Nationalsozialismus
Neue Beiträge im Gedächtnisbuch Oberösterreich

Das OÖ Gedächtnisbuch ermöglicht das Sichtbarmachen individueller Schicksale oberösterreichischer Menschen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden oder ihr Leben durch widerständiges Handeln gefährdeten. | Foto: Diözese Linz / Kienberger
  • Das OÖ Gedächtnisbuch ermöglicht das Sichtbarmachen individueller Schicksale oberösterreichischer Menschen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden oder ihr Leben durch widerständiges Handeln gefährdeten.
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Am 21. Mai fand um 18 Uhr die diesjährige Präsentation der neuen Beiträge des Gedächtnisbuches Oberösterreich im Schlossmuseum Linz statt. Das Projekt, das heuer sein fünfjähriges Bestehen feiert, ermöglicht das Sichtbarmachen individueller Schicksale oberösterreichischer Menschen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden oder ihr Leben durch widerständiges Handeln gefährdeten.

LINZ, ALKOVEN. In einem jährlich stattfindenden Projektablauf werden Teilnehmer zur historischen Recherche und Auseinandersetzung mit einer ausgewählten Biografie angeleitet. Ziel ist dabei die Gestaltung eines vierseitigen Porträts aus Text, Bild und/oder Dokumenten, das als bleibendes Zeugnis in das Gedächtnisbuch eingefügt wird. Diese „neuen Seiten“ des Gedächtnisbuches werden jeweils bei der jährlich stattfindenden Präsentation aufgeschlagen. Ergebnis ist eine wachsende Sammlung von NS-Verfolgtenbiografien im regionalen Kontext Oberösterreichs, die im Medium Buch an zentralen Orten aufbewahrt und zugänglich sind. Das Gedächtnisbuch OÖ kann im Mariendom Linz und im Linzer Schlossmuseum aufgeschlagen werden.

Die Präsentation im Schlossmuseum

Das Projektteam, in dem unter anderem Florian Schwanninger vom Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim ist, konnten zur Präsentation unter den mehr als 100 Gästen an dem Abend Diözesanbischof Manfred Scheuer, die Präsidentin der Kultusgemeinde Linz, Charlotte Hermann, Museumsleiter Alfred Weidinger und Laurin Holzleitner von der Kulturdirektion Oberösterreich begrüßen. Unter der Moderation von Thomas Schlager-Weidinger stellten die Beitragenden die erarbeiteten Biografien vor und präsentierten anschließend die frisch eingefügten Seiten. Für die musikalische Umrahmung sorgte das Trio „Memorandum“ unter der Leitung von Andreas Schnee bestehend aus Martin Weiß (Klavier), Valentina Kutzarova (Mezzosopran) und Johannes Sonnberger (Violine).

Die Beiträge des Jahres 2024

In diesem Jahr setzte sich mehr als die Hälfte der Beitragenden mit Personen der eigenen Familiengeschichte auseinander. Der geografische Schwerpunkt der diesjährigen Beiträge liegt auf Bad Ischl, das – gemeinsam mit dem Salzkammergut – die Kulturhauptstadt Europas 2024 bildet.

Beiträge aus dem Familiengedächtnis:
Maria Eisenrauch: Opfer der NS-Euthanasie, wurde 1940 in Hartheim ermordet. Ihre Enkelin, Ulrike Hauer, war jahrzehntelang im Unwissen über das Schicksal der Großmutter und hat sich in einem langen Prozess (u. a. mit Unterstützung des Lern- und Gedenkortes Schloss Hartheim) mit dem Tabu in der Familie auseinandergesetzt.

Ignaz und Karl Schuhmann: aus Alkoven. Ignaz gehörte zu einer Widerstandsgruppe, die durch Flugblätter und NS-kritische Aufschriften ins Visier der Gestapo geriet und mit Leopold Hilgarth verhaftet und 1945 im Wiener Landesgericht hingerichtet wurde; dessen Bruder Karl ist bekannt als Fotograf des einzigen Fotos von Schloss Hartheim mit dem aufgrund der Leichen-Verbrennung rauchenden Schornsteins. Wolfgang Schuhmann hat die Geschichte seines Vaters und seines Onkels rekonstruiert und damit ein wichtiges Kapitel des Widerstands dokumentiert.

"Frage nach den Toten"

"Gedächtnis des Leidens richtet sich primär auf ganz konkrete Menschen mit ihren Gesichtszügen, mit ihren Namen, mit ihrer Biografie, mit ihren Ecken und Kanten, mit ihrem Sinnentwurf. Im Vordergrund stehen die Opfer und Zeug:innen, die standgehalten haben, das Unrecht nicht mitmachen wollten, ihm Widerstand leisteten und die unschuldig Verfolgten geholfen haben", betonte Bischof Manfred Scheuer in seinem Schlusswort:

"Nur wer sich das eigene Leid von der Seele reden kann und wer es von anderen anerkannt erfährt, kann sich mit sich und mit den anderen versöhnen."

Zu einer Kultur des Trauerns und des Todes gehöre Scheuer zufolge das Wachhalten der Frage nach den Toten und ihrem Geschick. „Das ist mehr, als im bekannten Satz von Immanuel Kant zum Ausdruck kommt: 'Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.' Christen erinnern sich der Toten, nicht damit sie leben, sondern weil sie leben. Sie hoffen auf Leben und Gemeinschaft mit den Verstorbenen über den Tod hinaus“, erklärte Bischof Scheuer und unterstrich in Anlehnung an Gabriel Marcel: „Einen Menschen lieben, das heißt, zu ihm sagen: Du wirst nicht sterben.“

Besonderes Gedenkprojekt

Das Gedächtnisbuch ist ganzjährig im Linzer Mariendom und im Oberösterreichischen Landesmuseum aufgelegt. Eine digitale Fassung findet sich auf der Webseite des Jägerstätter-Instituts: ku-linz.at/gedaechtnisbuch_ooe.

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