Psychologin im Gespräch
Wie kann Rauchentwöhnung funktionieren?
Natalie Sleik-Strutz weiß, wie man sich das Rauchen abgewöhnen kann. Die Psychologin im Interview.
GAILTAL. Am 31. Mai findet der Weltnichtrauchertag statt. Passend dazu haben wir mit Psychologin Natalie Sleik-Strutz aus Bad Bleiberg gesprochen. Sie erzählt, wie Rauchentwöhnung funktionieren kann.
Woche Gailtal: Wie funktioniert Tabakentwöhnung?
Natalie Sleik-Strutz: Generell ist es wichtig herauszufinden, was das Nikotin, die Zigarette für mich tut. Welcher wünschenswerte Effekt durch den Konsum hervorgerufen werden soll. Für die meisten Menschen ist die Zigarette ein erlernter Weg gefühlt Entspannung stattfinden zu lassen. Diese gefühlte Entspannung ist allerdings meist nur ein Trugschluss, da der Zustand der Entspannung in Verbindung mit dem Nachlassen der Entzugssymptome eintritt – weil das Nikotinmonster mit der Zigarette besänftigt wird und dadurch die Entzugssymptome nachlassen.
Wie lange braucht es im Schnitt, um tatsächlich rauchfrei zu sein?
Es kommt darauf an, welche Rauchstopp-Methode gewählt wird. Der Rauchstopp kann geplant als Termin in der Zukunft festgesetzt werden. Viele versuchen sich auch an der Reduktionsmethode – es wird reduziert, bis man rauchfrei ist. Oder die Variante mit dem sofortigen Rauchstopp. Beim sofortigen Rauchstopp dauert es in der Regel 3–5 Tage, bis der Körper nikotinfrei ist. Die körperliche Abhängigkeit ist somit schnell bewältigt. Bei Rauchern stellt jedoch meist die mentale Abhängigkeit die größere Herausforderung dar. Neue Rituale zu schaffen, Strategien zu entwickeln – wie gehe ich mit dem starken Verlangen um, eine Zigarette zu rauchen? Welche sonstigen Entspannungstechniken funktionieren und wie gut bin ich in der Lage Geplantes umzusetzen. Jenes Verlangen, jene Entzugssymptome sind vor allem in den ersten drei Tagen sehr stark, dies lässt nach, kann aber immer wiederkommen – auch noch Jahre danach. Ein Rückfall ist jederzeit möglich. Daher ist es mir wichtig das Bewusstsein dafür zu schärfen.
Können Menschen von jetzt auf gleich mit dem Rauchen aufhören?
Ja, wichtig ist lediglich das Motiv, warum ich rauchfrei werden will.
Wie sieht es mit dem Kautabak (Snus) aus? Vor allem bei Jugendlichen?
Für viele Jugendliche sind rauchlose Tabakprodukte attraktiver. Auch das rauchfreie Tabakprodukt Snus enthält Nikotin und führt nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen sogar noch schneller in die Abhängigkeit – da meist über den Tag hinweg im Durchschnitt sogar noch mehr Nikotin als mit der Zigarette allein aufgenommen wird. Meist kommt es zu einem Doppelkonsum von Snus und Zigaretten, was langfristig zu einem gesteigerten Tabakkonsum führt. Snus gilt dadurch als Einstiegsprodukt in den Tabakkonsum. Die gesundheitliche Schädigung verlagert sich dabei im Vergleich zur Zigarette von der Lunge in den Bereich der Mundhöhle (Zahnfleischschäden und Zahnverfärbungen) und die Speiseröhre.
Sind E-Zigaretten eine Alternative?
Rauchlose Tabakprodukte sind meiner Meinung nach keine Alternative zur Zigarette. Die E-Zigarette würde ich eher als kleineres Übel bezeichnen, da auch bei diesen Produkten langfristig eine Schädigung nicht ausgeschlossen werden kann. Bei dem Wunsch nikotinfrei/rauchfrei zu werden empfehle ich immer, keine Alternativprodukte zu konsumieren – da dadurch lediglich die Sucht auf ein anderes Produkt verlagert wird.
Was ist mir zu diesem Thema noch wichtig?
Wichtig ist vor allem das Motiv hinter dem Wunsch rauchfrei zu werden. Warum möchte ich das? Warum will ich rauchfrei werden? Was steht hinter meinem Wunsch? Formulieren Sie ihr Ziel als Motivsatz. Als Beispiel: „Ich will frei von Sucht sein!“. Ist ihr Motiv stark genug wird es ihnen helfen mit dem Verlangen besser umzugehen und das Rückfallrisiko zu minimiert.
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