer, mit der Wirtschaftsagentur des Landes und den Mitgliedsgemeinden.
 Bei der Ansiedlungsstrategie sind produzierende Unternehmen und Unternehmen mit Entwicklungsschwerpunkt Zukunftstechnologie eine bevorzugte Zielgruppe.

Näheres: freistadt.inkoba.at

"Der gesamte Bezirk braucht den S-10-Lückenschluss"
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