Unsere Industrie in der Warteschleife
Christoph Kulterer, IV-Präsident, übt Kritik an der Regierung: "Man braucht Mut zur Entscheidung."
Christoph Kulterer, Präsident der Industriellenvereinigung, zeigt grundsätzliches Verständnis für die Landesregierung. "Es dauert seine Zeit, bis man nach einer Veränderung das Budget erstellt hat", sagt er. Aber: "Es herrscht eine gewisse Orientierungslosigkeit." Acht Monate nach der Landtagswahl müsse man darauf achten, dass "die Veränderung das Tagesgeschäft nicht mehr beeinflusst".
Konkret meint Kulterer Entscheidungen über Projekte und Investitionen, die auf Genehmigungen warten. "Wir brauchen Mut und Wille zur Entscheidung", fordert er die sieben Regierungsmitglieder auf. Kulterer spricht von wachsendem Unmut.
Keineswegs gehe es bei den eingeforderten Entscheidungen nur um Fragen der Finanzierung. Kulterer: "Es geht auch um rechtzeitiges Planen." Ein Beispiel: die zweite Röhre des Karawanken-Tunnels. "Wir müssen jetzt planen, damit wir in zwei, drei Jahren so weit sind", mahnt er ein. "Es geht da ja auch um EU-Gelder."
Namhafte Vertreter der Bauwirtschaft hätten "genaue Vorschläge" – zu verbesserter Planung und gemeinsamen Projekten mit anderen Bundesländern an die Landesregierung erarbeitet. Bisher ohne Ergebnis. "Die Bau- und die Holz-Industrie kämpfen noch immer mit der Konjunktur", erklärt der IV-Präsident. "Dass Projekte stehen, verschärft das Problem."
Eine strategische Entscheidung, wofür Kärnten steht, hält Kulterer außerdem für notwendig. "Wir können nicht alles unterstützen und fördern", ist er überzeugt, "sondern müssen in einem Bereich exzellent werden." Etwa: Bildung an Uni und Fachhochschule. "Wir sollten nicht nur darüber nachdenken, was wir exportieren können, sondern auch, was wir so gut können, damit Menschen aus anderen Ländern zu uns kommen wollen."
Auch Maßnahmen für Gründer wünscht sich Kulterer. "Wir müssen Anreize schaffen." Vorhandene Programme würden sich kaum von jenen anderer Länder unterscheiden.
Von einer "nachhaltigen Stabilisierung" will IV-Präsident Christoph Kulterer nicht sprechen, aber "unsere Umfrage zeigt, dass die Industrie nicht mehr so pessimistisch" ist. 51 Firmen mit rund 15.500 Beschäftigten wurden im dritten Quartal befragt.
Im Detail: "Die chemische und Elektronik-Industrie laufen stabil", so Kulterer. Im Maschinenbau lukriere man Steigerungen durch Aufträge aus dem Ausland. Zu kämpfen aber haben Holz- und die Bau-Industrie.
Auch die vielen Investitionen zeugen von besserer Stimmung. "Das ist ein Vertrauensvorschuss in den Standort", so Kulterer. Nun erwarte man sich auch bessere Rahmenbedingungen von der Politik.
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