Große Mengen Schadholz
Borkenkäfer wütet bereits in den Wäldern

Die Zwischenlagerung von befallenem Holz ohne bekämpfungstechnische Behandlung ist verboten. | Foto: Joachim Pennetzdorfer
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Trockenheit und die daraus resultierende Borkenkäferplage richtet in den Wäldern mittlerweile mehr Schaden an als Windwurf und Schneedruck.

BEZIRKE GRIESKIRCHEN, EFERDING. Rund 17 Prozent der Gesamtfläche Eferdings und 16 Prozent in Grieskirchen sind von Wald bedeckt. Diese Flächen bleiben aufgrund der Pflicht zur Wiederaufforstung unverändert. Durch Schädlingsbefall notwendig gewordenen Schlägerungen lassen allerdings viele Waldflächen aus dem Landschaftsbild verschwinden.

Borkenkäfer größter Schadfaktor

Markante Ereignisse, wie etwa der Sturm Kyrill im Jahr 2007, bleibt betroffenen Waldbesitzer lange in Erinnerung. Doch die Schäden durch Trockenheit und daraus resultierenden Borkenkäfermassenvermehrungen verursachen mittlerweile viel größere Schadholzmengen als bekannte Sturmereignisse. „Davon sind wir nicht nur lokal sondern in ganz Europa betroffen. Durch den großen Massenanfall und Import aus dem Ausland verfallen bei uns natürlich die Holzpreise. Somit ist die Trockenheit mit dem Borkenkäfer als Folgeerscheinung momentan der größte Schadfaktor“, erklärt Joachim Pennetzdorfer, Forstberater der Bezirksbauernkammer Eferding, Grieskirchen und Wels. „In Oberösterreich wurden bereits erste Flüge bei Borkenkäfern festgestellt. Das warme und trockene Wetter fördert im Moment das Vorkommen. Die Wettersituation wird entscheiden, wie es weitergeht“, so Erwin Hainzl, Berater für Wildschäden und Waldbau in der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer OÖ.

Strafen für Waldbesitzer

Das Forstgesetz verpflichtet Waldbesitzer, Forstschädlinge, die sich bereits in gefahrdrohender Weise vermehren, wirksam zu bekämpfen. Es ist auch verboten, durch Unterlassung eine Vermehrung von Borkenkäfern und anderen Schädlingen zu begünstigen. Laut Pennetzdorfer wurden bereits Strafen verhängt: „Die Behörde muss hier, trotz der für alle sehr schwierigen Situation, konsequent durchgreifen, um auch die Bestände der angrenzenden Waldbesitzer zu schützen. Theoretisch wären Strafen in der Höhe von 7.270 Euro oder vier Wochen Arrest möglich. Praktisch kommt die Behörde in den meisten Fällen mit weniger oder gar keinen Strafen aus.“

Eferding stark betroffen

Wie alle im Zentralraum gelegenen Wälder sind die Flächen in Grieskirchen und Eferding vom Borkenkäferbefall betroffen. „Speziell in Gemeinden wie etwa Hartkirchen, Stroheim, Haibach ob der Donau oder St. Agatha sind mehrere Hektar große Schadflächen vorhanden“, erklärt Joachim Pennetzdorfer die Hintergründe: „In diesen Gemeinden spielen zusätzlich zur Dürre zwei weiter Faktoren eine Rolle. In den unzugänglichen Gräben und Donaueinhängen in diesen Gemeinden gestaltet sich eine Schadholzaufarbeitung oft schwieriger und nimmt mehr Zeit in Anspruch. Der zweite Aspekt ist auch der Boden. In den genannten Gemeinden findet man oft sehr skelettreiche Felsbraunerden vor, die eine hohe Wasserdurchlässigkeit aufweisen und dadurch auch rasch wieder austrocknen. Ähnliche Böden aus Granit und Gneis findet man im Mühlviertel, das ja bekanntlich mit noch größeren Schadholzmengen kämpft.“

