Business Brunch mit dem Ögreissler

"Das ist eine super Chance für das Marchfeld"

BEZIRK GÄNSERNDORF. Der beliebte Marchfelder "Ögreissler" wird im heurigen Jahr nach einer Subvention weiter wachsen. Wir haben Ögreissler Chef Peter Comhaire zu einem Business Brunch gebeten und ihm einige Fragen gestellt.

Bezirksblätter: Wie kamen Sie auf die Idee des Ögreissler's - meines Wissens nach war auch „Al Gore“ daran beteiligt:

Ich war viele Jahre in der Agrarbranche tätig. Im Jahr 2017 habe ich mich dann selbstständig gemacht und einigen Start-Ups geholfen ihren Weg zu gehen. Mit dem Ögreissler habe ich dann mein eigenes Start-Up gegründet. Auf einem Kongress in Lissabon hatte ich eine inspirierende Begegnung mit Al Gore, der sagte «Es gibt bereits heute die Technologie, die es braucht um den Klimawandel zu stoppen. Es braucht nur Unternehmer die es umsetzen.» Dieser Satz inspirierte mich zu meinem Beitrag: den Ögreissler – lokal – bequem – nachhaltig.

Woher kommt Ihre Liebe zur Nachhaltigkeit und Regionalität?

Das ist ganz einfach erklärt: Ich habe ein Kind. Und diesem Kind soll es mal gut gehen. Wenn wir nicht heute damit schon beginnen an die Zukunft unserer Linder zu denken, dann werden es die nachfolgenden Generationen schwer haben. 

Was bedeutet Ihnen die Wiederbelebung der Ortskerne?

Eine Ortschaft ist eine Art soziales Gewebe. Es ist wichtig, dass Menschen einen Platz haben wo sie zu Hause sind und sich auch zu Hause fühlen können. Ich habe das Gefühl, dass sich dieses Gefüge langsam verliert. Viele der ortsansässigen Gasthäuser zum Beispiel sterben mittlerweile aus. Wenn wir den Leuten wieder einen Grund geben hinzugehen, wird alles wieder belebt.  Das ist die logische Konsequenz von vielen. Mit dem Ögreissler und den kommenden Abholstationen unter anderem in Gasthäusern möchte ich diese Orte und deren soziale Treffpunkte wieder beleben. 

Wie sind sie als gebürtiger Belgier ins Marchfeld gekommen?

Meine Frau wollte in Wien wohnen, ich wollte unbedingt am Land wohnen. Als Kompromiss haben wir uns dann in Groß-Enzersdorf getroffen.

Wenn ich Produkte über den Ögreissler bestelle - wie funktioniert das genau?
Das geht wirklich ganz einfach: Man sieht auf der Homepage nach welche Produkte man benötigt und bestellt ganz einfach über uns bei verschiedenen Produzenten. Wenn bei uns die Bestellung reingekommen ist, bekommt der Produzent sofort eine Nachricht über die Bestellung. eines unserer Mottos lautet: Morgens geerntet – abends geliefert. Wir teilen unsere Liefergebiete anhand von den Bestellungen ein und holen die Ware bei den Produzenten mit dem Fahrrad oder dem Elektro-Auto ab. Falls gewünscht, bekommt der Kunde ein SMS mit der ungefähren Lieferzeit. Dabei muss er auch nicht zuhause sein. Viele unserer Kunden stellen vor der Haustüre Kühlboxen bereit in die wir die Ware ablegen. 

Was ist Ihnen dabei besonders wichtig?
Das wichtigste ist es, dass es dabei um Menschen geht. Ich möchte, dass mein Team und ich Zeit für unsere Kunden haben -  das schafft kein Mitbewerber. Dadurch kann ich ein soziales Verhältnis schaffen. Deswegen bieten wir künftig eben Abholshops auch in Gasthäusern an. Ich möchte keine Container hinstellen sondern mit Menschen zu tun haben. Das ist ein sozialer Mehrwert für uns.  Ich schaffe Jobs und Gaststätten haben einen Mehrwert davon, weil die Kunden dann hierbleiben und vielleicht noch ein Gläschen trinken,

Jetzt haben Sie ein Projekt beim Bundesmisnisterium für Wirtschaft eingereicht und werden eine Förderung erhalten, was bedeutet das für den Ögreissler und die Region?
Im ersten Jahr hatten wir etwa 20.000 Euro Umsatz – im heurigen Jahr schon 100.000 Euro Umsatz. Wir möchten dieses beeindruckende Ergebnis nochmals verdoppeln. Für uns ist es eine super Chance, vieles an Investitionen zu machen. Wir investieren jetzt viel Geld. Wir brauchen viele Betriebe die mitmachen und unser Projekt unterstützen. Wir brauchen viele neue Fahrer. Da brauchst du jemanden der das Produkt versteht und die Philosophie lebt.Ebenso benötigen wir weitere E-Autos und wir nutzen diese Möglichkeit für den weiteren Aufbau des Ögreisslers.
Unser Ziel sind 23 neue Standorte. In jedem Dorf im Marchfeld soll ein Standort entstehen. Spargelbauern, Obstbauern, Mit einigen Betrieben sind wir noch in Gesprächen.
Wir nutzen Car-Sharing-Modelle, weil sonst die Fahrzeuge am Freitag Nachmittag eventuell herum stehen und nicht genutzt werden. Das hat wieder einen Nutzen für die Gemeinde und für uns.
Im Großen und Ganzen ist es eine super Chance, nicht nur für mich sondern auch für viele lokale Leute einzusteigen und es gibt österreichweit nur nur drei Firmen die diese Förderung erhalten haben.

#WORDRAP

Mein schönstes Frühstück... ist ein Ei Benedikt mir Rohschinken, ein Blatt Spinat und eine selbstgebackene Semmel von der Bäckerei ums Eck.
Am wichtigsten ist mir… das jeder sein Glück verfolgen kann, dass die Menschen die mir wichtig sein auch glücklich sind.
Meine größte Herausforderung war... der Schritt in die Selbstständigkeit. Von einem Konzernlenker ins eigene Geschäft.
Mein nächstes Ziel ist… dass der Ögreissler funktioniert und dieser auch ohne m ich läuft.
Meine persönliche Stärke ist... Optimismus und meine Energie.
Wieso ist es schön im Marchfeld zu leben? Ich bin der erste Klimaflüchtling in Österreich. 1000 Stunden weniger Regen als Ion Brüssel.
Wenn ich nochmals von vorne anfangen müsste… würde ich früher auf Menschen mit Erfahrung bauen. Die älteren wissen wir es funktioniert.

Alle Informationen rund um den Ögreissler finden Sie auch hier.