Antibiotika auf Sparflamme
Bei Impfstoffen und Antibiotika herrscht ein Engpass, wie eine kleine Umfrage im Bezirk bestätigt.
GMÜND (eju). In Niederöster-reich herrscht Medikamenten-Mangel. So ist etwa der Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Polio frühestens im Herbst wieder verfügbar. Auch bei anderen Arzneien müssen die Apotheker ihre Kunden immer öfter auf unbestimmte Zeit vertrösten.
Experten vermuten: Die Pharma-Industrie beliefert Österreich schlecht, weil die Sozialversicherung weniger zahlt als in anderen Ländern. Die Bezirksblätter haben sich im Bezirk Gmünd bei Ärzten und Apothekern umgehört.
Die Heidenreichsteiner Apothekerin Alice Wittig kennt das leidige Problem aus eigener Erfahrung: "Es gibt alljährlich eine Impf-Empfehlung, um die Durchimpfungsrate bei der Bevölkerung gegen verschiedene Krankheiten auf einem hohen Level zu halten. Allerdings gibt es den heuer empfohlenen Vierfach-Impfstoff einfach nicht. Die einzige Chance ist, einen Dreifach-Impfstoff, der vorhanden ist, mit einem Einfach-Impfstoff zu kombinieren."
Der Impfstoff-Engpass sei aber nicht das Hauptproblem, wie Wittig weiter ausführt, denn: "Viel schlimmer trifft uns der Mangel an Antibiotika-Säften für Kinder." Hier sei der Engpass größer und die Sachlage komplizierter, denn: "Wir können zwar Wirkstoffe nach Rücksprache mit dem Arzt austauschen, aber momentan ist so wenig vorhanden, dass das auch nicht mehr klappt." Kompliziert werde es, wenn ein Kind ein Medikament nicht vertrage, weil die Alternativen aktuell fehlten. Dazu kommt ein weiteres Problem: "Es gibt je nach Gewicht unterschiedliche Dosierungen. Nun ist beispielsweise der Saft für kleine, leichte Kinder vorhanden, der für schwerere aber nicht. Das heißt, man müsste einem älteren Kind pro Einnahme eine halbe Flasche Antibiotika verabreichen, damit es auf die richtige Dosierung kommt." Das sei unzumutbar. Leider sei auch keine Besserung der Situation in Sicht, so Wittig abschließend.
Problemfeld Neuzulassung
Allgemeinmediziner Klemens Kranzler bestätigt die Problematik auch von einer weiteren Seite: "Österreich hat, wenn ein neues Medikament auf den Markt kommt, oft schlechte Karten, weil die Kassen über den Preis des Medikamentes, den sie laut Pharmaunternehmen bezahlen sollen, verhandeln wollen." Das führe dazu, dass einige Arzneien hierzulande dann verzögert auf den Markt kommen oder mitunter gar nicht.
"Wenn es sich beispielsweise um exotische Krebstherapien handelt, kann man diese über die internationale Apotheke bestellen und in solchen Einzelfällen bezahlt das dann die Krankenkasse auch", erklärt Kranzler abschließend.
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