Hermagor
Lokalaugenschein an den Grenzen des Sperrbezirks
Seit 9. März ist das Ausreisen aus dem Bezirk Hermagor lediglich unter Vorlage eines negativen Antigen-Testergebnisses möglich. Wie lange noch? Ein Lokalaugenschein der Gailtaler WOCHE.
GAILTAL. Eine nicht alltägliche Verordnung gab das Land Kärnten nach den hohen Zahlen der Sieben-Tage-Inzidenz (über 600 Ende Februar) mit dem Landesgesetzblatt am 5. März aus.
Mit der sperrigen Bezeichnung „Covid-19-Risikominimierungsverordnung Hermagor“ wird klar geregelt, unter welchen Voraussetzungen Personen seit 9. März bei der Ausreise die Bezirksgrenzen überschreiten dürfen. Der Ablauf dieser Verordnung ist aktuell am 18. März geplant.
Logistische Herausforderung
Insgesamt sieben Kontrollstationen an entsprechenden Bundes- und Landesstraßen-Punkten wurden aufgebaut. Die Ausreisekontrollen werden von der Polizei – im Assistenz-Einsatz der Gesundheitsbehörde – durchgeführt. Im Gespräch mit der Gailtaler WOCHE erklärt Bezirkspolizeikommandantin Katrin Horn: „Wir haben an den Kontrollstationen insgesamt siebzig Kollegen im Einsatz. Viele davon aus Nachbarbezirken, weil die eigenen Personal-Ressourcen dafür nicht ausreichen würden.“
Die Ausreise-Zählungen an den sieben Checkpoints verliefen bisher sehr geordnet und pendelten zwischen 2.000 und 3.500 Personen täglich. Also unter der erwarteten Frequenz, wobei die Verweigerung der Ausreise wegen fehlender Dokumente an durchschnittlich einem Prozent der kontrollierten Personen ausgesprochen werden musste. „Ob allerdings nach dem Auslaufen der mit 18. März befristeten Verordnung verlängert wird, hängt weitestgehend von der Entwicklung der Inzidenz-Ziffern ab. Nach ursprünglichem Erlass des Gesundheitsministeriums soll so lange abgeriegelt bleiben, bis die Inzidenz unter 200 sinkt – und das auch zehn Tage lang so bleibt“, erläutert Horn.
Disziplin und Mitarbeit
Während eines Lokalaugenscheines am Kontrollpunkt St. Paul erklärt Bezirkskommandant-Stellvertreter Paul Schnabl: „Die Autofahrer sind weitestgehend gut vorbereitet und halten die Dokumente bereit, so dass es zu keinen nennenswerten Verzögerungen kommt. Wenn jemand ohne Papiere ankommt, verweisen wir auf die Möglichkeit des Vor-Ort-Testens im nahegelegenen St. Stefan/Gail.“ Gut machbar und unkompliziert stellt auch Erni Gratzer, Geschäftsführerin der Gailtaler Haustechnik-Firma Zoppoth, das Test-Prozedere dar: „Mit wöchentlich zweimaligem Testen ist eine Arbeitswoche abgedeckt. Mit gutem Willen lässt sich das schon organisieren. Viel schlimmer ist allerdings die Negativ-Werbung für unsere Region, die durch diese Abriegelung entstanden ist.“
Schüler unbedingt zurück
Elke Millonig, Direktorin der HLW Hermagor, erwartet sich unbedingt ein baldiges Ende dieser Bezirksabriegelung. „Bei uns gibt es Schichtbetrieb, doch jetzt sind durch die Sperre rund sechzig Schüler, die außerhalb des Bezirks Hermagor wohnen, im Distance-Learning. Das funktioniert zwar mit Hilfe der Streaming-Technologie perfekt, aber eine Verlängerung der Kontrollen nach dem 18. März ist aus Sicht der Schule absolut undenkbar.“ Die Jugendlichen brauchen sowohl aus pädagogischer als auch aus psychologischer Sicht unbedingt und dringend wieder das gewohnte Miteinander. „Das spüre ich als Pädagogin und Mutter auch jeden Tag ganz deutlich. Und die anstehenden Schularbeitstermine verdichten sich schon in einem unvertretbaren Maß. Dringend wäre grundsätzlich auch darüber nachzudenken, dass man die in den Schulen laufenden Nasenbohrer-Tests, die wir dreimal wöchentlich machen, endlich offiziell anerkannt werden“, hofft Millonig.
Borg-Direktor Andreas Schuller lobt ebenfalls die gut funktionierenden technischen Einrichtungen für Home-Schooling und sieht die vorhandene Zahl an Testmöglichkeiten für Pendler als ausreichend, allerdings: „Persönlich glaube ich nicht, dass es sinnvoll ist, nur Ausreisende zu kontrollieren, weil damit die Chance vertan wird, den Bezirk vor erkrankten Einreisenden zu schützen, die bei uns ja wiederum unbewusst Kontaktpersonen anstecken könnten.“
Wann wird wieder geöffnet?
Wann wird wieder geöffnet? Bezirkshauptmann Heinz Pansi: „Die seit Mitte Februar geltenden Sondermaßnahmen der wiederholten Tests greifen. Die Inzidenz sinkt täglich, das sollte doch berechtigte Hoffnung auf eine Wiederöffnung des Bezirks nach dem 18. März geben.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.