Schuldenfalle Weihnachten
Wenn mit dem Einkommen kein Auskommen ist

Die Schuldnerhilfe Oberösterreich rät, bei allfälligen Veränderungen der Einkommenssituation eine kostenlose Beratung in Anspruch zu nehmen. | Foto: Schuldnerhilfe OÖ
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  • Die Schuldnerhilfe Oberösterreich rät, bei allfälligen Veränderungen der Einkommenssituation eine kostenlose Beratung in Anspruch zu nehmen.
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Teuerungen in vielen Lebensbereichen beherrschen die Schlagzeilen. Das Haushaltsgeld ist vielerorts knapp. Wo Reserven fehlen wird das Weihnachtsfest zum Fest der Schulden statt der Freude.

BEZIRKE EFERDING, GRIESKIRCHEN. Der 24. Dezember naht. Der Handel ist mitten in der umsatzstärksten Zeit des Jahres. Doch bei steigenden Kreditzinsen, Mieten, Preiserhöhungen für Strom, Heizung, Sprit, Lebensmittel und vieles mehr schmilzt das verfügbare Budget für Weihnachtsgeschenke wie Schnee in der Sonne. Mit vorausschauender Planung, guter Beratung und Kreativität steht man dennoch am Heiligabend nicht mit leeren Händen da.

Rechtzeitig gegensteuern

Wovon die Schuldnerhilfe OÖ dringend abrät ist der Kauf von Weihnachtsgeschenken auf Raten oder Kredit. „Man legt keine Schulden unter den Christbaum. Die Teuerungen machen es vielleicht einfacher, bei Weihnachtsgeschenken zu sparen. Oder kreativ zu werden, indem man etwa gemeinsame Zeit verschenkt. Gerade zu Weihnachten ist das Miteinander wichtig“, ist Ferdinand Herndler, Geschäftsführer der Schuldnerhilfe OÖ, überzeugt. Laut Herndler kommt es durch die Teuerungen zu einem Wechsel der Kundenschicht: „Alle, die bisher gerade so durchgekommen sind, schaffen es jetzt mit den Teuerungen nicht mehr.“ Er rät zeitgerecht zu einer kostenlosen Budgetberatung, etwa bei Änderungen von Lebensumständen durch eine Ausbildung, Arbeitslosigkeit, Karenz oder Pension. „Wenn sich das Einkommen ändert wird mit einer unabhängigen Person geschaut, wo eingespart werden kann. Es werden Lösungsstrategien entwickelt, da eine ‚Loch-auf-Loch-zu‘ Mentalität zu Problemen führt.Die Schulden sind durch Corona, Kurzarbeit und Teuerungen in einer anderen Schicht angelangt“, betont Herndler.

Mehr Menschen in Beratung

Die Zahl der Beratungen durch die Schuldnerhilfe OÖ weist von Jänner bis Ende Oktober 2022, verglichen mit dem Zeitraum des Vorjahres, ein Plus von 12,7 Prozent aus. „Die Steigerungen wurden ab April – mit den ersten Steigerungen bei Energie – signifikant. Wir gehen davon aus, dass es so bleibt, da derzeit keine Entspannung zu sehen ist“, sagt Herndler. Seit 1. November hilft ein Gesetz, Menschen in Privatkonkursen das Leben zu erleichtern. Die Mindestquote von zehn Prozent wurde abgeschafft, gleichzeitig die Laufzeit des Abschöpfungsverfahrens von sieben auf fünf Jahre und unter bestimmten Voraussetzungen seit 2021 auf drei Jahre gesenkt. Dadurch soll einkommensschwachen Personen eine zweite Chance gegeben werden. „Es ist eine langjährige Forderung von uns, Menschen von der Exekutionsordnung in die Konkursordnung zu überführen“, so Herndler.

