Kinderbetreuung
Die Zukunft bringt neue Herausforderungen
Kinderbetreuung: Zu wenig, und eh kein Bedarf? Mitnichten! Warum der Bedarf weiter steigen wird und was das mit veralteten Bild der Oma zu tun hat.
BEZIRK GMÜND. Davor graut vielen Jungeltern im Land: Die Karenzzeit läuft aus, man muss wieder arbeiten, doch wohin mit dem Nachwuchs? Das schränkt die Wahlfreiheit vieler Eltern - und meist sind Frauen betroffen, dramatisch ein. Familie oder Karriere? Kind oder Job? Beides zusammen ist oft nur dann unter einen Hut zu bringen, wenn die gesamte Familie und soziale Netze etwa Freunde, mithelfen.
46,2 Prozent der Kinder im Kindergarten – das sind 25.536 von 55.286 – bekommen ein Mittagessen. Oder anders gesagt: Mehr als die Hälfte besucht den Kindergarten nur vormittags. Im Durchschnitt hatten die Kindergärten im Vorjahr 20,9 Tage geschlossen, während es in Wien 6,6 Tage waren. So gibt es im Waldviertel Kindergärten mit 34 Schließtagen - Eltern mit einem Vollzeitjob haben aber nur 25 Urlaubstage.
Die Karriere wegen Betreuungszeiten einzuschränken, muss man sich erst einmal leisten können: Aus der Arbeitsmarktdatenbank geht hervor, dass eine niederösterreichische Mutter zehn Jahre nach Beginn der Karenz 84 Prozent des Einkommens einer Frau verdient, die nicht karenziert wurde. Frauen aus Wien (88 Prozent) oder dem Burgenland (90 Prozent) stehen vergleichsweise besser da. Auch die Teilzeitfalle ist ein großes Thema. Während die NÖ-Teilzeitquote bei erwerbstätigen Frauen bei 50 Prozent liegt, arbeiten nur 9,8 Prozent der Arbeitnehmer Teilzeit. Am Ende des Erwerbslebens wartet nicht nur die Pension, sondern auf viele Frauen auch die Altersarmut. Derzeit bekommen Frauen – aus Mangel an Beitragsjahren – durchschnittlich um 42,2 Prozent weniger Pension als Männer.
Die Lage im Bezirk
„Wir in Gmünd sind sehr stolz auf das Angebot der Kleinkinderbetreuung im Kinderhaus. Das Team des Gmünder Kinderhauses sorgt für eine liebevolle Betreuung für Kinder ab 1 Jahr. Unser Kinderhaus wird sehr gut angenommen, derzeit werden 13 Kinder betreut. Es gibt noch freie Plätze, da sich der Bedarf der Kleinkindbetreuung auch immer wieder ändert. Aktuell gibt es für die Bevölkerung eine Einladung zum ‚Schnuppern‘ im Kinderhaus, wovon bereits viele Eltern Gebrauch gemacht haben," informiert Harald Winkler von der Stadtamtsdirektion.
Auch in Schrems ist die Rückmeldung der Eltern sehr positiv, auch weil man die Betreuungszeiten sehr flexibel gestalten kann. Das Storchennest ist derzeit voll, es gab auch schon Zeiten als es eine Warteliste gab.
In Weitra gibt es derzeit Platz für bis zu zwölf Kleinkinder, die derzeit in der Volksschule provisorisch untergebracht sind. "Die Stadtgemeinde startet im Oktober mit den Bauarbeiten für die Sanierung und Erweiterung des Kindergartens Kalvarienberg, danach wird die Tagesbetreeung dort untergebracht und für bis zu 15 Kleinkindern zu Verfügung stehen," freut sich Bürgermeister Patrick Layr und weiter: "Der Bedarf schwankt derzeit je nach Wochentagen zwischen vier und acht Kindern und somit können wir alle Bedarfsgerecht betreuen."
Der Bedarf an Kinderbetreuung mit hoher Qualität wird jedoch in Zukunft deutlich steigen, auch außerhalb der Städte. Das hat mit der Altersstruktur und der Bevölkerungsentwicklung sowie dem steigenden Pensionsantrittsalter zu tun. Vorbei sind die Zeiten, wo man die Kinder zur Oma brachte, weil die eh daheim ist - denn diese besagte Oma gibt es heute so gut wie nicht mehr, weil sie ebenfalls mit beiden Beinen im Berufsleben steht.
Kinderbetreuung in Zahlen
1.149 Kinder im Bezirk Gmünd besuchen laut Statistik Austria eine der 34 Kinderbetreuungseinrichtungen in 70 Gruppen. 215 Kinder bekommen in ihrem Kindergarten ein Mittagessen, was rund 20 Prozent entspricht. Ein sehr niedriger Wert verglichen mit den Ballungszentren mit deutlich über 70 Prozent.
Neos fordern echte Wahlfreiheit für Frauen
Die Neos fordern deshalb nun einen Rechtsanspruch auf einen qualitätsvollen Kinderbetreuungsplatz – und zwar ab dem ersten Geburtstag. "Solange nicht sichergestellt ist, dass jedes Kind einen Platz hat – egal ob in Anspruch genommen oder nicht – wird echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht möglich sein", so Sprecherin Indra Collini. Kindertagesbetreuungseinrichtungen müssen ganzjährige geöffnet sein. Denn zunehmend flexible Arbeitswelten erfordern eine flexible Betreuung, so Neos.
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