Alois Pieber aus Wörterberg ist der letzte Rechenmacher Burgenlands
Seit mehr als 70 Jahren fertigt Alois Pieber Holzrechen per Hand an.
WÖRTERBERG (kv). Sein Großvater Alois gab die Fertigkeiten des Rechenmachens an Sohn Josef weiter, der es wiederum seinem Sohn Alois beigebracht hat. Als Alois Vater im Jahr 1959 verstarb, hatte er alles gelernt, was er wissen musste. "Dieses Handwerk lernt man nicht von heute auf morgen, dazu braucht es jahrelange Übung", sagt Alois Pieber.
Kalte Winterzeit
Die Landwirte nutzten die Winterzeit, um aus verschiedenen Holzarten die einzelnen Bestandteile der Rechen per Hand herzustellen. "Mein Großvater erzählte mir von einem Winter in den 1930er Jahren, wo sie über 5.000 Stück herstellten", erzählt Alois Pieber.
Am schwierigsten herzustellen ist der sogenannte „Holm“ oder „Rechenbalken“, auf dem die Zähne befestigt werden. Am besten eignet sich dafür das Holz der Rotbuche. Für die Zähne kann man Kirsch- oder Haselholz oder Ähnliches verwenden, hier ist man relativ frei. Die Rechenstange besteht aus Fichtenholz.
Das richtige Werkzeug
Unverzichtbar für die Herstellung eines Rechens ist die sogenannte "Huanzlbank", eine Art Holzsitzbank mit eingebautem Pedal, in die man die Holzteile einspannt, um sie bearbeiten zu können. Für die Löcher benutzt Alois Pieber einen modernen Bohrer, wobei er für den Stil immer noch den mechanischen Handbohrer verwendet - eine schweißtreibende Angelegenheit. Mit dem "Roafmesser" werden die Zähne in Form gebracht. Der Stil wird von der Rinde befreit, abgeschabt und mit der Kreissäge gespalten und gespreizt.
Wissen gerät in Vergessenheit
Fabrikserzeugung und die Umstellung in der Landwirtschaft auf Maschinen lässt die Kunst des Rechenmachens in Vergessenheit geraten. Alois Piebers Söhne Karl und Josef sind ihrem Vater zwar oft zur Hand gegangen, doch das Handwerk richtig erlernt haben sie nicht. Somit endet das Wissen um das Handwerk des Rechenmachens mit Alois Pieber, dem letzten Rechenmacher Burgenlands.
Handwerk neu beleben
Wörterbergs Vizebürgermeisterin BR Marianne Hackl möchte dieses alte Kunst neu beleben, weshalb sie einen Rechenmacherkurs ins Leben gerufen hat. „Es freut mich, dass alte Handwerkskunst im Burgenland noch gelebt wird. Das Handwerk ist wichtiger denn je und zeigt Chancen für den ländlichen Raum auf. Das Wissen soll für die nachfolgenden Generationen erhalten bleiben“, so Marianne Hackl.
Die gelehrigen Schüler Manfred Hackl, Martin Mussy und Eva Fugger starteten am 24. Feber 2018 mit ihren ersten Lektionen. Sie bewiesen durchwegs Talent, was Anlass zur Hoffnung gibt.
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