Öffentliche Diskussion
Freie Schule kommt nach Aschach an der Donau
Ab dem Schuljahr 2022/23 kommt in Aschach an der Donau eine Freie Schule unter. Die Betreiber der privaten Einrichtung informierten die Gemeinde in einem Schreiben. Laut VP-Fraktionsobmann Herbert Hofer seien aber noch viele Fragen offen. Ein Facebook-Posting sorgt für zusätzliche Verwirrung.
ASCHACH/DONAU. "Vielleicht haben Sie schon von uns gehört." So beginnen die Obfrau des Vereins "Friedvoll lernen e. V." Sibylle Blatzheim und die Pädagogin Kerstin Matuschek den Brief an Bürgermeister Dietmar Groiss und den Aschacher Gemeinderat. Das Schreiben liegt der BezirksRundSchau vor. Im Schuljahr 2022/23 soll eine von der Altkatholischen Kirche anerkannte, reformpädagogische Privatschule in Aschach ihre Türen öffnen. Im öffentlichen Brief erklären Blatzheim und Matuschek ihre Motive für die Gründung der neuen Schule, die bei der Familie Stammler in Aschach unterkommen soll. Die Ausbildung für Kinder von der ersten bis zur neunten Schulstufe erfolge nach reformpädagogischen Grundsätzen und Prinzipien – insbesondere nach den Erkenntnissen von Rebeca und Mauricio Wild. Das Konzept ist angelehnt an die Montessoripädagogik. Demnach sollen Kinder und Jugendliche ihren Bedürfnissen nach freier Bewegung, nach konkreten Erfahrungen mit unstrukturierten Materialien oder nach Gesprächen untereinander nachgehen können.
"Wir möchten uns keinesfalls als Konkurrenz zum bereits bestehenden öffentlichen Bildungsangebot verstanden wissen. Wir sind vielmehr eine Ergänzung und wollen eine Nische füllen." Verein "Friedvoll lernen e. V."
Die privat betriebene Einrichtung sorgt jedoch für Diskussionen in der Aschacher Gemeindepolitik. Vor allem die ÖVP-Fraktion fühlt sich nicht ausreichend informiert: "Wir als ÖVP-Fraktion wünschen uns mehr Informationen zum neuen Schulprojekt. Es gibt einfach viele offene Fragen", so Fraktionsobmann Herbert Hofer im BezirksRundSchau-Gespräch. "Ich wüsste nicht, was ich dazu im Gemeinderat besprechen sollte", sagt Bürgermeister Dietmar Groiss (SPÖ), als ihn die BezirksRundSchau mit dem Wunsch der ÖVP konfrontiert. "Da es eine rein privat betriebene Schule ist, läuft die Sache an uns vorbei. Wir haben ebenfalls nur die Informationen, die im Schreiben des Vereins an uns und den Gemeinderat weitergeleitet worden sind", erklärt Groiss. Wer weitere Informationen möchte, solle sich bei den bekannten Initiatorinnen melden. Eine räumliche sowie finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde schließt der Bürgermeister aus.
Gefährliche Konkurrenz?
"Unser Hauptanliegen liegt darin, dass die Freie Schule nicht in Konkurrenz zu unseren öffentlichen Pflichtschulen stehen darf und wir beispielsweise Volksschüler verlieren", sagt Hofer. Befürchtungen, die Groiss grundsätzlich versteht: "In den vergangenen Jahren haben in Aschach schon oft ein bis zwei Kinder den Ausschlag gegeben, ob wir eine Volksschulklasse zusammenlegen müssen oder nicht." Die allzu große Befürchtung, die Freie Schule gehe auf Kosten der öffentlichen, habe er jedoch nicht. "Das Konzept der Freien Schule hat einen eingeschränkten Interessentenkreis. Die Leute, die das in Anspruch nehmen wollen, nehmen dafür auch weite Wege in Kauf. Ich glaube nicht, dass sich viele Aschacher von diesem Konzept überzeugen lassen."
Verwirrendes Posting
Für Skepsis in den Reihen der ÖVP sorgt jedoch auch ein öffentliches Facebook-Posting der Kultur- und Schulausschussobfrau Birgit Koblinger. Koblinger stellte Anfang Jänner in der Gruppe "Aschachliebe" das Konzept der Freien Schule vor und bat um Hinweise für potenzielle Räumlichkeiten. Sie fände es toll, wenn man Wahlmöglichkeiten in der direkten Umgebung hätte, und würde sich freuen, wenn sich die neue Schule in Aschach ansiedelt. Als "nicht ideal" kommentiert Groiss diese Aussagen. "Dieses Posting war eine reine Privatgeschichte von Frau Koblinger. Ich habe daraufhin auch das Gespräch mit ihr gesucht und sie auf die öffentliche Wirksamkeit aufmerksam gemacht. Sie war sich dessen nicht bewusst."
"Nische füllen"
Ein erster wichtiger Schritt sei laut ÖVP-Fraktionsobmann Hofer, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen: sowohl Vertreter der Aschacher Volks- und Mittelschule als auch die Gemeindefraktionen und die Organisatoren der Freien Schule. Letztere wollen sich in das Gemeindeleben integrieren, wie es in dem Schreiben heißt. "Wir möchten uns keinesfalls als Konkurrenz zum bereits bestehenden öffentlichen Bildungsangebot verstanden wissen. Wir sind vielmehr eine Ergänzung und wollen eine Nische füllen." Gerne stelle man seine Schule und das Programm bei Interesse vor.
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