Geburtenschwache Jahrgänge
Der Kampf um den Nachwuchs

Für Jugendliche stellt sich die Frage: Lehre oder Schule? | Foto: Archiv
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  • Für Jugendliche stellt sich die Frage: Lehre oder Schule?
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Unternehmen kämpfen um Nachwuchs. Ein Grund für den Mangel sind geburtenschwache Jahrgänge.

BEZIRK. Am Arbeitsmarkt herrscht ein regelrechter Wettbewerb um den Nachwuchs, Unternehmen konkurrieren mit Schulen um die Jungen, denn es gibt nicht genug. Beim AMS Gmünd waren mit Stand 20. September 74 offene Lehrstellen gemeldet und 15 Lehrstellensuchende vorgemerkt.

"Kommen junge Menschen in den Arbeitsmarkt, sind sie sofort gefangen und gefressen", weiß AMS-Geschäftsstellenleiter Harald Resch. Ein ausschlaggebender Grund für den Mangel an Nachwuchs sowie den Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel allgemein ist der demografische Wandel. Die besonders geburtenstarken Jahrgänge 1955 bis 1969, die sogenannten "Babyboomer", gehen in Pension. Es rücken aber zu wenig nach, um die Lücken zu schließen, Stellen können nicht nachbesetzt werden. Die jüngeren Jahrgänge sind geburtenschwach.

Umdenken findet statt

Laut Resch findet bei vielen Unternehmern derzeit ein Umdenken statt – weil Arbeitskräfte fehlen, wird vermehrt darauf gesetzt, selbst den Nachwuchs auszubilden. "Wir hatten heuer mehr offene Lehrstellen gemeldet als in den letzten Jahren", so Resch.

"Es gibt grundsätzlich keinen Bereich, der nicht direkt oder indirekt von Mitarbeiter- und Fachkräftemangel betroffen ist. So hat sich für einzelne Betriebe sicher die Herangehensweise an das Thema Lehrlinge geändert", weiß auch Wirtschaftskammer-Bezirksstellenobfrau Doris Schreiber. "Während manche wegen der generell herausfordernden Zeiten vielleicht zögern, Lehrlinge aufzunehmen, setzen andere wieder bewusst darauf, mit der Ausbildung von Lehrlingen dem Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel gezielt entgegenzuwirken." Daher seien die Lehrlingszahlen in NÖ generell zufriedenstellend. Im Bezirk Gmünd werden aktuell 416 Lehrlinge in 114 Lehrbetrieben ausgebildet, davon 130 im ersten Lehrjahr.

Ein weiterer Grund für den Mangel ist auch ein stärkeres Bedürfnis vieler nachrückender Arbeitskräfte nach einer Work-Life-Balance mit mehr Freizeit zu Lasten des Karrieregedankens.

Eine gute Ausbildung ist entscheidend für den weiteren Lebensweg. | Foto: IKB
  • Eine gute Ausbildung ist entscheidend für den weiteren Lebensweg.
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Am Puls der Zeit

Eine Lehre eröffnet viele Chancen: von der Meisterprüfung bis zu Selbstständigkeit und Studium. "Lehrlinge haben Zukunft, besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Situation am Arbeitsmarkt. Immer mehr Menschen und Betriebe sind von den Vorteilen der dualen Ausbildung überzeugt. Die Lehre ist eine Ausbildung am Puls der Zeit, denn keine andere Form der beruflichen Qualifikation ist so modern aufgestellt – die Lehrberufe werden laufend überprüft und neue Inhalte fließen rasch in die Ausbildung ein", so Schreiber. Wichtig sei, bei der Berufswahl die eigenen Talente und Interessen zu berücksichtigen.

"Ohne Ausbildung keine Zukunft. Eine gute und umfassende berufliche Ausbildung ist die Grundlage für den weiteren Erfolg von Jugendlichen – im Beruf und in der Weiterqualifizierung. Eine Lehre, egal in welchem Beruf, ist eine sehr gute Basis für den weiteren Bildungsweg. Durch das duale Ausbildungssystem in Betrieb und Berufsschule stehen dem jungen Menschen alle Türen offen", sagt Arbeiterkammer-Bezirksstellenleiter Michael Preissl. "Für die Arbeiterkammern und die Gewerkschaften als Interessenvertretungen für Lehrlinge ist eine gute berufliche Ausbildung eines der wichtigsten Anliegen. Auch für Unternehmen ist die Qualität ihrer Arbeitskräfte unerlässlich. In hoch entwickelten Industrieländern wie Österreich ist sie ein entscheidender Wettbewerbsfaktor und bedeutend für den Wirtschaftsstandort", betont Preissl.

Das Image der Lehre verbessert sich laufend, nicht zuletzt wegen der Maßnahmen, mit denen jungen Leuten dieser Ausbildungsweg näher gebracht wird, und der Stellenwert der Lehre für die Wirtschaft und die Gesellschaft aufgezeigt wird.

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Lehrlingsoffensive

Oft passen die Anforderungen, die Betriebe an Arbeitskräfte stellen und die vorhandenen Kompetenzen von vielen beim AMS vorgemerkten Jugendlichen nicht zusammen. Es ist daher nötig, entsprechende Brückenfunktionsangebote zu installieren. Die Niederösterreichische Landesregierung und das AMS NÖ starteten im Jahr 2019 in Kooperation mit den Sozialpartnern die NÖ Lehrlingsoffensive. Die Ausbildungsgarantie für Jugendliche benhaltet drei Säulen: Jugendbildungszentren, überbetrieblche Lehrausbildung und Implacementstiftung "JUST 2 JOB".

Jugendbildungszentren
An sieben Standorten wurden seitens des AMS und des Landes NÖ sogenannte Jugendbildungszentren eingerichtet. Ziel ist es, ein einheitliches Bildungsangebot zu etablieren, das jungen Menschen bis zum vollendeten 25. Lebensjahr in weiterer Folge den Einstieg in eine Lehre, eine andere berufliche oder schulische Qualifizierung oder in den Beruf ermöglicht. Das Angebot der Jugendbildungszentren ist modular aufgebaut. Das heißt, die Teilnehmer nutzen die Programmteile, die in sogenannten „Camps“ organisiert sind, unterschiedlich intensiv und stellen somit ihr Ausbildungsprogramm nach eigenem Bedarf zusammen.

Die Jugendbildungszentren bieten Platz für 3.584 Jugendliche. Die Vermittlung erfolgt über die AMS-Geschäftsstellen. Im Waldviertel ist der Standort in Gmünd für alle Waldviertler Jugendlichen, auch mit Shuttelservice beim Wifi NÖ untergebracht.

Überbetriebliche Lehrausbildung
Dieses Angebot gibt es für alle Jugendlichen, die trotz intensiver Bemühungen keine betriebliche Lehrstelle finden. In einer Kombination von Lehrgängen und Praktika sowie in betrieblichen Lehrwerkstätten können wesentliche Teile zur Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung absolviert werden. Ziel ist, während der Ausbildung in eine betriebliche Lehrausbildung wechseln zu können, um dort den Lehrabschluss zu absolvieren.

Implacementstiftung "JUST 2 JOB"
Die Implacementstiftung richtet sich an junge Erwachsene. Die Teilnehmer werden auf dem Weg zum Lehrabschluss begleitet, Betriebe werden bei der Besetzung offener Stellen unterstützt. Die Ausbildung erfolgt in verkürzter Lehrzeit auf einen konkreten Arbeitsplatz direkt beim zukünftigen Dienstgeber.

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