Wohlfahrtsstaat und Zivilgesellschaft im Umbruch
20 Jahre Soziales Forum Grieskirchen
BEZIRK (ihi).
Bezirkshauptmannschaft, Sozialhifeverband, Mostlandl, die WKO und viele anonyme Spender unterstützen die wertvolle Arbeit des Sozialen Forums Grieskirchen mit dem Ziel, soziale Initiativen zu vernetzen.
Zum 20-jährigen Bestehen lud das Forum zur Festsitzung, zu der etwa 50 Gäste kamen. Für die musikalische Untermalung sorgte das Duo Prime Time, kulinarisch verwöhnt wurden die Gäste vom Jokerhof in Tollet.
Oberösterreich ist Vorreiter
Was vor 20 Jahren als Familienstammtisch unter der Leitung von Dr. Maria Zulehner und Erwin Kreutzer klein angefangen hat, ist heute eine lebendige Plattform von und für Insitutionen, Behörden, Vereine und Selbsthilfegruppen im Bezirk. Im Vordergrund stehen die gegenseitige Information und Unterstützung.
Bezirkshauptmann Christoph Schweitzer unterstrich die Bedeutung des Sozialen Forums: „Das Zusammenspiel aller Kräfte sorgt dafür, dass niemand durch die Maschen des ohnehin schon dichten sozialen Netzes fällt.“
Der Kapitalismus an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution
Just in time angekommen, analog dem heute häufig praktizierten Produktionskonzept, ist der Soziologe, Recht-/Politik- und Kommunikationswissenschaftler ao. Prof. DDr. Nikolaus Dimmel aus Salzburg. Er referierte über die Herausforderungen des Wohlfahrtsstaates wie Alterslast, Armutsgefährdung, Strukturwandel der Familien, Verknappung von leistbarem Wohnraum (vor allem für junge Menschen), Flucht- und Arbeitsmigration sowie Überschuldung. Dimmel betont die Wichtigkeit einer umfassenden Koordination bei der Bearbeitung gesellschaftlicher Probleme durch Sozial- und Wohlfahrtspolitik.
Atypische Arbeit wird normal
Normalarbeitsverhältnisse, die historische Grundlage des Sozialstaates, treten in den Hintergrund, 2011 waren nur mehr knapp 70 Prozent aller Arbeitsverhältnisse "normal" beschäftigt. Das ursprüngliche System des Familienerhalterlohnes ist in den 1980er-Jahren einem Zwang zur Doppelverdienerfamilie gewichen. Prekäre Beschäftigung nimmt zu. Teilzeit- und Leiharbeit, geringfügig Beschäftigte, befristete Dienstverhältnisse, freie Dienstnehmer, Werkverträge und Ein-Personen-Unternehmen werden oft als letzter Ausweg angenommen. Die Rechtssoziologie spricht von einer Erosion des Arbeitsrechts und einer Explosion der Niedriglöhner und Working Poor.
Zivilgesellschaft und Staat miteinander, nicht Zivilgesellschaft statt Staat
Obwohl soziale Hilfe eine staatliche Pflicht ist, finanzieren vielfach Private und Clubs, wie Rotary und Lions Maßnahmen, die die öffentliche Hand besorgen müsste. Für das Soziale Forum Grieskirchen gibt es somit auch künftig jede Menge Arbeit.
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