Gailtal

Ein Künstler mit Mut zur Provokation

Der Rekordhalter im Schnellkarikieren erzählt über seine künstlerische Leidenschaft, die ihm erlaubt, berühmte Persönlichkeiten auf komische Weise anzuprangern.

GAILTAL. Der Kunstschaffende Reinhold Buchacher nimmt sich in seinen Karikaturen selten ein Blatt vor dem Mund. Der vielseitige Künstler hat das Karikieren zu seinem Hauptberuf gemacht und visualisiert Gegebenheiten und Handlungen, zu denen er gesellschaftskritisch Bezug nimmt. Bissig, sarkastisch und nicht selten hämisch agierend, legt er das Verborgene offen und entschleiert unter den Tisch gekehrtes Fehlverhalten diverser Politeliten. Ein Einblick in seine Vorgehensweise und in die Herausforderungen, die ihm als Künstler beschäftigen.

Die Kunst der Karikatur

In der Karikatur steckt stets ein Kern Wahrheit, wenngleich überspitzt wiedergegeben. Der Künstler Reinhold Buchacher weiß die Wirkmächtigkeit des Bildes zu schätzen und ergreift sie beim Schopf. Denn hier kann er Dinge ohne Vorbehalt visuell offenlegen. Was der Künstler in seinen Persiflagen aufgreift, sind vor allem aktuelle Ereignisse, die ihn als Bürger selbst beschäftigen und nahegehen. Stets nimmt er eine kritische Bestandsaufnahme seiner Zeit vor und tritt als aufmerksamer Beobachter des politischen Alltags auf: “Ich bin 24 Stunden damit beschäftigt, mir Gleichnisse und Vergleiche auszudenken“, betont der gebürtige Gailtaler. Mit seinen Zeichnungen möchte der Kunstschaffende ein breites Publikum erreichen und zum Lachen bringen: „Man muss zuerst ein Szenario überlegen und abwägen wer der Gute und wer der Böse ist. Wichtig ist es, nicht permanent in eine politische Richtung zu fallen, da man ansonsten stigmatisiert wird. Das versuche ich zu vermeiden, weshalb ich immer alle politischen Parteien gleichmäßig behandle. Mit der Szenerie im Kopf denke ich nach, wie man es so vereinfachen und herunterbrechen kann, dass es jedermann versteht.“ Zeichnerisch tätig ist Buchacher allen voran für diverse Zeitungen wie der Krone, dem Kurier oder den Niederösterreichischen Nachrichten und als Illustrator für Bücher. Wofür der künstlerische Geist insbesondere bekannte Märchen oder Alltagsgeschichten aufgreift, die nicht selten verkehrt oder übertrieben wiedergegeben werden. Doch auch wenn etwas in der Politik nicht so läuft wie es sein sollte, nimmt Buchacher die Gegebenheit auf, um schließlich dessen Fehlerhaftigkeit visuell zu entschleiern. Zum Beispiel stellt er einen Politiker in Gestalt der Goldmarie dar, der jedoch auf umgekehrte Art und Weise Gold zu Stroh spinnt. Wodurch seine Vernichtung von Geld unmittelbar und offensichtlich ins Auge stechen sollte.

Das Visuelle im Fokus

Eine gute Karikatur funktioniert dabei möglichst ohne beigefügte Erläuterungen. So heißt es nicht umsonst, dass ein Bild mehr als tausend Worte sagen kann. „Je mehr erklärender Text, desto schlechter ist es bei einer Karikatur. Das Bild soll hier für sich sprechen“, erklärt der Künstler. Schließlich ist es auch der Text, bei dem man extrem vorsichtig agieren muss, um nicht Gefahr zu laufen, jemanden ungewollt zu beleidigen. Das Gezeichnete hingegen kann sehr viel unterschwellig und verweishaft in sich beherbergen, das Geschriebene hingegen ist nicht abstreitbar. Ferner hält der Berufkünstler den Weltrekord im Schnellkarikieren, den ihn wohl so schnell niemand wegschnappen wird können: „Ich habe 174 Leute in einer Stunde gezeichnet“, erzählt er stolz.

Allroundtalent

Wenngleich das Karikieren als seine Haupteinnahmequelle gilt, beschränkt sich Buchacher nicht nur auf die Darstellung witziger und höhnischer Szenen. Im Gegenteil: Er kann als ein vielseitiger Künstler angesehen werden, dessen Oeuvre von der Bildhauerei über die Landschaftsmalerei bis hin zu den Porträts und dem Aktzeichnen reicht. Zum Karikieren selbst kam er mehr oder minder durch einen Zufall, wie er es selbst beschreibt: „Ein Zeitungsreporter fragte mich in einer meiner Porträtausstellungen, ob ich auch Karikaturen zeichne. Obwohl ich das zuvor noch nie gemacht habe, sagte ich zu und probierte es einfach mal aus. Das war eigentlich der Startschuss, wie ich zur Karikatur gekommen bin“, erinnert sich Buchacher noch gut zurück. Nebenbei genießt der vielseitige Kopf jedoch auch die freien Arbeiten in anderen Sparten der Kunst, die ihn die notwendige Abwechslung ermöglichen. Wie beispielsweise das Arbeiten in der Steinhauerei: „Hier gilt es, komplett auf den Stein einzugehen, um seine Schwachstellen kennenzulernen und Risse und Hohlräume so bearbeiten zu können, dass sie niemandem auffallen.“ Dabei kommt der derzeit in Mödling lebende Maler immer wieder ins Gailtal zurück, um Projekte umzusetzen und vornehmlich auch mit Kindern malerisch zu arbeiten. Basis hierfür bilden oft die sogenannten Schuttbilder. Wenngleich er auch das Karikieren im eigentlichen Sinne nicht als Arbeit begreift: „Für mich ist mein Beruf im Normalfall keine Arbeit, da ich es gern mache und mich dabei komplett entfalten kann.“