Künstliche Intelligenz
ChatGPT und Co Schülern nicht vorenthalten
"Reden wir #KI": Hermann Sikora moderiert am 25. April im Melodium Peuerbach eine Veranstaltung zu "Künstlicher Intelligenz" – kurz KI. Im Interview mit der BezirksRundSchau gibt der Buchkirchner einen Vorgeschmack auf das umfangreiche Thema.
PEUERBACH, BUCHKIRCHEN. "Ich sage immer, KI ist eine Art Wahrscheinlichkeitsmaschine", erklärt der Honorarprofessor für Wirtschaftsinformatik an der JKU und CEO der Raiffeisen Software GmbH, "eine spezielle Form von Software, die eine spezielle Form von Mathematik umsetzt." Aber KI ist nicht gleich KI, wie Sikora erklärt. Jede Ausprägung davon braucht viel Training in Form von von Daten, die man ihr vor der eigentlichen Nutzung "füttert", um überhaupt zu funktionieren. Da gibt es zum einen die analytische KI, die beispielsweise mit zig-tausenden Röntgenbildern darauf trainiert wurde, auf solchen Tumore möglichst frühzeitig zu entdecken – ein Assistenzprogramm, das Ärzte unterstützt.
"KI ist seit vielen Jahren in allen Formen von Assistenzsystemen im Einsatz",
sie kommt auch in der Analyse von Geschäftsdaten, der Bilderkennung, der Verkehrssteuerung oder beim autonomen Fahren zum Einsatz, erläutert der 60-Jährige.
"Sie kann sich auch irren"
"Das, wovon die Leute jetzt vor allem reden, ist die generative KI: Da gibt man der KI einen Text-Befehl, einen sogenannten "Prompt", etwas zu generieren",
so Sikora. Mit dieser zweiten Form der KI können - ebenfalls auf Basis von Daten, mit denen sie vorab trainiert wurde - Dinge neu kreiert werden: Reden, Aufsätze, Zusammenfassungen langer Texte, Gedichte, komplexe Grafiken, Designs aller Art, Fotos, Lösungen zu mathematischen Problemen und nun sogar auch Videos. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass KI aber keine Suchmaschine ist, mit der man Informationen verlässlich finden kann:
"KI analysiert einen Input und trifft Aussagen darüber oder generiert etwas. Sie kann sich auch irren. Man muss die KI als Vorlage verstehen, die man weiter bearbeiten kann",
betont Sikora. Dass KI nicht immer Recht hat, zeigte ein Experiment der BezirksRundSchau mit der KI-Anwendung "ChatGPT", als diese auf den Markt kam: Als sie nach Infos zum Landeshauptmann-Stellvertreter gefragt wurde, war er laut ChatGPT bereits nicht mehr unter uns – weitere Infos zum Experiment finden Sie hier:
ChatGPT und Co in der Bildung
KI nimmt einen Platz in vielen Bereichen des Lebens ein: In der Analyse von Kaufverhalten und zur Optimierung der Logistik, zur Routenplanung im Autonavi, in der Auswertung von Testreihen in der Pharmazeutik, im Bereich der Internetsecurity und auch in der Bildung.
"Wenn ich eine studentische Arbeit bekomme, die orthografisch und grammatikalisch fehlerfrei ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass eine KI dahintersteckt. Wobei ich damit nicht unbedingt ein Problem habe, solange auch gesagt wird, dass beispielsweise Chat GPT verwendet wurde. Ich werde die Studierenden dann ohnehin noch dazu prüfen, ob sie die Arbeit verstehen",
erläutert der Professor. "Die große Frage ist, wie wir KI in der Schule einsetzen wollen. Da habe ich eine klare Meinung: Wir können diese Werkzeuge den Schülern nicht dauerhaft vorenthalten. Das wäre eine Illusion. Wir müssen ihnen beibringen, wie man sie nützlich einsetzt und aufpassen, dass wir nicht auf das klassische Lesen, Schreiben und Rechnen verzichten. Wir sollten uns nicht freiwillig unterwerfen: Manche Menschen haben vielleicht Angst: 'Die KI wird einmal die Herrschaft übernehmen'. Die viel größere Gefahr ist jedoch, dass wir schleichend unsere Kulturtechniken verlernen." Die KI findet ihre Grenze darin, dass sie immer trainiert werden muss.
"Eine allgemeine KI, die sich alles selbst beibringt, sehe ich nicht am Horizont",
erläutert Sikora.
Verantwortungsvoller Umgang
"Jede Google-Suchabfrage hat einen CO2-Fußabdruck. Noch schlimmer ist das bei der KI, die sehr ressourcenintensiv ist. ChatGPT läuft in riesigen Rechenzentren, wo enorme Prozessoren verbaut sind. Da ist der Energiebedarf sehr groß. Wir werden irgendwann eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit von KI-Anwendungen bekommen, wenn zu Unterhaltungszwecken millionenfach irgendwelche Katzenbilder generiert werden", meint Sikora. Apropos Sinn: Der JKU-Professor empfiehlt, KI immer mit einem konstruktiv-kritischen Geist zu begegnen. Dazu empfiehlt er auch, sich "KI-fit" zu machen:
"KI-Nutzung ist nicht schwer zu lernen, im Internet gibt es jede Menge Kurse, auch gratis."
Zutritt verboten
Als jemand, der sich viel mit KI beschäftigt, hat Sikora dennoch gewisse Situationen und Orte, wo er bewusst darauf verzichtet: "Bei Gesprächen mit meiner Frau", lacht er. "
Außerdem habe ich bei mir keine Alexa, also einen sprachgesteuerten Computer, im Haus. Das möchte ich nicht, dass immer irgendwo eine KI mittrackt, was ich mache. My Home is my Castle, not my Computer."
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