Umstieg auf Ziegen hat sich voll ausgezahlt
HIRSCHBACH. In Serpentinen schlängelt sich der Güterweg Vorwald vom Hirschbacher Ortszentrum hinauf. Am Ende, auf 788 Metern Seehöhe, liegt der Hof der Familie Wiesinger. Dort ist Betriebsführer Klaus (37) mit seiner Familie in eine interessante Nische eingedrungen – er hält und züchtet Milchziegen.
2010 hat Klaus den Hof von seinen Eltern – Vater Stefan war von 2001 bis 2014 Bürgermeister von Hirschbach – übernommen. Der Fliesenleger wollte den landwirtschaftlichen Betrieb, der auf Milchkühe spezialisiert war, unbedingt im Vollerwerb führen. "Doch die Investitionskosten wären mir zu hoch gewesen", sagt er. Und so ist er quasi über Nacht zum Ziegenbauer geworden. "Anfangs bin ich noch ein bisschen belächelt worden", erinnert er sich zurück. Immerhin gilt die Ziege unter eingefleischten Landwirten als "Kuh der Eisenbahner", also ein minderwertiges Produkt.
Doch mittlerweile lacht niemand mehr. Der Betrieb hat sich vorbildlich entwickelt und Klaus Wiesinger bereut seine Entscheidung, auf biologische Milchziegenhaltung und Heumilchproduktion umgestiegen zu sein, keine Sekunde. 134 Milchziegen der Rasse Saane tummeln sich am Hof. Die Milchleistung von rund 1000 Litern pro Jahr und Tier macht Wiesinger zur Nummer eins in Oberösterreich. Unterstützt wird er in seiner Tätigkeit von seiner Partnerin Pamela (32), sowie seinen Eltern Stefan und Christine. Auch die Kinder Fabio (11) und Samuel, der bald zwei Jahre alt wird, helfen fleißig mit. "Samuel ist der erste Stallknecht", sagt sein Papa mit einem Schmunzeln.
Das Melken dauert dank einer Hightech-Anlage nur rund eineinhalb Stunden. Die Arbeit mit den Ziegen ist dennoch sehr intensiv. "Es ist mehr geworden", sagt Klaus Wiesinger, "aber dafür nicht mehr so stark." Die Milch wird an die Bio-Genossenschaft Schlierbach verkauft, die Kitze über den Ziegenzuchtverband vermarktet. Hier ortet Wiesinger noch Verbesserungsbedarf, denn das Kitzfleisch ist sehr zart, gesund und cholesterinarm und man kann es auf viele Arten zubereiten. "Doch das hat sich leider noch zu wenig herumgesprochen."
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