Präventivarbeit

Die Schuldnerhilfe OÖ bietet neben der kostenlosen Schuldnerberatung auch die Finanzbildung für Kinder und Jugendliche an. Eine geringere Bildung, die weniger Verdienst und weniger Chancen auf Karrieresprünge mit sich bringt, ist laut Herndler der Hauptgrund, in die Schuldenfalle zu tappen. In den Berufsschulen sowie über Workshops in Hauptschulen und den Polytechnischen Schulen, aber auch AMS-Kursen werden junge Menschen darauf vorbereitet, wie sie ihr Geld gut verwalten. „Wir vermitteln den Jugendlichen, wie sie für das erste Auto oder Eigenheim vorsorgen können und geben ihnen eine realistische Vorstellung auf die Einkommensentwicklung“, so Herndler. Er sieht in den sinkenden Zahlen junger Schuldner den Beweis für die erfolgreiche Präventivarbeit. „Früher waren 22 Prozent der unter 25-Jährigen überschuldet. Heute steht man bei 15,5 Prozent.“

Günstig einkaufen

Zuwächse in den Rotkreuz- und Sozialmärkten machen die zunehmende Knappheit sichtbar. Hier können Menschen mit geringem Einkommen Lebensmittel und Artikel des täglichen Gebrauchs zu stark reduzierten Preisen beziehen. „Aktuell haben wir bei den Einkäufen und Berechtigungskarten Rekordwerte. Allein im Oktober verzeichneten wir 491 Einkäufe, im Vergleich zu 209 Einkäufen im Oktober letzten Jahres“, schildert Bezirksgeschäftsleiter Philipp Wiatschka die Lage im Rotkreuz-Markt Eferding. Das wöchentliche Einkaufslimit ist geregelt und beläuft sich derzeit auf 30 Euro pro Woche. Damit Menschen in einem Rotkreuz-Markt einkaufen können, brauchen sie eine Einkaufsberechtigungskarte. Diese ist an Einkommensgrenzen gebunden:

1-Personen-Haushalte 1.200 Euro
2-Personen-Haushalte 1.700 Euro
Für jedes Kind 300 Euro

Tipps fürs Christkind

Herndler empfiehlt für Weihnachten, eine Liste anzulegen, wer beschenkt werden soll. Und vorweg zu prüfen, welches Budget für die Geschenke zur Verfügung steht und sich nicht von Lockangeboten zu Spontankäufen verführen zu lassen. „In einer Zeit, wo mit dem Einkommen kein Auskommen mehr ist, wird das immer wichtiger“, so Herndler. Das Tabu, nicht über Geld zu reden, muss für ihn gebrochen werden. „Weihnachtsgeschenke sind oft nicht so lange interessant, wie man dafür zahlen muss. Deshalb sollte man abwägen, ob die Ausgabe es wirklich wert ist.“ Die Geizhals-Zeitung der Schuldnerhilfe OÖ enthält wertvolle Spartipps. Diese kann kostenfrei bestellt oder auf der Homepage heruntergeladen werden.

Tipps der Schuldnerhilfe OÖ, damit zu Weihnachten nicht die Schuldenfalle zuschnappt:

  • Vorab ein Budget zurechtlegen und daran halten.
• Ausgaben an persönliche Möglichkeiten anpassen.
• Spontankäufe vermeiden.
• Entspannt einkaufen gehen und die starken Einkaufstage vermeiden.
• Keine Einkäufe auf Raten, da man sonst vielleicht noch zum nächsten Weihnachtsfest die alten Schulden abzahlt.
• Einkäufe bar anstatt mit der Kreditkarte bezahlen.
• Schenken ist nicht gleichbedeutend mit kaufen. Die besten Geschenke gibt es oft nicht im Geschäft.
• Gemeinsam Beträge für Geschenke festlegen.
  • In der Familie oder unter Freunden wichteln
Da meist für das Wichteln ein kleiner Betrag festgelegt wird, hält sich der Aufwand in Grenzen und es muss nur ein Geschenk gekauft werden.
  • Für Geschenke nicht das Konto überziehen.

  • Rechnungen und Kassazettel aufheben, um nach Weihnachten Waren umtauschen oder zurückgeben zu können.

Kontakte

Schuldnerhilfe OÖ
Telefon 0732 / 7777 34
Erstberatung schriftlich per E-Mail über ein Formular auf der Homepage schuldner-hilfe.at
Hier finden sich auch Informationsbroschüren und die Geizhalszeitung mit Spartipps sowie Video-Tutorials und vieles mehr.

Verein Schuldnerberatung OÖ
Telefon: 0732 / 77 55 11
ooe.schuldnerberatung.at
Anmeldung für ein Beratungsgespräch über ein Formular auf der Homepage

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