Ab ins Sägewerk

Was tut man nun am besten mit Schadholz? Laut Pennetzdorfer ist die beste Lösung, es schnellstmöglich ins Sägewerk zu bringen und unschädlich zu machen. „Es gibt in ganz OÖ ein Vermarktungsnetz des Waldverbandes mit den Waldhelfern oder auch andere Holzhändler und Sägewerke, die kontaktiert werden können“, so der Bezirksforstexperte. Sofern das nicht möglich ist, muss Schadholz entweder auf geeignete Lagerplätze, weit entfernt vom nächsten Fichtenbestand, transportiert oder entsprechend behandelt werden. Die Zwischenlagerung von befallenem Holz ohne bekämpfungstechnische Behandlung ist verboten. „Bei minderwertigen Sortimenten ist die Erzeugung von Hackschnitzel eine effektive Bekämpfung. Bei Blochen besteht die Möglichkeit, diese zu entrinden oder mit Insektiziden zu behandeln. Alternative Lagermöglichkeiten wären auch spezielle Netze, in denen Insektizide eingewebt sind. Bei frischem Holz ist auch eine Beregnung in einem Nasslager denkbar“, so Pennetzdorfer. Sofern eine Verwendung am eigenen Hof oder Gebäude möglich ist, kann das Holz auch durch mobile Sägewerke vor Ort oder an der Hofstelle eingeschnitten werden. Auch ein Lohnschnitt bei regionalen Sägewerken ist möglich.

Holzpreise verfallen

Laut Aussage des Experten für Forst, Waldbau und Forstschutz der Landwirtschaftskammer Oberösterreich sind die Wälder durch die Vorjahre bereits geschädigt. Aufgrund der aktuellen Trockenheit ist keine Entspannung in Sicht, weshalb auch heuer wieder große Schadholzmengen zu erwarten sind. Hauptschädling ist der Buchdrucker. In den Schneedruckgebieten des Vorjahres erwartete er eine Vermehrung des Kupferstechers, einer weiteren Borkenkäferart. „Als Waldbesitzer muss man auch heuer wieder damit rechnen, dass geschlägertes Holz derzeit nur schwer vermarktbar ist. Zu viel billiges Holz kommt noch aus den Nachbarstaaten zur heimischen Sägeindustrie und drückt vor Ort die Preise und den Absatz“, so Joachim Pennetzdorfer. Laut Werner Leßlhumer, Sägewerkbesitzer in Waizenkirchen, muss er auch auf bewährte Partnerschaften im Ausland setzen, um eine gleichbleibende Menge Holz zur Verfügung zu haben. „Wir kaufen bei verlässlichen Lieferanten ein, um durchgängig unsere Festmeter Rundholz einschneiden zu können. Aus einem Umkreis von rund 50 Kilometer beziehen wir aber auch Schadholz von unseren lokalen Partnern“, so Leßlhumer.

Hoffnungsträger Douglasie

Viele Landwirte mussten ihre gesamte Waldfläche kahl schlagen. Sie stehen nun vor der großen Herausforderung, diese Flächen mit viel Aufwand wieder aufzuforsten. Kein Forstmann kann mit Gewissheit sagen, welche Baumart die Forstwirtschaft in Zukunft retten wird. „Sicher ist allerdings, dass wir uns die Standortsbedingungen sehr genau anschauen und große Monokulturen vermeiden müssen. Eine große Hoffnung setzen wir Forstleute in die Douglasie. Es wäre jedoch ein Fehler zu behaupten die Douglasie wäre die einzig wahre Alternative für die Zukunft. Denn dann passiert das selbe wie mit der Fichte: Sie wird auf allen möglichen und unmöglichen Standorten aufgeforstet und wir stehen in 50 Jahren wieder vor demselben Problem“, warnt Pennetzdorfer. Für ihn ist eine intensive Auseinandersetzung mit dem Boden und dem Standort der erste Schritt, bevor neue Forstpflanzen gekauft werden. Die Forstberater der Landwirtschaftskammer sowie die Bezirksförster der Behörden bieten dazu ausführliche Beratungen an.

