Zwiespältig: der Wolf ist zurück
Die einen jubeln, die anderen warnen: die Rückkehr des Wolfes sorgt für gemischte Gefühle.
BEZIRK (eju). Seit die Existenz eines Wolfsrudels am Truppenübungsplatz Allentsteig bestätigt ist und es auch im Bezirk Gmünd im Raum Karlstift und Litschau zu Wolfssichtungen gekommen ist, darf man davon ausgehen: Isegrim ist zurück.
Pro und kontra
Das freut die einen, die anderen sind skeptisch. Auf Facebook wurde und wird die Frage im Waldviertler Diskussionsforum eifrig und kontrovers geführt. Ein Kontra-Wolf-User schreibt: "In der heutigen österreichischen Kulturlandschaft hat er einfach keinen Platz. Alpen/Almen und Gebiete wie den TÜPL ausgenommen. Ich bin grundsätzlich nicht gegen den Wolf. Aber nur mit Maß und Ziel und dort, wo er hingehört." Eine Pro-Wolf-Userin hingegen hat Angst, dass Wölfe illegal von Jägern geschossen werden könnten.
Der Wolf ist geschützt
Dazu Bezirksjägermeister Ernst Strasser im BB-Gespräch: "Der Wolf ist bei uns durch internationale und nationale Abkommen total geschützt. Offiziell darf niemand einen Wolf erschießen und inoffiziell werden sich das alle ebenfalls gut überlegen. Aus meiner Sicht wird durch eine zunehmende Wolfspopulation ein immenser Druck auf die Bevölkerung entstehen. Die Wölfe werden sich ihre Nahrung, solange sie sie bekommen, in der freien Wildbahn holen. Wenn diese dann dort dünner wird, sind die Gehege dran. Zum Glück haben wir im Bezirk nicht viele Schafzüchter, die ihre Tiere im Freien halten. In Deutschland sind inzwischen Tiere in der Muttertierhaltung und auch Haushunde stark gefährdet."
Wenn es auch bei uns zu so einer Entwicklung käme, gäbe es vermutlich noch keinen Plan, wie mit einer steigenden Wolfspopulation umgegangen werden soll, so Strasser weiter, das habe man im Waldviertel ja bereits mit dem Fischotter erlebt, der zuerst Fließgewässer und später Fischzuchtteiche leer gefischt habe.
Wurden Wölfe ausgesetzt?
Wie kommt es von einzelnen Sichtungen über die Jahre hinweg nun plötzlich zu einem sich vermehrenden Wolfsrudel?
Es kursieren, so Strasser, auch die Vermutungen, dass ein Teil der im Waldviertel gesichteten Wölfe per Auto angeliefert und freigelassen worden sei, um die Population ein wenig aufzupäppeln. Das lasse sich natürlich nicht beweisen. "Die ansteigende Wolfspopulation kann nun hier auch keiner mehr aufhalten, das traut sich auch niemand in der Politik. Ich habe jüngst aktuelle Wolfsfotos aus Karlstift gesehen. Ein Vermessungsbeamter hat einen Wolf beim Schlachthof in St. Martin fotografiert – sehr scheu waren die Wölfe insgesamt nicht."
Wolfsmanagement notwendig
Bei Riegeljagden in Allentsteig habe sich inzwischen herausgestellt, dass der Mufflon-Bestand drastisch zurückgegangen sei. Dabei gehe es ihm aber nicht um den der Jägerschaft vorgeworfenen Futterneid gegenüber tierischen Beutegreifern: "Wir brauchen ein Wolfsmanagement, damit geklärt ist, wie mit einer vorhandenen Wolfspopulation samt damit zusammenhängender Probleme künftig umzugehen ist."
Zur Sache
Wölfe wurden in Österreich 1882 ausgerottet. Einzelne Tiere erreichten Österreich immer wieder. Seit dem Jahr 2009 kehrten die Wölfe verstärkt auf das Bundesgebiet zurück, viele wanderten aus Italien, der Schweiz, der Slowakei und Slowenien ein. Jährlich wurden etwa sieben bis neun Wölfe nachgewiesen. Heuer gelang der fotografische Nachweis, dass sich Wölfe am TÜPL Allentsteig vermehrt haben, womit der Wolf als "nach Österreich zurückgekehrt" eingestuft werden kann. Im wildreichen Tüpl kommt ein Wolfsrudel mit etwa 8.000 Hektar als Revier aus, außerhalb dehnt sich die benötigte Reviergröße auf ca. 20.000 Hektar aus. Reviere mit einer nachgewiesenen Wolfspopulation werden künftig an Wert verlieren, weil dort auch der Wildbestand deutlich niedriger sein wird. Im waldreichen Slowenien dürfen Wölfe übrigens abgeschossen werden, dort werden jährlich etwa 300 Tiere erlegt.
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