Cyberkriminalität: "Erst einmal in der Hose bleiben"

- <f>Bezirkspolizeikommandant</f> Wilfried Brocks informiert.
- hochgeladen von Bettina Talkner
Kriminalität verlagert sich von der Straße ins Internet: Vor allem sexuelle Erpressung ist auf dem Vormarsch.
BEZIRK (bt). "Die Betrugsmaschen bleiben gleich, sie kriegen nur immer wieder ein neues Gewand", weiß Gmünds Bezirkspolizeikommandant Wilfried Brocks. Ob der klassische Neffentrick, der große Gewinn in der türkischen Lotterie oder die Nachricht eines vermeintlichen Vermittlers eines ausländischen Königshauses – alle wollen unter Vorwänden und mit Gewinnversprechungen große Summen herauslocken. Und nach wie vor fallen Ahnungslose, auch aus dem Bezirk Gmünd, darauf herein. "Früher hast du als Betrüger gut sein müssen. Du musstest hinausgehen und deine Geschichte jemandem von Angesicht zu Angesicht erzählen. Das ist online verschwunden, heute kann das jeder", warnt Brocks. Daher verlagert sich die Kriminalität von Jahr zu Jahr immer mehr von der Straße in das World Wide Web.
Gesunde Portion Misstrauen
"Vorsicht, Vorsicht, Vorsicht", appelliert der Bezirkspolizeikommandant, der betont: "Keep it simple. Wenn du deinen Hausverstand benutzt, bist du auf der sicheren Seite. Alles, was im Internet sehr einfach und schön ist, sich im echten Leben aber nicht so abspielt, gibt es dort auch nicht. Es gibt kaum 70-jährige Männer, die regelmäßig Besuch von 25-jährigen Schönheiten bekommen. Und es steht auch keiner mit einem 500-Euro-Gutschein vor deiner Haustüre." Bei Letzterem geht es online lediglich darum, Daten zu ergattern, um diese weiterzuverkaufen. Ein gesundes Maß an Misstrauen schadet nicht: Während Phishing-Mails und Seiten, die Kontodaten ausspionieren wollen, früher noch vor Rechtschreibfehlern strotzten, sind diese heute häufig kaum mehr von der wirklichen Website der entsprechenden Bank zu unterscheiden. "Jede Bank sagt aber, wir fragen diese Daten nicht online ab. Wenn ich das im Hinterkopf behalte, kann ich darauf auch nicht hereinfallen."
"Sextortion" boomt
"Ich sage den Leuten immer, sie unterstützen die Polizei mit ihrer Anzeige", bittet Wilfried Brocks Betrugsopfer zu Wort, auch wenn die Scham, getäuscht worden zu sein, groß ist. Besonders ungern wird über sogenanntes "Sextortion" gesprochen. Leider gibt es aber immer mehr Opfer dieser sexuellen Erpressung im Internet. Dabei nehmen attraktive Frauen und Männer in Sozialen Netzwerken Kontakt mit ahnungslosen Personen auf und heucheln Interesse. Der Chat führt vor die Webcam, wo sich beide Gesprächspartner schließlich ausziehen und sexuelle Handlungen an sich selbst vornehmen. Doch bedauerlicherweise filmt der oder die spätere ErpresserIn das ahnungslose Opfer dabei. Wenn kein Geld überwiesen wird, soll das "schmutzige Filmchen" im Netz landen und Freunden geschickt werden. Selbst wenn die Summe beglichen wird, fordern die Erpresser oft noch weiter Geld. "Das ist auch im Bezirk kein Einzelfall. Ich bin mir sicher, dass die Dunkelziffer noch wesentlich höher ist. Zur Polizei zu gehen auf die Dienststelle, wo mich vielleicht alle kennen, und zu sagen, mir ist das passiert, ist ein Canossagang", ist sich Brocks bewusst. "Es anzuzeigen, ist natürlich gut, aber noch besser ist es, bei Internetbekanntschaften erst einmal in der Hose zu bleiben, dann hat man diese Sorgen gar nicht", fügt er hinzu.
Zur Sache
Den diversen Betrugsmaschen fallen ältere Menschen genauso zum Opfer wie das junge Mädel oder der Geschäftsmann. Auch wenn es Überwindung kostet, ist es wichtig, Anzeige bei Ihrer Polizeiinspektion zu erstatten.


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