Kufenstechen und Lindentanz
Unterschiede der Untergailtaler Kirchtage

Foto: Herta Maurer-Lausegger
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Bei den Ortschaften im Unterem Gailtal gibt es Unterschiede bei den Kirchtagen. Herta Maurer-Lausegger hat diese beobachtet.

Das Kufenstechen und der Lindentanz gehören im Unteren Gailtal zur Tradition dazu. Seit dem 18. Jahrhundert ist das Kufenstechen bezeugt und seither Teil der Untergailtaler Identität. Das Element „Untergailtaler Kirchtagsbräuche und die Untergailtaler Tracht / Ziljski žegen in ziljska noša“ findet sich seit Herbst 2018 im Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der Österreichischen UNESCO-Kommission. Ziel des Projekts ist die Pflege und Bewahrung des Brauchtums und der Tracht, einschließlich der altüberlieferten zweisprachigen Kirchtagslieder. „Die Kirchtagsbräuche unterliegen Wandelerscheinungen und weisen jeweils ortsspezifische Merkmale auf. Viele Einzelheiten sind heute wenig oder nicht mehr bekannt. Früher gab es zum Beispiel in Tratten und Vorderberg den Brauch, dass der Kirchtagstänzer am Tag der Unschuldigen Kinder von seinem Mädchen ein Hemd geschenkt bekommen hat“, weiß die Kulturwissenschaftlerin Herta Maurer-Lausegger, die sich mit dem Brauchtum und der Unterschiede der Untergailtaler Kirchtage auseinandergesetzt hat.

Der Kirchtag

Das Kufenstechen und der Lindentanz wird schon immer von Sägern und Musikanten begleitet. Die Termine für die Kirchtage richten sich dabei meist an den Pfarrpatron oder der Kircheneinweihung. Im seltenen Fall kommt es zur Verschiebung auf einen anderen Sonntag. Organisiert wird der Kirchtag von der jeweiligen örtlichen Burschenschaft, der sogenannten Konta. Das Kufenstechen und der Lindentanz am Sonntag werden von unverheirateten Burschen und Mädchen, die in Gailtaler Tracht gekleidet sind, ausgeführt. Am Nachkirchtag sind dann in der Regel das Kufenstechen und der Lindentanz der Verheirateten an der Reihe. „Vorderberg ist der einzige Untergailtaler Ort, der zwei Kirchtage veranstaltet. Das Kufenstechen du der Lindentanz der Verheirateten findet beim Herbstkirchtag Anfang Oktober statt“, so Maurer-Lausegger.

Unterschiede Messe

Bei der feierlichen Prozession des Trattner Kirchtages singt der MGV-Tratten ausschließlich lateinische Lieder. Der Gottesdienst selbst wird von deutschen Kirchenliedern musikalisch umrahmt. Beim Kufenstechen und dem Lindentanz sind dann slowenische und deutsche Kirchtagslieder zu hören. „Nach der Messe folgt in der Kirche die Segnung des Weines und des Kranzel, ein Ritual, dass bei allen Untergailtaler Kirchtagen üblich ist. In St. Stefan wird gleichzeitig auch das Brot gesegnet, das die Pferde vor dem Kufenstechen erhalten. Das möge den Reitern beim Kufenstechen Glück bringen, heißt es. Der gesegnete Wein wird nach der Messe vor der Kirche beziehungsweise unter der Dorflinde sowie am Nachmittag beim Lindentanz angeboten. Mit Wein angestoßen wird in Vorderberg auch beim Kufenstechen, wenn das Konta-Mädchen dem Stechmeister das Kranzel überreicht“, hat die Kulturwissenschaftlerin beobachtet.

Kirchliche Prozession

In Stefan und in Vorderberg wird im Rahmen der Messe keine kirchliche Prozession gefeiert. Auch beim Wertschacher und Labientschacher Johanniskirchtag ist es so. Wohl aber findet in St. Georgen nach der Messe die Gräbersegnung auf dem Friedhof statt. Liegt der Ortsfriedhof entlegen, findet dieses Ritual am Montag im Rahmen der Messe für die Verstorbenen, die beim diesjährigen St. Stefaner Kirchtag in der Kalvarienbergkirche gelesen wurde, statt. Auch in Vorderberg werden die Gräber zu einem anderen Zeitpunkt gesegnet.

Die Freyung

„Unter der Linde steht in St. Stefan die Freyung bereit. Sie wird beim Festzug der Konta, der Musikanten und der auf Pferden reitenden Burschen zur Dorflinde, der den Auftakt zum Kufenstechen bildet, von zwei Mädchen oder zwei jungen Burschen getragen“, so Maurer-Lausegger. In Tratten ist der Freyung am Lindenbaum angebracht. Beim Festumzug zum Kufenstechen wird das Fassl von einem Reiter mitgenommen und unterwegs auf den Pfahl gesteckt. „In Labientschach, Wertschach und Vorderberg hingegen wird die Kufe beim Festzug von zwei jungen Burschen getragen und von diesen bzw. bei Bedarf von mehreren Burschen auf den Holzpfahl gesetzt“, fügt die Kulturwissenschaftlerin hinzu.

Verschiedenes Liedergut

Bei den Kirchtagen im Unteren Gailtal gehören die Kirchtagslieder, aber auch Strophen und Zweizeiler zum Brauchtum dazu. „Strophenzahl, Textinhalte und Melodien variieren von Ort zu Ort. Auffällig sind Unterschiede zwischen dem Liedgut der nördlich gelegenen Sonnseite und dem Gebiet südlich der Gail“, hat Maurer-Lausegger beobachtet. Beim St. Stefaner Kirchtag erklingen unter der Linde einzelne Strophen des Reiterliedes, die beim Vorderberger Kirchtag nicht zu hören sind, wie zum Beispiel „Die Daubn und Raflan sein g’sprungen, das Fassle is umatum hin, das Diandle bringt freudig das Kranzle, weil ich ihr im Herz’n drin bin.“ Andererseits sind südlich der Gail spezifisch vorderbergerische Strophen oder Zeilen zu hören.

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