Wiederbewaldung Pflicht

Grundsätzlich besteht laut Forstgesetz eine Wiederbewaldungspflicht innerhalb von fünf Jahren. Stellt sich in dieser Zeit eine Naturverjüngung ein, muss nicht zwingend aufgeforstet werden. Die Aufarbeitung von Schadholzflächen ist nicht anmeldepflichtig, sofern nur Schadholz entfernt wird. „Sollte der Waldbesitzer im Zuge der Aufarbeitung feststellen, dass eine Nutzung des noch vitalen Restbestandes auch sinnvoll wäre, sollte rechtzeitig mit dem Bezirksförster Kontakt aufgenommen werden. Es gibt bei regulären Nutzungen sehr wohl Flächenbeschränkungen. Auch ein Schutzstreifen zu benachbarten Waldflächen muss, sofern es sich nicht um Schadholz handelt, erhalten bleiben“, weist Pennetzdorfer auf geltende Vorschriften hin. Generell sind ältere Bestände eher gefährdet, von Sturm, Schnee und Käfer geschädigt zu werden. Es können aber bei Trockenheit oder Kupferstecherbefall auch jüngere Bestände betroffen sein. „Das wichtigste Instrument, um Schäden zu reduzieren, ist eine frühzeitige und intensive Freistellung von Bäumen. Je enger sie aufwachsen, umso instabiler und anfälliger werden die einzelnen Bäume“, gibt es laut Pennetzdorfer hier noch viel Aufholbedarf in Oberösterreich.

Erbe für Generationen

Der Wald sorgt für frische Luft und reguliert das Klima. Derzeit wird diese Funktion noch sehr gut erfüllt. Einbußen gibt es laut Joachim Pennetzdorfer aber bereits bei anderen Funktionen des Waldes: „Die Schutzfunktion vor Steinschlag und Murenabgängen ist in einigen Bereichen Oberösterreichs leicht beeinträchtigt. In Quellschutzgebieten kann es zu Beeinträchtigung der Wasserqualität bzw. der Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens kommen.“ Daher ist es für ihn dringend notwendig, durch eine geeignete Baumartenwahl und Pflegemaßnahmen die Funktionen des Waldes auch für die nächsten Generationen zu sichern. „Mit dem Wald ist es so wie mit dem Klimawandel: Wir müssen mit dem leben, was die Generationen vor uns in die Wege geleitet haben“, so der Forstberater der Bezirksbauernkammer Eferding Grieskirchen und Wels abschließend.

Zur Sache:
Eine Borkenkäfermassenvermehrung kann nur durch saubere Waldwirtschaft, genaue Kontrollen der Bestände und unverzügliche und sorgfältige Aufarbeitung von Schadhölzern verhindert werden. Laut Landwirtschaftskammer OÖ sollten Fichtenwälder zumindest wöchentlich begangen und stehende Bäume auf frischen Bohrmehlauswurf untersucht werden.

Aktualisierung vom 12. Mai 2020
Beim von Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger heute einberufenen runden Tisch zum Borkenkäfer wurden konkrete Maßnahmen wie die rasche Abfuhr der liegenden Holzpolter vereinbart. 

„Seit 2017 sorgen die Borkenkäfer für anhaltend hohe Schäden in den Wäldern. Die Corona-Krise verhindert den wichtigen Export für Schnittholz und auch die Bauindustrie hat aufgrund der wirtschaftlichen Einschränkungen weniger Holz nachgefragt. Das führt zu einem sehr niedrigen Holzpreis, der vielerorts nicht einmal mehr die Erntekosten deckt. Daher leiden besonders die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer, darüber hinaus aber die gesamte Branche. Heute beim Runden Tisch konnten wir die Situation gründlich diskutieren und uns gemeinsam ein Stück weit aus der Krise hinausbewegen.“ Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger

Neben einer Holzbauoffensive wurde am Runden Tisch auch eine Erhöhung der Forstförderungen beschlossen. Alle Details zu den Vereinbarungen und Förderungen

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