Cannabis-Legalisierung
So heiß ist der Bezirk Gmünd auf Gras

Wie bei jeder Drogen sind Jugendliche sind auch bei Cannabis besonders gefährdet. | Foto: RMA Archiv
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  • Wie bei jeder Drogen sind Jugendliche sind auch bei Cannabis besonders gefährdet.
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Die Frage der Cannabis-Legalisierung spaltet. Aber was sagen die Suchtberatung und die Gmünder Politik dazu?

BEZIRK GMÜND. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Marketagent“ sind 48 Prozent der Österreicher für eine Legalisierung und 52 dagegen. Welche Auswirkung diese auf Konsum, Gesundheit und Jugend haben würde, ist schwer zu sagen.

Strenge wenig Einfluss

„Es gibt fachliche Belege dafür, dass die Verfolgung einer strikten Drogenpolitik wenig bis keinen Einfluss auf das Konsumverhalten hat. So gibt es in einigen Ländern mit den strengsten gesetzlichen Regelungen einige der höchsten Prävalenzraten im Hinblick auf den Drogenkonsum. Wohingegen Länder, die eine Liberalisierung verfolgen einige der niedrigsten Prävalenzraten aufweisen“, sagt Christian Herbeck von der Caritas. Er ist Regionalleiter der Suchtberatung Waldviertel. Die Zahl der Menschen, die im Bezirk Gmünd und generell im Waldviertel wegen ihres Cannabis-Konsums zur Suchtberatung gehen, blieb laut ihm in den letzten Jahren konstant.

Nicht jeder Konsument in Beratung

Was nach einer Legalisierung, speziell in Gmünd, passieren würde, ist nur schwer zu sagen. „Wir gehen davon aus, dass sich nach einer Legalisierung nicht signifikant mehr Personen in Beratung begeben werden“, so Herbeck auf BezirksBlätter-Nachfrage. „Wir können jedoch nicht objektiv beurteilen, ob in der Bevölkerung vermehrt Menschen Cannabis konsumieren und gesundheitliche Probleme damit haben, da sich zum einen nur ein kleiner Anteil all jener, die eine Suchterkrankung haben, auch in Beratung bzw. Behandlung begeben und sich zum anderen Suchterkrankungen über einen unterschiedlichen langen Zeitraum entwickeln.“

Sind Sie für eine Freigabe von Cannabis?

Legal ist nicht gleich harmlos

Vor allem das Thema Gesundheit ist ein weiterer Faktor bei der Debatte. Herbeck warnt hier davor, die Gefährlichkeit einer Droge nur an ihrer Legalität festzumachen. Das gesundheitliche Risiko bei Alkohol erhöhe sich bereits deutlich bei einem täglichen Konsum ab drei Krügerl Bier bei Männern bzw. zwei Krügerl bei Frauen. „Dagegen führt ein gelegentlicher Cannabiskonsum bei Erwachsenen eher selten zu gesundheitlichen Komplikationen. Kinder und Jugendliche sind hier bei allen Substanzen weitaus gefährdeter, da sie noch in der körperlichen und psychischen Entwicklung sind.“ Laut Herbeck sei es jedenfalls erforderlich, über den Jugendschutz und den Zugang zu Substanzen nachzudenken.

Nie nur die Substanz

Laut Herbeck sei es wichtig, nie nur die Substanz allein in der Bemessung der gesundheitlichen Gefahrenpotentiale zu betrachten. „Es spielen auch individuelle Eigenschaften und die persönliche Entwicklung, das soziale Umfeld und gesellschaftliche Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle.“ Strafliche Rahmenbedingungen scheinen jedoch wenig Einfluss zu haben. „Strafen alleine halten Menschen bewiesenermaßen nicht davon ab, illegale Substanzen zu konsumieren“, so Herbeck.

Christian Herbeck, Regionalleiter der Caritas-Suchtberatung Waldviertel: „Strafen alleine halten Menschen bewiesenermaßen nicht davon ab, illegale Substanzen zu konsumieren.“ | Foto: Caritas
  • Christian Herbeck, Regionalleiter der Caritas-Suchtberatung Waldviertel: „Strafen alleine halten Menschen bewiesenermaßen nicht davon ab, illegale Substanzen zu konsumieren.“
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Das sagt die Politik

Im Endeffekt entscheidet die Politik über eine Freigabe von Cannabis. Hier sind die Entscheidungsträger ebenfalls gespalten. Das sagen die Gmünder Volksvertreter dazu.

Schutz der Jugend

Der lokale SPÖ-Chef Michael Bierbach sei grundsätzlich für die Debatte offen: „Hier sehe ich zuallererst die Regierung in Verantwortung, was eine Freigabe von Cannabis betrifft.“ Wichtig sei laut dem Gmünder SPÖ-Chef auch, dass das Gesundheitswesen gut eingebunden und der Jugendschutz gewährleistet sei. „Für die Debatte bin ich grundsätzlich offen“, meint Bierbach abschließend.

Die Gefährlichkeit einer Droge hängt nicht unbedingt mit ihrem Legalitätsstatus zusammen. | Foto: RMA Archiv (Symbol)
  • Die Gefährlichkeit einer Droge hängt nicht unbedingt mit ihrem Legalitätsstatus zusammen.
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Kampf gegen Drogen

VP-Bezirksparteiobfrau Martina Diesner-Wais ist gegen eine Freigabe: „„Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass der illegale Suchtgifthandel durch die Legalisierung bestimmter Drogen nicht reduziert werden konnte. Im Gesundheitsausschuss im Parlament beschäftigen wir uns seit längerem mit dem Thema der Freigabe. Bei Krankheiten macht der Konsum meiner Meinung nach nur nach Rücksprache mit einem Arzt Sinn. VPNÖ-Klubobmann Jochen Danninger hat die allgemeine Legalisierung von Cannabis bereits vor einiger Zeit klar abgelehnt. In Niederösterreich bekennen wir uns zu einem kompromisslosen Kampf gegen Drogen und werden alles tun, um unsere Kinder und Jugendlichen bestmöglich vor Drogen zu schützen. Das heißt für uns auch, vor den gesundheitlichen Gefahren von Cannabis eindringlich zu warnen und nicht den breiten Genuss dieser Droge zu verharmlosen.“

„Suchtfreie Gesellschaft ist utopisch“

Offener gegenüber einer Freigabe ist Grünen-Bezirkssprecher Manfred Stattler: „Cannabis ist eine nicht zu unterschätzende Substanz, die von Personen verschiedener Alters- und Gesellschaftsschichten konsumiert wird. Die in Deutschland durchgeführte Entkriminalisierung ist ein sinnvoller Schritt, sofern parallel dazu verstärkt in Suchtprävention und Unterstützungsmaßnahmen bei Abhängigkeit investiert wird. Die Hoffnung sei zudem, dass die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung des Legalisierungsprojekts in Deutschland auch Erkenntnisse für Österreich bringen - denn eine suchtfreie Gesellschaft ist utopisch. Deshalb ist es essenziell, den Umgang mit Suchtstoffen durch Entkriminalisierung einer offenen Diskussion zugänglich zu machen, aber auch zu regulieren und Unterstützung für Betroffene bereitzustellen. Entscheidend ist es auch, dass Jugendliche nach einem Cannabiskonsum nicht kriminalisiert werden und ein niederschwelliger Zugang zu therapeutischen Angeboten besteht.“

Gras kann nur legal kontrolliert werden

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