"Mir kommt keine Urne in die Kirche"
Angehöriger ärgert sich über Vorgehensweise in der Pfarre Weitra
WEITRA. "Mir kommt es so vor, als wäre die Kirche im Waldviertel noch 50 bis 60 Jahre weiter hinten", ist der Oberösterreicher Herbert Hochstöger empört. In seiner Heimat erlebe er es als völlig normal, dass auch für Verstorbene, die eingeäschert wurden, eine Messe in der Kirche abgehalten wird. Die Trauergemeinde blickt statt auf einen Sarg dann eben auf die Urne. Dem Weitraer Pfarrer wirft Hochstöger vor, seiner Familie diesen Wunsch nun zum zweiten Mal verwehrt zu haben. "Mir kommt keine Urne in die Kirche", soll er gesagt haben, als Hochstögers Schwägerin aus Weitra im Vorjahr verstorben ist. Dieselben Worte seien noch einmal gefallen, als kürzlich auch deren Mann, also Hochstögers Bruder dahingeschieden ist.
Keine Messe für Bruder
Während es für die Schwägerin noch eine Messe gab – da sich die Familie dazu überreden ließ, diese vor der Einäscherung mit einem Sarg in der Kirche abzuhalten – gab es für den Bruder nur eine Verabschiedung in der Leichenhalle. "Mein Bruder ist gar nicht mehr reingekommen in die Kirche, da der Pfarrer gewusst hat, dass auch er verbrennt wird", ärgert sich Herbert Hochstöger.
"Jeder Katholik hat Anspruch auf eine Seelenmesse"
Der Pfarrer war nicht bereit, mit den Bezirksblättern zu sprechen. Wir haben uns daher an die Diözese St. Pölten gewandt. Sprecher Jakob Herburger betont: "Grundsätzlich hat jeder Katholik Anspruch auf eine sogenannte Seelenmesse. Uns ist nicht bekannt, dass einem Katholiken eine solche verweigert würde, nur weil eine Urnenbestattung gewählt wurde." Laut Herburger werden Gottesdienste für Verstorbene in aller Regel vor deren Verbrennung abgehalten. Die Einsetzung der Urne erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt – oft nur im engsten Kreis. Doch auch ohne Verabschiedung des Leichnams vor der Einäscherung kann eine Messe in der Kirche gefeiert werden. "Ob bei einer Heiligen Messe mit meist unmittelbar nachfolgender Urnenbeisetzung die Urne in der Kirche steht oder nicht, wird von den Rubriken her nicht definitiv entschieden. Somit liegt diese Entscheidung beim zuständigen Pfarrer", so Herburger. In Weitra soll es in den letzten Jahren keinerlei Probleme gegeben haben.
Hochstöger sieht das definitiv anders und hätte sich für seine Angehörigen eine andere Verabschiedung gewünscht.
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